Die Tagung »Die Zukunft auf dem Land. Imaginationen und Narrationen futuristischer Entwicklungen« erkundet am 27. und 28. September 2019 aktuelle wie auch historische Zukunftsentwürfe in ländlichen Räumen und von ländlichen Räumen.
Welche Zukünfte – seien sie erwünscht oder befürchtet – werden in den jeweiligen historischen und sozialen Kontexten mit welchen Mitteln imaginiert? Wie sollen diese Zukunftsentwürfe handhabbar und erreichbar gemacht oder aber umgangen und vermieden werden? Wie wirken oder wirkten sich die jeweiligen Zukunftsbilder auf die konkrete Planung und Gestaltung der Gegenwart aus? Diese und andere Fragen diskutieren Fachleute mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf der von der VolkswagenStiftung geförderten Tagung, die das Institut für Europäische Urbanistik gemeinsam mit dem Fachbereich Medienwissenschaft und in Kooperation mit der IBA Thüringen im Eiermannbau in Apolda ausrichtet.
»Wir bewegen uns dabei in einem Spektrum, das ganz unterschiedliche Bereiche und Logiken umfasst: wissenschaftliche Darstellungen, demografische Hochrechnungen, literarische Texte, künstlerische Werke, architektonische Entwürfe und regionale Planungen sowie natürlich auch jeweils tagesaktuelle politische und mediale Diskurse«, sagt Prof. Sigrun Langner, Professur Landschaftsarchitektur und -planung an der Fakultät Architektur und Urbanistik. Entsprechend richtet sich die Tagung insbesondere an Interessierte aus den Bereichen Literatur, Architektur und Medien. »Gerade ländliche Räume werden ja allzu häufig als lediglich abgehängte Räume wahrgenommen und vorgestellt. Dabei zeigt sich in der jüngsten Konjunktur des medialen Erzählens vom Land eine dezidierte Perspektivverschiebung, die schließlich auch an einer Neubeschreibung und -bestimmung dessen, was wir als ›städtisch‹ und ›ländlich‹ denken und erfahren, arbeitet«, ergänzt Dr. Marc Weiland, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät Medien und Koordinator des Forschungsprojekts »Experimentierfeld Dorf«.
»Die IBA erzählt mit ihren 28 Modellprojekten über das Umbauen, Neubauen und Selbermachen von der Kraft solidarischer Gemeinschaften und von der Poesie gebauter Einfachheit. Wir wollen Mut machen für neue Erzählungen abseits der üblichen Klischees von Land-Lust und Land-Frust. 90% des Freistaats Thüringen werden als ländlicher Raum charakterisiert – es ist eine ideale Ausgangssituation für ein Zukunftslabor StadtLand. Unsere Ausstellung im Eiermannbau fasst unsere Modellprojekte anschaulich zusammen und die Tagung hier zu haben ist für uns ein großer Gewinn«, so die Geschäftsführerin des Kooperationspartners IBA Thüringen, Dr. Marta Doehler-Behzadi.
Anmeldung:
Interessierte können sich bis zum 21. September 2019 per E-Mail anmelden bei Marc Weiland, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Professur Archiv- und Literaturforschung, E-Mail: marc.weiland[at]uni-weimar.de. Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos. Bei Rückfragen können Sie sich ebenfalls gerne an Marc Weiland wenden.
Die Zukunft auf dem Land. Imaginationen und Narrationen futuristischer Entwicklungen
Interdisziplinäre Tagung
27. September 2019, 12:30 bis 21:00 Uhr, 28. September, 9:00 bis 15:00 Uhr
Eiermannbau Apolda
Auenstraße 11
99510 Apolda
Hintergrund
Die Vorstellungen und Ideen, wie ländliche Räume in Zukunft aussehen werden oder auszusehen hätten, befinden sich aktuell in erhöhter Bewegung. Bereits seit Längerem ist eine recht deutliche mediale Konjunktur des Erzählens vom Land und damit verbunden auch eine erhöhte soziale Aufmerksamkeit für dessen Belange und Entwicklungen zu beobachten. Dabei zeigt sich zunehmend auch eine Verschiebung der klassischen Vorstellungen dessen, was und wie das Ländliche (auch in seinen Abgrenzungen von und Verschränkungen mit dem Urbanen) sei. Gerade in und an ihm spiegeln sich gesellschaftliche Transformationen und kulturelle Projektionen, die zukünftige Horizonte vorstellbar und verfügbar machen (sollen).
Die imaginierten wie auch realisierten Zukunftsszenarien bedürfen jedoch einer breiten gesellschaftlichen Aushandlung und Partizipation. Dabei lassen sich aktuell nicht nur umfangreich angelegte Entwicklungsprojekte finden, die auf eine zukunftsfähige Gestaltung ›rurbaner‹ Räume abzielen und dabei mitunter neue Wege einzuschlagen suchen; auch die gegenwartsorientierten Künste – Literatur, Film, Serie, bildende und darstellende Kunst etc. – arbeiten an einer differenzierten Betrachtung und Analyse der Wechselverhältnisse von Stadt und Land, die als Neubeschreibungen städtisch-ländlicher Lebenswelten zu sehen sind und sowohl soziale Diskurse und Bewegungen als auch individuelle Verstehensmodelle und Verhaltensweisen beeinflussen. Die realen wie auch imaginären Ländlichkeiten fungieren dabei insgesamt als Orte und Medien, in und mit denen gesellschaftliches Wissen erzeugt und wirksam wird – und die dabei potenzielle Zukünfte entwerfen und mitunter zugleich auch realisierbar machen.
Kooperationspartner IBA Thüringen
Bis 2023 entwickelt die Internationale Bauausstellung (IBA) Thüringen mit ihren Partnern ressourcenbewusste Projekte mit gemeinwohlorientierten Werten in und für Thüringen: innovativ, experimentell, zum Nachahmen.
StadtLand ist das Thema der IBA Thüringen, es beschreibt die kleinteilige Siedlungsstruktur im Freistaat und die Wechselwirkungen von Stadt und Land. Die IBA Thüringen aktiviert Leerstände im Land – LeerGut umbauen. Sie unterstützt Raumunternehmer und neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft – SelbstLand aufbauen. Und sie realisiert experimentelle Neubauten und macht Baukultur zum Markenzeichen von Thüringen – ProvinzModerne neubauen. Ihr Ziel ist es, Thüringen mit Projekten über das Umbauen, Neubauen und Selbermachen als Ort des Fortschritts und experimentierfreudiges Zukunftslabor neu zu denken. Seit 2018 hat die IBA Thüringen ihren Geschäftssitz in Apolda und entwickelt in Eigeninitiative die Open Factory im Eiermannbau.
Noch bis zum 29. September ist die Zwischenpräsentation der IBA Thüringen im Eiermannbau zu erleben. Die Ausstellung »StadtLand« zeigt alle 28 Modellprojekte der IBA und stellt die Projektakteure vor. Am 27. September lädt die IBA Thüringen parallel zur Tagung ab 16 Uhr zur Finissage der Ausstellung ein. An diesem Tag bleibt die Ausstellung bis 22 Uhr geöffnet.
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