Die Architektur von Tarsus spiegelt die lange Stadtgeschichte wider. Uralte Bauwerke aus der Zeit der Römer und Osmanen einerseits und moderne Zehngeschosser aus den 1970er Jahren andererseits prägen die Kulisse der antiken Stadt. Jetzt haben Architektur-Studierende der Universitäten in Weimar und Mersin (Türkei) Pläne entworfen, um die frühere Hafenstadt in Anatolien in einer energetischen Bauweise weiterzuentwickeln.
Tradition trifft Moderne, Hightech trifft Lowtech – mit Bleistift und Lineal zeichnet Tobias Eußner (25) die Skizze eines Kulturzentrums, das er auf einem Grundstück im Zentrum von Tarsus errichten möchte. Der gebürtige Franke ist einer von insgesamt 30 deutschen und türkischen Studierenden, die an dem Projekt „Link-in- Energy” im Rahmen des Deutsch-Türkischen Jahres der Forschung, Bildung und Innovation teilnehmen.
Bei einer neuntägigen Reise in die Region Mersin schauten sich Eußner, seine Kommilitoninnen und Kommilitonen und Projektleiter die 240.000-Einwohner-Stadt mit ihrer einzigartigen Architektur genau an: „In Tarsus gibt es kaum öffentliche Räume, in denen sich die Menschen begegnen können”, sagt der Student. „Mit dem Kulturzentrum würde ich einen solchen Raum schaffen, der Anwohnern und Besuchern eine hohe Aufenthaltsqualität bietet.”
Moderne Architektur im Geburtsort des Heiligen Paulus
Die Studierenden haben die Aufgabe, auf einem von drei Grundstücken in Tarsus ein Projekt zu planen. Wichtigste Bedingung: Es muss die Bautradition in der Türkei mit innovativen, energieeffizienten Systemen verschmelzen und damit einen Beitrag für die zukünftige Entwicklung türkischer und deutscher Bauprojekte leisten. Zum Abschluss wollen der Initiator des Projekts, Professor Rainer Gumpp (Bauhaus Universität Weimar), und seine Projektpartnerin, Ipek Durukan von der Universität Mersin, ein Buch mit den Bauplänen der Studierenden herausgeben.
Tobias Eußner konzentriert sich in seinem Projekt darauf, auch an heißen Sommertagen in der Süd-Türkei für eine angenehme Raumtemperatur im Kulturzentrum zu sorgen – ohne dafür energieintensive Klimaanlagen einbauen zu müssen. Mit einer Spezial-Software berechnet er den Sonnen- und Schatteneinfall auf dem Grundstück und plant an der Südseite eine fensterlose Front ein: „Selbst wenn sich in der Mittagshitze 300 Menschen in dem Gebäude aufhalten, wird immer ein angenehmes Klima herrschen.”
Vom Kulturzentrum über ein Café bis hin zu Touristeninformation und Markthalle – die Studierenden entwarfen die unterschiedlichsten Bauwerke für die Grundstücke in Tarsus. Projektleiter Professor Gumpp hofft jetzt, dass er eine Partnerschaft mit einer Firma schließen kann, um zumindest die Fassade eines der Gebäude als Referenzobjekt bauen zu können. Denn normalerweise entstehen aus den Entwürfen von Architekturstudenten keine echten Bauprojekte.
Tarsus wurde vor ungefähr 9000 Jahren gegründet und gilt als eine der ältesten Städte der Welt. Heute ist Tarsus ein bedeutender Pilgerort für Christen und Muslime – rund 15 Kilometer nördlich der türkischen Mittelmeerküste gelegen. Der Heilige Paulus kam hier ungefähr zehn Jahre nach Christi Geburt zur Welt.
Energie sparen im Mittelmeerklima
Für ihre spätere Berufslaufbahn gewinnen die Studierenden hervorragende Erkenntnisse: Sie lernen nicht nur die Herausforderungen energiesparender Architektur in einem warmen Mittelmeerklima kennen, sondern knüpfen auch Kontakte zu türkischen Berufskollegen, die sie über die sozialen Netzwerke pflegen.
Erst im Februar kamen die Studierenden aus Mersin zu einem Gegenbesuch nach Deutschland und reisten von Berlin über Dessau nach Weimar. Tobias Eußner kann sich sogar vorstellen, die Verbindungen in die Türkei auszubauen und zu einem Auslandssemester nach Istanbul zu gehen. Damit bleiben die Kontakte zwischen den beiden Universitäten, ihren Professoren und Absolventen auch weit über das Deutsch-Türkische Jahr der Forschung, Bildung und Innovation 2014 hinaus bestehen.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das türkische Ministerium für Wissenschaft, Industrie und Technologie haben das Wissenschaftsjahr ausgerufen, um unter anderem die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern in beiden Ländern zu vertiefen.
Copyright: Bundesministerium für Bildung und Forschung
Autor: Jochen Gößmann, Familie Redlich AG
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