(Neu-)Organisation des sozialen Wohnungsbaus? Möglichkeiten und Perspektiven einer Rekommunalisierung des sozialen Wohnungsbaus
Programm
Nachwuchsforscherinnengruppe "Soziale Wohnraumversorgung in wachsenden Stadtregionen" (HBS-NFG, Laufzeit: 2016-2019)
Kurzdarstellung
Die Dissertation setzt sich mit (Re-)kommunalisierungsperspektiven im sozialen, kommunalen und gemeinwohlorientierten Wohnungsbau auseinander und zielt darauf ab, Konzepte und Strategien der Rekommunalisierung sozialer Wohnraumversorgung im Kontext der interdisziplinären Wohnungs- und Infrastrukturforschung zu untersuchen und hinsichtlich ihrer Potenziale und Schwächen zu evaluieren. Das Thema der „Rekommunalisierung“ erlangte in den letzten Jahren zunehmend an Aufmerksamkeit. Im Zentrum stand hierbei zumeist der Rückerwerb zuvor privatisierter Leistungen, im Bereich technischer und netzgebundener Infrastrukturen die vielerorts diskutiert und zum Teil forciert wurde. Soziale Bewegungen waren hierbei eine wichtige Triebkraft dieser Rekommunalisierungsprozesse wie sie bspw. im Berliner Energievolksentscheid oder Berliner Wassertisch zu beobachten waren. Im Feld der sozialen Wohnraumversorgung lässt sich unterdessen Vergleichbares beobachten: Soziale Bewegungen reklamieren derzeit in Deutschland die Rekommunalisierung von Wohnraum. Allerdings sind sowohl die wissenschaftliche als auch die politische Debatte um die Dekommodifizierung sozialen Wohnraums weniger weit fortgeschritten und weiter von der Umsetzung entfernt, als dies in anderen Bereichen der öffentlichen Infrastruktur zu beobachten ist.
Die Arbeit hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, zu untersuchen, inwiefern (Re-)Kommunalisierungen im Bereich der Wohnungsversorgung umgesetzt werden sowie welche Strategien und Konzepte hierbei zur Anwendung kommen. Anhand einer Fallstudie in Berlin wird hierbei untersucht, in welcher Form und auf welche Weise die (Re-)Kommunalisierung eine Möglichkeit bietet Wohnraum dem gewinnorientiert organisierten und finanzialisierten Wohnungsmarkt zu entziehen und welchen Anforderungen sie hierbei genügen sollte. Auf der Grundlage von ExpertInneninterviews werden hierbei sowohl die in der Praxis zum Einsatz kommenden Instrumente der (Re-)Kommunalisierung als auch verschiedenen (Re-)Kommunalisierungsverständnisse der beteiligten Akteure in den Blick genommen und Potentiale und Schwächen für die Ausweitung bezahlbarer Wohnungsbestände evaluiert. Das Ziel ist es hierbei eine strategische Perspektive für die (Re-)Kommunalisierung von Wohnungsbeständen zu eröffnen welche die aktuelle Wohnungsmarktsituation und der ihr immanenten diskriminierenden, profitorientierten und sozial segregierenden Strukturen überwindet.
Verfasserin
Inga Jensen studierte Politikwissenschaften im Bachelor an der Philipps-Universität Marburg und Historische Urbanistik im Master an der Technischen Universität Berlin. Neben dem Studium arbeitete sie an verschiedenen Forschungsprojekten unter anderem mit einem Schwerpunkt auf die Neue Wohnungsgemeinnützigkeit. Seit 2016 promoviert sie mit einem Stipendium der Hans-Böckler Stiftung im Rahmen der Nachwuchsforscherinnengrupppe „Soziale Wohnraumversorgung in wachsenden Stadtregionen“ bei Prof. Dr. Barbara Schönig an der Bauhaus-Universität Weimar zur Fragen der (Re-)Kommunalisierung von Wohnraum. Seit 2019 ist sie gewähltes Redaktionsmitglieder der PROKLA – Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft. Weitere Informationen finden Sie hier.
Kontakt