Am 1. Mai 2021 nahm das interdisziplinäre Forschungsteam der Professur Denkmalpflege und Baugeschichte der Bauhaus-Universität Weimar und des Fachbereichs Bauwerkserhaltung und Holzbau der Universität Kassel seine Arbeit auf. Ziel ist es, in der Kooperation zwischen Denkmalpfleger*innen und Bauingenieur*innen Strategien und Methoden für eine denkmalpflegerische Bewertung und denkmalgerechte Erhaltung von Brett- und Bohlenbindern der Hochmoderne zu entwickeln.
Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und ist Teil des Schwerpunktprogramms (SPP 2255) »Kulturerbe Konstruktion«, welches die Grundlagen einer ingenieurwissenschaftlich fundierten und vernetzten Denkmalpflege für das bauliche Erbe der Hochmoderne untersucht.
Die Entwicklung von materialsparenden Holzkonstruktionen ist ein periodisch immer wiederkehrendes Thema, das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit den zwei Weltkriegen nochmals eine Verschärfung erlangte und bis heute vor dem Hintergrund des ökologischen und zugleich ökonomischen Bauens wieder von hoher Relevanz ist. Eine konsequente hocheffiziente Materialausnutzung zeigt sich insbesondere an Brett- und Bohlenbinderkonstruktionen, die zum Teil aus Notsituationen heraus errichtet oder auch als temporäre Bauten geplant wurden. Mit den Begriffen »Brett- und Bohlenbinder« werden in diesem Zusammenhang Tragelemente zusammengefasst, bei denen die Bretter oder Bohlen vertikal, d.h. in der »starken Achse« stehend angeordnet sind, und zu deren Verbindung Nägel, Bolzen oder Dübel verwendet wurden. Die Bewertung dieser Binder hinsichtlich einer Erhaltenswürdigkeit aber auch einer Erhaltensfähigkeit stellt Fachleute aus Bauingenieurwesen und Denkmalpflege immer wieder vor große Herausforderungen, da keine ausreichenden Grundlagen vorhanden sind.
Ein interdisziplinäres dreiköpfiges Team erarbeitet Methoden und Kriterien für das Erfassen und Einordnen sowie das Erkennen und Bewerten solcher Konstruktionen, die zwischen 1920 und 1970 errichtet wurden, mit einem Fokus auf Thüringen, Hessen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Nach vertieften Recherchen zur Konstruktionsgeschichte von Brett- und Bohlenbindern werden parallel denkmalpflegerische Wertekategorien und ingenieurtechnische Bewertungsmethoden entwickelt um diese beispielhaft auf etwa vier Referenzobjekte anzuwenden. Als übergeordnetes Ziel wird angestrebt, alle wesentlichen Ergebnisse in die Erarbeitung eines weiter gefassten methodischen Leitfadens zur Evaluierung von Baudenkmalen der Hochmoderne einfließen zu lassen.
Kooperationspartner sind die Landesdenkmalämter in Niedersachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Hessen.
Teilprojekt »Brett- und Bohlenbinder als materialsparende Holzkonstruktionen der Hochmoderne«
Projektleitung:
Dr.-Ing. Iris Engelmann (Fakultät Architektur und Urbanistik, Bauhaus-Universität Weimar) und Prof. Dr.-Ing. Werner Seim (Fachgebiet Bauwerkserhaltung und Holzbau, Universität Kassel)
Projektbearbeiter*innen:
Dr.-Ing. Iris Engelmann und Jens Fischer (M. Sc.)
Laufzeit:
01. Mai 2021 bis 30. April 2024
Drittmittelgeber:
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Fördersumme:
650.494 €
Webseite des Projektes »Kulturerbe Brettbinder«
Hintergrund des DFG-Schwerpunktprogramms (SPP) 2255 »Kulturerbe Konstruktion«
Ende März 2019 beschloss die Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) die Einrichtung des Schwerpunktprogramms »Kulturerbe Konstruktion – Grundlagen einer ingenieurwissenschaftlich fundierten und vernetzten Denkmalpflege für das bauliche Erbe der Hochmoderne«. Im Zentrum stehen die Bauten der Hochmoderne (etwa 1880 bis 1970). Deren Denkmalwert bestimmen häufig bautechnische Charakteristika – die Konstruktion wird so zum eigentlichen Kulturerbe. Für dessen Bewertung als auch für seine Bewahrung fehlen bislang aber entscheidende bautechnikgeschichtliche, denkmaltheoretische und ingenieurwissenschaftliche Grundlagen. Ein disziplinübergreifender Forschungsverbund arbeitet in den drei Themenfeldern Erfassen und Einordnen [Bautechnikgeschichte], Erkennen und Bewerten [Denkmalpflege] und Erhalten und Entwickeln [Bauingenieurwesen].
Weitere Informationen zum SPP 2255 »Kulturerbe Konstruktion«: https://www.b-tu.de/fakultaet6/forschung/dfg-schwerpunktprogramm-2255
Die Bauhaus-Universität Weimar ist auch am Teilprojekt des SPP 2255 »DENKRAUM – Strategien und Methoden für eine denkmalpflegerische Bewertung und denkmalgerechte Erhaltung von Raumfachwerkkonstruktionen« beteiligt.
Dieses Projekt wird geleitet von: PD Dr.-Ing. habil. Volkmar Zabel (Institut für Strukturmechanik, Fakultät Bauingenieurwesen) sowie Prof. Dr.-Ing. habil. Daniela Spiegel (Professur Baugeschichte und Denkmalpflege, Hochschule Anhalt).
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