Beschreibung: |
Förderung der individuellen künstlerischen Arbeit und Fortführung des Professionalisierungs-Diskurses. Fakultative Themen in diesem Semester sind a) Obsession und b) Alter Ego.
Medien: Konzeptuelle und experimentelle Fotografie, Video, (kontextuelle) Installation, Malerei, Zeichnung, Objekt , Performance, Intervention.
Über die Auseinandersetzung der individuellen künstlerischen Arbeit und vorhandener Werkgruppen hinaus werden in diesem Semester als wählbare Themen "Obsession" und Alter Ego angeboten.
Insbesondere auch nach dem Besuch bei Jonathan Meese im vergangenen Semester stehen weiterhin Fragen nach Selbstentwürfen, Weltbildern, Eigensinn und Professionalisierung in der Diskussion. Für dieses Sommersemester ist ein Besuch von Jonathan Meese im StudentInnen-Atelier in Weimar angefragt.
a) Obsession
Das Potential des OBSESSIVEN - welches vor allem in einer Steigerung der Intensität und Produktivität durch fortwährendes wiederholtes Durcharbeiten und Durchdringen der eigenen künstlerischen Thematik besteht bedingt sich durch Differenz und Wiederholung. Leere und Besetzt-Sein sowie Freiheit und Zwang.
Die bereits im letzten Semester begonnene Auseinandersetzung mit künstlerischen Positionen, die sich obsessiv einer bestimmten Thematik und einer bestimmten Selbst(ent)äußerung verschrieben haben, wird durch die Fokussierung auf die Themen Kunst und Leben und dem Spannungsfeld zwischen Genie und Wahnsinn, das auf prekäre Weise auf gängige Künstlerklischees zurückgreift, erweitert. Kurzvorträge von Anke Stiller veranschaulichen diverse künstlerische Positionen und Gegen-Positionen zum Thema (z.B. Orlane, Flatz, Dali, Nitsch, Sehgal).
b) Alter Ego
Zum Thema ALTER EGO können künstlerische Positionen entwickelt werden, die sich mit Strategien der Selbstinszenierung des eigenen anderen Ichs auseinandersetzen. Gemeint ist das Spiel mit der Inszenierung des Ichs als ein weiteres, ein anderes Ich und das Austesten der Möglichkeiten der eigenen Selbstentwürfe. (Kurzvorstellungen von KünstlerInnen wie Claude Cahun, Urs Lüthi, Cindy Sherman, Xavier le Roy und so genannte Living Sculptures wie Gilbert and George oder Eva und Adele sind geplant).
Prof. Dr. Kai-Uwe Schierz, der das Projekt kunstwissenschaftlich begleitet, verbindet die Identitätsfrage im Alter Ego-Thema mit einem spezifischen Diskurs zu Alter Ego Heimat:
Seit der schrittweise vollzogenen historischen Lösung europäischer Künstler aus festen Auftraggeber-Verhältnissen (Renaissance Moderne) setzte sich immer stärker eine Auffassung vom künstlerischen Werk als dem Alter Ego des Künstlers durch. Der Künstler schafft aus innerem Antrieb (Selbstauftrag) heraus, folgt gestalterisch den Eingebungen innerer Notwendigkeit (Kandinsky). In der Folge ist das Kunstwerk persönlichster Ausdruck des Schaffenden, also eine Art von Selbst-Bild ein im Produktionsprozess aus sich heraus gestelltes Alter Ego.
Diese zum Teil immer noch geltende Grundannahme zum künstlerischen Schaffen wird im Laufe des 20. Jahrhunderts jedoch von Künstlern und Theoretikern zunehmend kritisiert (Verlust des Autors, Kontextualisierung). Thematisiert werden nun die komplexen Einbindungen der Künstler in (auch die Abhängigkeiten von) historische(n), soziale(n), ethnische(n) Zusammenhänge(n), welche die Identität, das Selbstbild der Künstler und ihre gesellschaftliche Rolle bestimmen. In diesem Bewusstsein, das zugleich auf die Dimensionen der Globalisierung reagiert, gewinnt der Begriff der Heimat eine neue fragliche Qualität. Heimat nicht nur als geografische Bezugsgröße (wo komme ich her), sondern als umfassende Größe der Identifikation (wem gehöre ich zu, wozu bekenne ich mich), die geistig-kulturelle Gemeinschaft und entsprechende Leitbilder stärker wirken lässt als familiäre Bande.
Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass sowohl die Auffassung vom Geschaffenen als dem Alter Ego des Künstlers als auch die Auffassung von der Kontext-Determinierung des Wissens, Empfindens, Entscheidens im künstlerisch-gestalterischen Prozess Konstrukte sind, nichts Naturgegebenes, sondern etwas kulturell Hergestelltes. Es sind Bilder für Identität, die der Orientierung im Prozess dienen und komplementär aufeinander bezogen werden können, auch wenn in der Praxis mal die eine, mal die andere Bezugsgröße überwiegt.
Ein umfangreicher Semesterapparat zu den Projekt-Themen ist in der Bibliothek eingerichtet.
Exkursionen: Zur Documenta findet eine Exkursion vom 25. 28. Juni 2007 nach Kassel statt. Ein Besuch incl. Führung und Diskussion mit Prof. Dr. Schierz in der Kunsthalle Erfurt zur Ausstellung Soll und Haben von Caroline Hake ist vorgesehen.
Für StudentInnen mit dem Schwerpunkt Malerei/Zeichnung besteht die Möglichkeit einer zusätzlichen Konsultation bei Toni Wirthmüller.
Für die höheren Semester-Studierenden stehen für den konkreten Professionalisierungs-Support von Werk und Person alle bisher bekannten Angebote der Projekte Ohne Titel I, II, III und IV zur Verfügung. (Siehe dazu ausführliche Beschreibungen in den vorherigen Projekt-Ankündigungen unter http://www.uni-weimar.de/gestaltung/cms/struktur/freie-kunst/prof-elfi-froehlich/projekte/
Zum Rundgang finden Ausstellungen des Projektes in den Ateliers als auch in einem externen Ausstellungsraum statt.
Es ist zu beachten, dass über die verbindliche Plenum-Anwesenheit über Donnerstag hinaus eine Präsenz für individuelle Ateliergespräche und projektinterne Veranstaltungen in der Kernzeit von 14.30 16.oo Uhr freitags vorausgesetzt wird.
Eine Projektvorstellung findet im Rahmen der Projektbörse am Montag, 2. April 2007 statt. Aufnahme von neuen Studierenden in das Projekt erfolgt nur nach persönlicher Konsultation mit Arbeitsproben am Dienstag, 3. April 2007 von 10.0012.00 Uhr im Raum 003, van de Velde Bau (VdV), Geschwister-Scholl-Straße 7 oder Abgabe einer Mappe von Arbeitsproben im Sekretariat Freie Kunst, (VdV), Raum 001, bis 3. April, 12.00 Uhr. Die Arbeitsproben können am nächsten Tag in Raum 001 abgeholt werden. Bitte beachten Sie die Aushänge am Dekanat und am Raum 003.
Plenum: Donnerstags 11.00-12.30 Uhr und 14.30-16.00 Uhr
Kernzeit für Ateliergespräche: Freitags 14.30-16.00 Uhr
Atelier 209-211, Geschwister-Scholl-Str.8
Beginn: Do. 5. April 2007, 11.00 Uhr |