Sprache schafft Wirklichkeiten. Die Verwendung einer gendersensiblen Sprache ist damit ein einfaches, aber sehr wirksames Mittel, alle einzubeziehen und der Gleichbehandlung aller Menschen — unabhängig von ihrem Geschlecht und ihrer Geschlechtsidentität — Ausdruck zu verleihen.
Am 10. Oktober 2017 hat das Bundesverfassungsgericht in einem Beschluss die Unvereinbarkeit des bisherigen Personenstandsrechts mit den grundgesetzlichen Anforderungen in Bezug auf das Diskriminierungsverbot und das allgemeine Persönlichkeitsrecht festgestellt. Daraus resultierte am 18. Dezember 2018 die Änderung des Personenstandsregisters, dem ein dritter positiver Geschlechtseintrag (»divers«) hinzugefügt wurde.
Mit dem Urteil hat das Bundesverfassungsgericht jedoch nicht allein die Notwendigkeit der Änderung des Personenstandsregisters bestätigt. In Bezug auf das im Grundgesetz festgeschriebene Persönlichkeitsrecht betont das Gericht zudem die Gleichrangigkeit aller Geschlechtsidentitäten und verdeutlicht die Verpflichtung des Staates, vor Diskriminierung aufgrund des Geschlechts zu schützen.
Somit sind auch Universitäten als öffentlich-rechtliche Körperschaften unmittelbar verpflichtet, die Grundrechte von nicht-binären Personen zu wahren und sicher zu stellen, dass eine tatsächliche Gleichstellung nicht-binärer Personen in zahlreichen Lebenskontexten erfolgt und ihre Existenz anerkannt wird. Sprache stellt einen dieser Lebenskontexte dar.
Das Urteil und die darin bestätigte Verpflichtung, vor Diskriminierung aufgrund des Geschlechts zu schützen, stellen einen wichtigen Anlass dar, gendergerechte Sprache erneut in den Fokus zu rücken und die vielfältigen Möglichkeiten aufzuzeigen, sprachliche Diskriminierung zu vermeiden und in geschriebener und gesprochener Sprache alle — Frauen, Männer und Menschen, die sich nicht in binären Geschlechterkategorien verorten — diskriminierungsfrei anzusprechen und einzubeziehen.
Sprache verändert sich fortlaufend. Sie kann aber auch aktiv verändert werden, um Diskriminierung und Ausgrenzung entgegenzuwirken.
Wir empfehlen daher die Verwendung von genderneutralen Formulierungen und die Benutzung des Gendersternchens*.
Das Gendersternchen* wird zwischen die weibliche und männliche Form eines Wortes gesetzt und schafft damit sprachlich Raum für Menschen, die sich nicht mit den Kategorien »Frau« oder »Mann« identifizieren.
So werden alle in der Sprache sichtbar gemacht und einbezogen.
Alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten werden sprachlich sichtbar gemacht.
z.B.:
der*die Student*in
ein*e Student*in
die Student*innen
der*die Doktorand*in
Doktorand*innen
der*die akademische Mitarbeiter*in
akademische Mitarbeiter*innen
der*die Professor*in
Professor*innen
In der gesprochenen Sprache wird das Gendersternchen durch eine kurze Sprechpause (glottal stop) gekennzeichnet.
Alternativ können z.B. auch der Gendergap (Student_in/ jede_r Student_in) oder der Gender-Doppelpunkt (Student:in) Verwendung finden.
Varianten wie die Doppelnennung, das Binnen-I oder der Schrägstrich basieren auf der Vorstellung binärer Geschlechterkategorien und schließen somit nicht-binäre Menschen aus.
In vielen Kontexten ist das Geschlecht nicht relevant. Hier können neutrale Formulierungen gewählt werden, die kein Geschlecht hervorheben. Zudem können komplizierte Konstruktionen häufig durch neutrale Formulierungen vermieden werden.
Neutrale Begriffe:
Ansprechperson
Personal
Team
Angestellte
Beschäftigte
Lehrkraft
Lehrperson
Studieninteressierte
Leitung
Fachleute
Teilnahmeliste
Koordination
Vorsitz
Antragsstellung
das Kollegium
die Studierendenschaft
…
Pronomen und geschlechtsneutrale Formulierungen:
a) Die gegenderten Pronomen »jede«/»jeder« sowie »jedermann« können in vielen Fällen durch das geschlechtsneutrale Pronomen »alle« oder durch Formulierungen wie »jede Person« oder »alle Personen« ersetzt werden.
Statt | Besser |
---|---|
Jedermann kann am Wettbewerb teilnehmen. | Alle können am Wettbewerb teilnehmen. |
Teilnehmen kann jeder, der ... | Teilnehmen kann jede Person, die ... |
b) Zwar gelten die Pronomen »jemand« und »niemand« als geschlechtsneutral. Dennoch sollten Sie darauf achten, nicht mit einem maskulinen Relativpronomen auf sie Bezug zu nehmen.
