Der Montag hat einen zwiespältigen Ruf: Die einen verabscheuen ihn als Rückkehr in die Mühlen des Alltags, die anderen begrüßen ihn als Neuanfang.
Auf einen solchen Neuanfang hofft auch das Projekt „Protokoll M“. Es entstand aus der Idee einer interdisziplinären Abschlussarbeit zwischen Pauline Bönisch, Joel Schülin (Master of Urban Studies) und mir, Paula Holzhauer (Master of Media Art and Design). Im Mittelpunkt stand die künstlerische und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem urbanen Phänomen der Weimarer „Montagsdemonstration“. Gemeinsame Routinen und unterschiedliche Perspektiven zeichneten ein komplexes Bild der Stadtgesellschaft und ließen aus der kollektiven Zusammenarbeit zwei Arbeiten mit unterschiedlichen Schwerpunkten entstehen.
„Protokoll M – oder der Tag, an dem der Wolf anfing, den Mond zu jagen“ ist ein installatives Kammerhörspiel, das eine Art Selbsthilfegruppe für Anwohnende beschreibt, die seit Monaten den wöchentlichen Demonstrationen in ihrem eigenen Haus ausgesetzt sind. Sie kommen in den Raum mit der Frage, wie sie sich zu der Bewegung und ihren Beteiligten verhalten sollen, ob sie etwas dagegen tun sollen und wie ein Dialog sinnvoll sein könnte. Der Text basiert auf Transkripten von Interviews, die mit Bewohnenden geführt wurden, sowie auf eigenen Beobachtungen aus dem Inneren der Demonstration. Die Rollen sind fiktiv, basieren aber auf interviewten Personen aus dem Lebensraum, sowie Akteur*innen und Teilnehmenden der Demonstration. Das Stück wurde gemeinsam mit professionellen Schauspielenden und Leihnehmenden inszeniert.
Das Stück wird in einem Raum aufgeführt, in dem acht Stühle im Kreis angeordnet sind. Dazwischen befinden sich Lautsprecher, die die Teilnehmenden der Selbsthilfegruppe darstellen sollen. Die Stühle sind frei, um Zuhörende zu empfangen und sie der Situation auszusetzen, stille Teilnehmende der Selbsthilfegruppe zu werden.