Die heutige Universität steht auf dem Boden bedeutender Traditionen; wichtige Kapitel der Kunst- und Baugeschichte in den vergangenen 150 Jahren wurden hier in Weimar mitgeschrieben. Anfangs eine rein künstlerische Lehranstalt, erhielt sie später den Charakter einer modernen technischen Hochschule mit zahlreichen bauwissenschaftlichen Disziplinen und ist jetzt wieder eine Einrichtung, in der Kunst und Technik zusammengeführt werden.
Die praxis- und forschungsorientierten Master-Studiengänge an der Fakultät sind im Zuge der Re-Akkreditierung konsolidiert und inhaltlich geschärft worden. So werden seit dem Wintersemester 2018/19 die forschungsorientierten Studiengänge „Master Urbanistik“ und „European Urban Studies“ (EUS) im Institut für Europäische Urbanistik (IfEU) konzentriert, während die praxisorientierten Studiengänge „Master Integrated Urban Development and Design“ (IUDD) und „Master MediaArchitecture“ unter dem Dach des bauhaus.instituts für experimentelle architektur (bauhaus.ifex) vereint sind.
Das gemeinsam vom Ehtiopian Institut of Architecture, Building Construction and City Development (EiABC) und Bauhaus-Universität Weimar gegründete Emerging City Lab soll sich als Forschungs- und Lehrzentrum zu Fragestellungen zu Bau und Planung von emerging cities etablieren. de/architektur-und-urbanistik/institute/bauhaus-ifex/emerging-city-lab-addis-ababa/
Die Fakultät Architektur der Bauhaus-Universität Weimar ist eine der ersten Fakultäten, die nicht nur auf das Bachelor- und Mastersystem gemäß der Vorgaben des Bologna-Prozesses umgestellt hat, sondern auch die erste Architekturfakultät Deutschlands deren Studienprogramme akkreditiert wurden.
Damit schafft sie beste Voraussetzungen für die internationale Vergleichbarkeit ihrer Studiengänge und ermöglicht ihren Studierenden den leichteren Wechsel ins Ausland, wie auch ausländische Studierende einen besseren Zugang zu den Weimarer Studiengängen erhalten.
Das Institut für Europäische Urbanistik (IfEU) ist für die Organisation und Durchführung von mittlerweile drei Masterstudiengängen und zwei Promotionsprogrammen verantwortlich: den englischsprachigen viersemestrigen Masterstudiengang “Europäische Urbanistik” (EU, seit 1999), das Internationale Promotionsprogramm “Europäische Urbanistik“ (IPP, seit 2002), das viersemestrige englischsprachige Studienprogramm „Integrated International Urban Studies“ (IIUS, seit 2004, seit 2010/11 als eigenständiger Masterstudiengang Advanced Urbanism (AdUrb), das bi-nationale Promotionsprogramm Urban Heritage (UH, seit 2008), der Masterstudiengang Urbanistik (U, seit 2010).
Der vielzitierte Satz von Walter Gropius von der »Einheit von Kunst und Technik« wurde mit neuem Sinn erfüllt. Die ingenieurwissenschaftliche Ausbildung durch eine künstlerische zu erweitern, nicht Kunst oder Technik, sondern Kunst und Technik, ist Ziel der Universität; ein einmaliges Konzept, das eine klassische Ingenieur- oder Kunsthochschule nicht bieten kann. Diesem neuen, modernen und zukunftsweisenden Profi l wurde mit dem Beschluss des Konzils im Oktober 1995 für eine Namensänderung Rechnung getragen: »Bauhaus-Universität-Weimar«. Ein Jahr später konnte in einem Festakt die offizielle Umbenennung begangen werden.
Mit der politischen Wende setzte ein Prozess des Umbaus und der Orientierung auf die Erfordernisse einer weltoffenen Hochschule ein. Die Fakultäten wurden neu strukturiert: Städtebau und Regionalplanung wurden mit der Architektur zusammengeführt und die Baustoffkomponente in die Fakultät Bauingenieurwesen integriert.
Zum Wintersemester 1993/94 erfolgte die Gründung der Fakultät Gestaltung, so dass ein breites Spektrum von Freier Kunst über Design, Visueller Kommunikation, Architektur und Stadtplanung, Bauingenieurwesen bis zur Informatik angeboten werden konnte, und die Hochschule zu einer Universität des »Bauens und Gestaltens« formte.
Im Jahre 1954 erhielt die Hochschule eine Rektoratsverfassung. Erster Rektor war der Architekt Otto Englberger. Zwei neue Fakultäten wurden eröffnet: die Fakultät Bauingenieurwesen und die Fakultät Baustoffkunde und Baustofftechnologie.
