Mit einem Vortrag zum Thema »Eine kurze Geschichte des Identitätsbegriffs« der renommierten Anglistin und Ägyptologin Aleida Assmann startet die Ringvorlesung des Graduiertenkollegs »Identität und Erbe« am heutigen Dienstag, 17. April 2018, in ihre mittlerweile vierte Auflage.
Der Vortrag hat zwei Anliegen. Er möchte einerseits die Geschichte des Identitätsbegriffs rekonstruieren, andererseits etwas von der Bedeutung und Relevanz des Begriffs zurückzugewinnen. Denn gegenwärtig ist ein starkes Misstrauen gegenüber dem Identitätsbegriff zu verzeichnen. Aleida Assmann sieht Ursachen darin, dass der Begriff immer häufiger als eine Schranke der Ausgrenzung (wie in Horst Seehofers ›Heimatministerium‹) oder als Instrument der Abwertung Anderer eingesetzt wird (wie in rassistischen Ideologien). Tatsächlich ist der Begriff inzwischen so negativ aufgeladen, dass viele sich fragen, ob er denn überhaupt noch zu gebrauchen ist. Den Begriff der Identität sollte man aber nicht den Identitären überlassen.
Aleida Assmann studierte Anglistik und Ägyptologie. Von 1993 bis 2014 war sie Professorin für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Zahlreiche Fellowships (Wissenschaftskolleg zu Berlin, Aby-Warburg-Haus Hamburg) sowie Gastprofessuren an den amerikanischen Universitäten. Ihre Forschungsthemen sind Semiotik und Hermeneutik, individuelles und kulturelles Gedächtnis, Gewalt, Trauma und vergleichende Geschichtspolitik. Aktuelle Publikationen: Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur (2013); Ist die Zeit aus den Fugen? Aufstieg und Niedergang des Zeitregimes der Moderne (2013), Im Dickicht der Zeichen (2015), Formen des Vergessens (2016), Menschenrechte und Menschenpflichten. Auf der Suche nach einem neuen Gesellschaftsvertrag (2017).
Im vierzehntägigen Rhythmus bietet die Ringvorlesungsreihe - in Weimar und in Berlin - im Sommersemester vielfältige und internationale Perspektiven auf das Thema »Identität und Erbe«. Interessierte sind herzlich dazu eingeladen. Der Eintritt ist frei.
Weimarer Termine im Überblick (jeweils dienstag, 18.30 Uhr, Hörsaal D, Marienstraße 13, 99423 Weimar)
17. April 2018
Aleida Assmann (Konstanz): Eine kurze Geschichte des Identitätsbegriffs
8. Mai 2018
Tino Mager (Delft): Fausts Heimstatt Die Gegenwart des Gedankengebäudes
22. Mai 2018
Daniela Spiegel (Weimar): Römisches Erbe. Wie der Faschismus sich die Ewige Stadt aneignete … und was davon blieb.
5. Juni 2018 (Ort: Oberlichtsaal im Hauptgebäude, Geschwister-Scholl-Straße 8)
Martin Steinmann (Aarau/Lausanne): Identität und Erbe im architektonischen Entwurf. Das Gewinnerprojekt des Wüstenrot Gestaltungspreises
19. Juni 2018
Mariusz Czepcynski (Gdánsk): Heritage Resurrection
3. Juli 2018
Agnieszka Zablocka-Kos (Wrocław): Auf der Suche nach der nationalen Identität – Ausstellungen in Mitteleuropa 1906-1929
Berliner Termine im Überblick (jeweils dienstags, 18.30 Uhr, Hörsaal H 0111, Hauptgebäude der TU Berlin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin)
24. April 2018
Stsiapan Stureika (Vilnius): Heritage Preservation in Belarus: Crossroads and Challenges
15. Mai 2018
Stefanie Schüler-Springorum (Berlin): Das »Erbe des deutschen Judentums«. Geschichte als Identitätsstiftung
12. Juni 2018
Jürgen Straub (Bochum): Personale und kollektive Identität. Semantische und politische Aspekte
eines sozial- und kulturwissenschaftlichen Grundbegriffs
26. Juni 2018
Małgorzata Popiołek (Berlin): Diktatur der Ästheten. Konstruktion des architektonischen Erbes in
Warschau nach dem Zweiten Weltkrieg
10. Juli 2018
Jerzy Elzanowski (Ottawa)/Mercator Fellow GRK 2227: Against a Totalizing Discourse in Heritage:
Questioning Erasure in Canada and Poland
Weitere Informationen: www.identitaet-und-erbe.org
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