Das zentrale Interesse
Das zentrale Interesse der Professur Denkmalpflege und Baugeschichte gilt der Bedeutung und der Funktion historischer Bauten sowie der Geschichte des Bauens für die Gesellschaft der Gegenwart.
Dabei geht es nicht darum, die Gegenwart allein als Resultat einer langen Geschichte zu begreifen, sondern im Gegenteil, unsere gebaute Umwelt über die Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte in all ihrer Komplexität und Bedeutung zu verstehen.
Lehrgebiete
Die beiden Disziplinen, welche die Professur umfasst, beschäftigen sich beide mit Architektur aus vergangenen Zeiten, haben aber jeweils eigene Ziele und Erkenntnisinteressen.
Bei der Baugeschichte, die Bauten und Bauprozesse der Vergangenheit untersucht, ist der Erkenntnisprozess zugleich das Ziel. Es geht darum, ein Verständnis für das komplexe Zusammenspiel gesellschaftlicher, baukonstruktiver und semantischer Wirkmechanismen zu entwickeln, die zur Ausbildung der jeweiligen Bautypen, Stadträume und architektonischen Detaillösungen geführt haben – und weiterhin führen. Überdies schult die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Bauens das Reflexionsvermögen hinsichtlich zeitgenössischer Architektur.
Die Denkmalpflege hingegen beschäftigt sich mit der Verknüpfung von Architektur und Erinnerung. Sie fragt danach, aus welchen Gründen und auf welche Weise Gesellschaften bestimmte Gebäude und Ensembles erhalten (wollen). Und darüber obliegt es ihr, für die als Denkmale definierten Objekte Erhaltungs- und Vermittlungsstrategien zu entwickeln.
Ziel beider Lehrgebiete ist die Kompetenzbildung der Studierenden im Themenfeld Bauen im Bestand. Hierzu gehört das Vermitteln sowohl von Fach- als auch methodischem Wissen. Wie können Potentiale bislang für obsolet gehaltener, unterschätzter oder missachteter Bauten erkannt und erschlossen werden? Wie kann man substanzschonend und klug mit dem Bestand umgehen?
Forschungsschwerpunkte
Die Forschungsinteressen der Professur sind ebenfalls in beiden Disziplinen verortet. Zu unseren Schwerpunkten gehört die Beschäftigung mit konfliktbehaftetem, unbequemem Erbe. Neben den architektur- und planungshistorischen Fragen interessiert uns das Spannungsverhältnis zwischen Architektur und Gesellschaft, sowohl auf der theoretischen Rezeptionsebene von Denkmal-, Mahnmal- und Erinnerungskulturen wie auch auf der Ebene des praktischen Umgangs mit der Substanz.
In diesem Kontext und darüber hinaus steht das bauliche Erbe des 20. Jahrhunderts in unserem Forschungsfokus. Hierbei beschäftigen wir uns – neben städtebaulichen Aspekten - auch mit der „Frühdiagnose“ potentieller Denkmale, d.h. dem Erkennen und Vermitteln der gerade bei jüngeren und jüngsten Baubeständen in der Öffentlichkeit oft (noch) schwer zu vermittelnden Denkmalwerte.
Einen weiteren Schwerpunkt an der Professur bildet – epochenunabhängig – die Bauforschung, vor allem bezogen auf historische Baumaterialien und Konstruktionsweisen und deren Nutzbarmachung für das zeitgenössische Bauen.
Und schließlich versteht es sich für eine historisch orientierte Universitätsprofessur, dass wir uns mit der Geschichte und der Theorie unserer eigenen Disziplinen beschäftigen.
Die Professur Denkmalpflege und Baugeschichte gehört zum Bauhaus-Institut für Geschichte und Theorie von Architektur und Planung, zum Institut für Europäische Urbanistik und ist am Internationalen Heritage-Zentrum und dem Graduiertenkolleg Identität und Erbe beteiligt.
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