Die Hochschule entwickelte sich zu einer der bedeutendsten Hochschulen ihrer Art in der DDR, die sich durch ein breites Spektrum bauwissenschaftlicher Fachgebiete auszeichnete. Die Hochschulreform 1968 brachte einerseits eine Ausweitung auf fünf Sektionen (Fakultäten): Architektur, Bauingenieurwesen, Baustoffverfahrenstechnik, Rechentechnik und Datenverarbeitung, Gebietsplanung und Städtebau; aber andererseits eine an der zentralistischen Wirtschaftsleitung orientierte Organisationsform, die sich zum Nachteil einer freien Entwicklung von Lehre und Forschung auswirkte.
Nach dem 2. Weltkrieg baute der Architekt Hermann Henselmann im Geiste von »Antifaschismus und demokratischen Aufbaubestrebungen« unter der sowjetischen Besatzungsmacht die Schule neu auf. Anknüpfungspunkte sah man in humanistischen Traditionen und anfangs auch beim Bauhaus. Die Erfordernisse des dringlichen Wiederaufbaus bestimmten ihre Ziele. Infolge der »staatlichen Strukturreform« wurde 1951 die Abteilung bildende Künste aufgelöst. Es erfolgte eine Namensänderung in »Hochschule für Architektur«.
Im Jahre 1930 gelang es den Nationalsozialisten in Thüringen, den Architekten Paul Schultze-Naumburg als Direktor der Hochschule einzusetzen, der sie radikal reformierte. Mit einem alternativen Konzept zur Moderne orientierte er auf heimattümliche, nationale Werte, die der »Blut-und-Boden«-Ideologie entsprachen.
Architekturhochschule, Kunsthochschule und Handwerksschule waren zwar formell zusammengeschlossen, führten aber ein relatives Eigenleben. Eine Architektur im Heimatschutzstil und gediegene Handwerklichkeit kennzeichneten ihre Arbeiten.
Die Nachfolgeeinrichtung des Bauhauses stand unter Leitung des Architekten Otto Bartning und bot in Weimar erstmals eine reguläre Architektenausbildung an. Die Werkstätten folgten dem vom Bauhaus eingeschlagenen Kurs der Industrieformgestaltung.
So blieb die Hochschule weiterhin den Bestrebungen der Moderne in diesen Jahren verbunden und stand auf der Höhe der Zeit.
Schon im Jahre 1921 löste sich die mehr traditionell orientierte Kunsthochschule wieder vom Bauhaus und setzte diesen Weg unabhängig fort.
Im April 1919 gelang es dem Architekten Walter Gropius, mit Unterstützung der provisorischen republikanischen Regierung des Freistaates Sachsen-Weimar-Eisenach das Staatliche Bauhaus in Weimar zu gründen, das beide, die Kunsthochschule und die Kunstgewerbeschule, mit einem neuartigen Programm zusammenführte. Das Bauhaus suchte unter der Ägide der Architektur nach einem neuen Ansatz zur Vereinigung aller gestalterischen Disziplinen.
Es reformierte die Kunstpädagogik, indem es sich vom akademischen Bildungsbetrieb abwandte, Gestaltungsgrundlagen auf neue Art vermittelte und insbesondere die Werkstatt für die handwerkliche, später auch für die moderne industrieformgestalterische Ausbildung favorisierte. Zu einer regulären Architektenausbildung fehlten allerdings die Mittel. Aus politischen Gründen wurde das Bauhaus 1925 aus Weimar vertrieben und setzte danach seine Arbeit in Dessau fort. Als moderne Schule für Gestaltung sollte es Weltbedeutung erlangen.
Zur Beförderung des Kunsthandwerks im Großherzogtum wurde 1902 der Belgier Henry van de Velde nach Weimar berufen. Er gründete ein kunstgewerbliches Seminar, dem 1907 die Großherzogliche Kunstgewerbeschule folgte, die er bis zu ihrer Schließung im Jahre 1915 leitete. Die Arbeit der Schule wurde vom Jugendstil und den Ideen der Kunsterneuerungsbewegung bestimmt, so wie sie auch van de Velde vertrat. Die Kunstgewerbeschule erlangte Einfl uss auf die künstlerische Gestaltung von Erzeugnissen des Thüringer Handwerks und der Industrie. Kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges kündigte van de Velde unter dem Eindruck zunehmender Ausländerfeindlichkeit sein Arbeitsverhältnis; 1917 verließ er Deutschland.
Im Jahre 1860 gründete Großherzog Carl Alexander die Kunstschule, die zunächst Maler ausbildete. Diese Schule löste sich bald von den akademischen Traditionen und ging andere Wege, als sie vom Hof erwartet wurden. Ununterbrochenes Studium der Natur war das Gebot, das Lehrer und Schüler, ähnlich wie die französischen Impressionisten, zu einer realistischen Bildauffassung führte. Unter dem Begriff »Weimarer Malerschule« ging sie in die Kunstgeschichte ein. Im Jahre 1910 wurde die vergrößerte Einrichtung, die jetzt auch Bildhauer ausbildete, in den Rang einer Hochschule für bildende Kunst erhoben.
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