Ein Nachruf von Prof. Dr. Max Welch Guerra.
Rolf Kuhn studierte an der Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar von 1965 bis 1970 Bauingenieurwesen sowie Städtebau und Gebietsplanung. 1977 bis 1985 lehrte und forschte er zum Komplex Stadt und Soziologie an der Sektion Gebietsplanung und Städtebau. 1978 wurde er in Weimar promoviert. 1987 folgte die Lehrbefähigung »Sozial-kulturelle Grundlagen der Stadtgestaltung« an der HAB.
Rolf Kuhn hat die Herausbildung des Studiengangs Städtebau und Gebietsplanung in Weimar wesentlich mitgeprägt. Das fortgeschrittene didaktische Konzept und der transdisziplinäre Ansatz dieser Ausbildung ermöglichten, dass bis 1989 die räumliche Entwicklung der DDR gründlich analysiert und einer fundamentalen Kritik unterzogen wurde. Das Ringen um eine konsequente Bestandsorientierung verband sich mit der Strategie einer akademischen Internationalisierung, um die Praxis zu erneuern.
Ab 1987 konnte Rolf Kuhn dieses Programm als Gründungsdirektor des Bauhaus Dessau umsetzen. Bald erfolgte eine europaweite Anerkennung der neuen Institution, die eine behutsame Erneuerung von Stadt und Landschaft mit der Erfahrung der Fachwelt aus Ost und West zu qualifizieren verstand. Das Bauhaus Dessau wurde noch unter den Bedingungen der DDR unter der Leitung von Rolf Kuhn ein international renommiertes Zentrum einer reflexiven Umgestaltung der Lebenswelt. Dies wusste er über die Zeit der Wende zu bewahren. Bis 1999 konnte das Haus unter Rolf Kuhns Leitung eine eindrucksvolle Diversifizierung seines Profils mit einem beachtlichen weiteren Gewinn an internationalem Renommee verbinden.
Ab 2000 konnte Rolf Kuhn sein fachpolitisches Programm als Geschäftsführer der Internationalen Bauausstellung Fürst-Pückler-Land bis 2010 in einer neuen Dimension fortsetzen. Hier ging es um die beispielhafte ökologische, ökonomische wie kulturelle Erneuerung einer riesigen Landschaft in der Lausitz, die durch den Tagebau zerstört worden war. Auch hier verstand er es, mit seinem fachlichen Wissen und der Fähigkeit, mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und der lokalen Bevölkerung, aber auch mit vielen Fachleuten aus ganz Europa die Vorstellungen einer besseren Zukunft auf den Weg praktischer Realisierung zu bringen.
Bei alledem blieb Rolf Kuhn seiner Alma Mater verbunden. Die Bauhaus-Universität Weimar wird mit einem fachpolitischen Symposium am 4. Oktober seiner gedenken.
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