Entwurf im Projektmodul — master — sommer 2021
Das Bauen mit Holz ist im Zuge einer breiten Debatte zum Klimawandel gegenwärtig dabei, zu einem zentralen Thema unter Architekten und innerhalb der gesamten Branche zu werden. War noch bis vor wenigen Jahren Beton der Liebling der Architekten, so nimmt die Verwendung von Holz als Werkstoff immer mehr an Fahrt auf. Zwar sprechen die Zahlen der Bauindustrie immer noch eine Sprache der Zementwerke, aber im Diskurs über nachhaltiges Bauen hat Holz inzwischen seinen Konkurrenten aus Erz und Mineralien, ganz zu schweigen von erdölbasierten Produkten, den Rang abgelaufen. Die bislang eher als Sonderlinge betrachteten Architekten, welche sich dem Material Holz mit seinen konstruktiven, ästhetischen und kulturellen Qualitäten schon früh verpflichtet fühlten, werden nun zu Vorreitern einer alternativen Architektur, die für sich in Anspruch nehmen kann nachhaltiger zu sein, als der Status quo des Bauens aus Beton und Stahl. Dabei war Holz in der Architektur nie verschwunden. Als Material für den Innenausbau stand es zumindest bei Architekten immer hoch im Kurs. Allerdings fällt das konstruktive Bauen mit Holz aufgrund seiner Schwächen im Brandschutz, Schallschutz und Feuchteschutz sowie der durch das natürliche Material bedingten Bauteilabmessungen ungleich schwerer. Im Gegensatz zum Alleskönner Stahlbeton muss mit Holz wahrhaftig konstruiert werden und die Architekt*in muss sich im Umgang mit Holz viel stärker als Generalist der Disziplinen beweisen.
Mit dem Projekt für ein Forschungszentrum zum Bauen mit Holz, einem Laboratorium Lignum, wollen wir dem neuen Stellenwert des Materials Rechnung tragen. Wir suchen nach einem Ort, an dem das Praktische mit dem Theoretischen in einer nachhaltigen und kulturell verankerten Architektur vermittelt werden kann. Hier soll rund um das Holz geforscht, gelehrt und gelernt werden. Natürlich soll dieser Ort selbst aus Holz entstehen. Möglicherweise aus Bäumen der Umgebung, vom Sägewerk nebenan geschnitten und von Unternehmen aus der Region gebaut. Das kleine Städtchen Tannroda wird uns als Entwurfsort dienen. Es liegt unweit von Weimar zwischen Bad Berka und Kranichfeld im Ilmtal. Vor Ort befindet sich ein Sägewerk und drumherum steht viel Wald. Auf einer Ilminsel, auf welcher vorher eine Papierfabrik beheimatet war, soll sich das Laboratorium Lignum entfalten können.