Sehr geehrter Stadtpräsident Wnuk, sehr geehrter Staatssekretär Prof. Speitkamp, liebe Akteure und Mitwirkende dieses städtepartnerschaftlichen Projektes, sehr geehrte Damen und Herren,
es ist mir eine große Ehre und Freude im Namen der Stadt Weimar gemeinsam mit Ihnen hier und heute den Gropius-Zimmer-Pavillon auf dem Salzmarkt mitten in der Stadt Zamość für eine Standzeit von sechs Monaten zu eröffnen.
Der Pavillon ist ein Stück, ein Raum aus unserer Heimat Weimar, den wir mitgebracht haben. Mit diesem Raum möchte die Stadt Weimar seiner Partnerstadt Zamość in dieser schweren Zeit nicht nur symbolisch beistehen.
Dieser Raum ist nicht irgendein Raum – der Pavillon empfindet mit seiner Raumgeometrie das erste, von Walter Gropius entworfene Direktorenzimmer des Bauhauses wieder. Es ist sozusagen das Herzstück der vor über 100 Jahren in Weimar gegründeten Bauhaus-Schule.
Das vornehmliche Ziel des Bauhauses war der allseitig gebildete Mensch, dem die großen Zusammenhänge im Leben wichtiger sind als die Einzelteile, der mit allem verbunden ist und der in allem den Bezug zum großen Ganzen sieht. Diese Idee ist im Direktorenzimmer – durch den Raum im Raum – sichtbar. Aus dem Ursprungspunkt heraus kann der Raum im Raum immer weiter und größer gedacht werden.
Je nach Standort entstehen neue Raumbezüge. Hier in Zamość steht der Pavillon auf einer Achse zum Rathaus – die Tür des Gropius-Zimmers zeigt auf die Hintertür des Rathauses – und definiert den Platz hinter dem Rathaus als erweitertes Direktorenzimmer. Dieser kubische Raum kann auch in die Höhe größer gedacht werden, bis hoch zum Rathausturm.
So wird der öffentliche Raum zu einer Erweiterung des Direktorenzimmers. Wir alle finden uns in diesem größer gedachten Direktorenzimmer – und damit in der Rolle des Direktors und in seiner Verantwortung – wieder. Dieser so entstandene Kunstraum kann im Bezug zu der geometrisch angelegten Idealstadt Zamość so interpretiert werden, dass das öffentliche Direktorenzimmer den Rückhalt des Rathauses, der demokratischen Regierung, bildet.
In einer Demokratie haben wir nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten und tragen Verantwortung, über die wir den gewählten Vertretern zuarbeiten. Der Pavillon möchte inspirieren und einladen, Demokratie durch eigene Initiative immer wieder neu und anders für sich selbst und die Gesellschaft zu interpretieren.
Ein sehr gelungenes Beispiel haben wir soeben in der Eröffnungsperformance gesehen, die die Fragen in den Raum stellt: Was sind die „verbindenden“ gemeinsamen Werte? Vielen Dank nochmal dafür!
An dieser Stelle möchte ich im Namen der Stadt Weimar ein Gastgeschenk an Sie, den Stadtpräsident Herrn Wnuk und damit an die Partnerstadt Zamość überreichen. Es ist ein Baukastensystem, das genauso wie die Stadt Zamość auf einem quadratischen Raster aufgebaut ist und die harmonische Verbindung aller Teile zu einem Ganzen darstellt. Ausgehend von einem Nullpunkt wachsen die Bausteine in Form von quadratischen Platten in die drei Raumachsen hinein – genauso wie sich der Raum des Direktorenzimmers aus dem Ursprungspunkt heraus projektiert größer denken lässt.
Die Steine sind nicht gleich: Es gibt unterschiedliche Größen und Gewichtungen, aber alle fügen sich – durch das Grundmaß – zu einem schlüssigen Ganzen. Sie sind nicht gleich und auch nicht gleichwertig in Größe und Gewicht, aber alle gleich wichtig und wertvoll, um das Ganze ganz zu machen. Nimmt man das Ganze, den Kubus, auseinander und setzt die Einzelteile neu zusammen, entstehen immer wieder andere, neue wohlproportionierte Raumkonstellationen.
Der Würfel ist der kleinste und zugleich größte gemeinsame Nenner, der – größer gedacht – ein Zimmer ist und auf dem eine ganze ideale Stadt aufgebaut sein kann. Diese abstrakten Quadersteine können also für Vieles stehen: vor allem aber für einen Gemeinsinn, einen common sense, für unsere gemeinsamen Werte einer demokratischen Gesellschaft. Und als diese verbindende Idee einer idealen Stadt und einer idealen Gesellschaft möchte ich diesen kleinen und großen Würfel (also den Pavillon) im Namen der Stadt Weimar überreichen.
Vielen Dank an Sie alle, die sich für eine soziale und gerechte Gesellschaft engagieren!
Ich freue mich, hiermit auch die besonders herzlichen Grüße des Oberbürgermeisters von Weimar, Herrn Peter Kleine, zu überbringen.
Und als letzten abschließenden gemeinschaftlichen Aufbauakt werden jetzt der Stadtpräsident Herr Wnuk und der Staatssekretär Prof. Speitkamp die polnische Erklärungstafel anbringen. Bitte schreiten Sie zur Tat!
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