Teil I: »Das Bauhaus.Semester ist eine Chance!«
Erster Teil des Interviews mit Prof. Dr. Winfried Speitkamp, Präsident der Bauhaus-Universität Weimar.
Der Präsident der Bauhaus-Universität Weimar Prof. Dr. Winfried Speitkamp hat mit uns über das Bauhaus.Semester, die Bauhaus-Universität Weimar und das historische Bauhaus gesprochen. Im ersten von drei Teilen geht es um die Chancen des Bauhaus.Semesters, Experimentierfreude an der Bauhaus-Universität Weimar und, ob Studierende des Bauingenieurwesen und der Kunst nicht auch voneinander lernen können.
Transkript des Interviews
Wer sind Sie?
Mein Name ist Winfried Speitkamp, ich bin Historiker von Ausbildung und bin seit April 2017 als Präsident an der Bauhaus-Universität Weimar tätig.
Was ist das Bauhaus.Semester?
Ich glaube das Bauhaus Semester ist eine Chance, Interdisziplinarität zu pflegen. Interdisziplinarität wird einerseits in der Wissenschaftslandschaft generell gefordert: Man will nicht mehr nur Spezialisten, sondern man will zum Beispiel Techniker, die auch über die gesellschaftlichen Folgen von Technik nachdenken, man will Geisteswissenschaftler, die auch über die technischen Umsetzungsmöglichkeiten von neuen Ideen nachdenken, und so fort. Das wird viel zu häufig nur behauptet oder beansprucht, aber viel zu selten umgesetzt. Das Bauhaus Semester bietet die Chance, verschiedene Denkrichtungen, Arbeitsrichtungen zusammenzubringen, erstmal als Experiment in kleinen Projekten, in Lehrveranstaltungen, in denen Studierende und Lehrende unterschiedlicher Disziplinen zusammenarbeiten. Am Ende könne wir dann auswerten, ob das funktioniert, ob das nur eine Modeerscheinung oder wirklich innovativ ist und ob wir neue Ideen auf diese Weise weiterbringen können.
Das Bauhaus war in seiner Entstehung geprägt von innovativen und experimentellen Lehrmethoden. Wieviel Experimentierfreude steckt heute noch in der Lehre der Bauhaus-Universität Weimar?
Es ist sehr schwer heute noch Experimentierfreude in der Praxis der Lehre umzusetzen. Das liegt am Bologna-System, das liegt überhaupt am Studiensystem, das liegt auch daran das Studierende natürlich berechenbare Studienordnungen brauchen. Wir sind hochgradig verrechtlicht, im ganzen Bereich der Studienorganisation und auch der Verwaltung und der Berufungsverfahren, des Prüfungswesens und so fort, aber es gibt auch Spielräume, die wir öffnen können. Das Ziel ist es, Spielräume zu öffnen für experimentelle Lehrformate, für die Verbindung von Lehrenden und Studierenden, wo auch Studierende als Lehrende auftreten können zum Beispiel. So sollten wir zumindest probieren, ob nicht doch Studierende verschiedener Disziplinen auch voneinander lernen können, wenn sie in bestimmten Formaten, zum Beispiel im Bauhaus.Semester, zusammenarbeiten. Die Frage ist also: Können nicht doch Künstler und Bauingenieure voneinander lernen?
Credits
Das Interview ist eine Produktion von eLab und Bauhaus.Semester:
Redaktion: Lukas Krähn und Sarah Schonert
Kamera: Steven Mehlhorn
Grafiken: Ioannis Oriwol
Schnitt: Lukas Krähn