Statt | Besser |
---|---|
Gesucht wird jemand, der gute Deutschkenntnisse hat. | Gesucht wird jemand mit guten Deutschkenntnissen. Gesucht wird eine Person mit guten Deutschkenntnissen. Gute Deutschkenntnisse werden erwartet/vorausgesetzt. |
c) Vermeiden Sie die unpersönliche Form »man«. Versuchen Sie stattdessen, konkret zu benennen, wer mit »man« gemeint ist. Je nach Kontext können Sie »man« auch durch Passivkonstruktionen, direkte Anrede, »wir« bzw. »ich« oder die inklusive Neuschöpfung »mensch« ersetzen.
Statt | Besser |
---|---|
Über Geld spricht man nicht. | Ich möchte nicht über Geld sprechen. Die Leute sprechen ungern über Geld. |
Man könnte dazu vielleicht einen Bericht schreiben. | Dazu könnte vielleicht ein Bericht geschrieben werden. Die Kommunikationsabteilung könnte dazu vielleicht einen Bericht schreiben. Du könntest dazu vielleicht einen Bericht schreiben. |
Man braucht dazu … | Sie brauchen dazu … Mensch braucht dazu … |
Substantivierte Plural-Partizipien: Studierende, Lehrende, Mitarbeitende, Teilnehmende
Verzicht auf Personennennungen (durch Partizipien, direkte Anrede, Passiv- oder Infinitivformulierungen etc.): Die Teilnahme am Seminar berechtigt zur Benutzung der Software. Die Bibliothek steht Ihnen zur Verfügung. Herausgegeben von… lesefreundlich, benutzungsfreundlich, …
Auch für die schriftliche Ansprache gibt es gendergerechte Formulierungsmöglichkeiten.
bekannte Person: gewünschte und bekannte Anrede
unbekannte Person: „Sehr geehrte*r Vorname Name“, „Guten Tag Vorname Name“
mögliche Erläuterung am Ende des Anschreibens:
„Guten Tag Vorname Name/Sehr geehrte*r Vorname Name, die Bauhaus-Universität Weimar möchte alle Menschen mit der von ihnen bevorzugten Anrede ansprechen. Im Erstkontakt nutzen wir deshalb die Anrede „Guten Tag Vorname Name“ bzw. „Sehr geehrte*r Vorname Name“. Bitte teilen Sie uns mit, wie wir Sie künftig anschreiben können.“
Ansprache mehrerer Personen: Sehr geehrte Studierende, Liebe Studieninteressierte, Sehr geehrte Teilnehmer*innen, Sehr geehrtes Planungsteam, Sehr geehrte Interessierte, Sehr geehrte Stipendienkommission,…
(Da die Zielgruppe meist bekannt ist, kann sie konkret adressiert werden und die Anrede
„Sehr geehrte Damen und Herren“ oftmals umgangen werden.)
Erfragen der gewünschten Anrede in Kontaktformularen:
Herr
Frau
gewünschte Anrede: _____
Gendergerechte Listen und Formulare
Auf gechlechtsspezifische Angaben und Anreden auf Anmeldelisten, Teilnahmelisten etc. kann verzichtet werden. Formulare, die eine Angabe des Geschlechts erfordern, enthalten bestenfalls fünf Kategorien: weiblich, männlich, divers, X (im internationalen Kontext üblich), kein Eintrag.
Angabe des Status
( ) Ich studiere an der Bauhaus-Universität Weimar
( ) Ich promoviere an der Bauhaus-Universität Weimar
( ) Ich arbeite an der Bauhaus-Universität Weimar als…
…
Formulieren von gendergerechten Texten
Denken Sie beim Formulieren grundsätzlich Geschlechtervielfalt mit und überprüfen Sie, ob sich Menschen durch die verwendete Sprache diskriminiert und ausgeschlossen fühlen könnten. Generell ist es einfacher, einen Text gleich gendergerecht zu formulieren, statt ihn im nachhinein zu gendern. Achten Sie auf eine einheitliche gendergerechte Sprache (z.B. durchgehende Verwendung des Gendersternchens*). Eine Kombination mit geschlechtlich neutralen Formulierungen ist möglich und sinnvoll.
Auch bildliche Repräsentationen schaffen Realitäten und Identifikationsmöglichkeiten. Somit kann eine Bildauswahl ebenfalls diskriminierend sein. Versuchen Sie, auch in Ihrer Bildsprache Geschlechtervielfalt widerzuspiegeln und stereotype Darstellungen, Unausgewogenheiten und Ungleichheiten zu vermeiden.
Den englischen Sprachleitfaden, »Changing Language Together. Guidelines for the Use of Gender-Inclusive Language«, finden Sie hier.
Wechsel zwischen Farb- und Schwarz-Weiß-Ansicht
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Wechsel der Hintergrundfarbe von Weiß zu Schwarz
Darkmode aktiv
Darkmode nicht aktiv
Fokussierte Elemente werden schwarz hinterlegt und so visuell hervorgehoben.
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Animationen nicht aktiv