Exkursionsbericht: betten + berge - Erbe & Zukunft des Tourismus im Thüringer Wald
Ziel der Exkursion in den Thüringer Wald war es unserer fünf Forschungsgebiete: Schmiedefeld, Gehlberg, Oberhof, Friedrichroda und den Rennsteig besser kennenzulernen, um die touristische Geschichte des Thüringer Waldes und deren Auswirkungen auf planerische Prozesse zu verstehen. Besonders interessant waren die von Studierenden geleiteten Stadtführungen in den jeweiligen Orten, die Allen vertiefte Einblicke in die historische Entwicklung und aktuelle Dynamiken der Orte ermöglichten, und somit fundierte Grundlagen für die anschließenden Gespräche mit den Akteur:innen vor Ort legten.
Die Studierenden hatten die Gelegenheit mit dem Bürgermeister aus Friedrichroda, Kay Brückmann, zu sprechen. Dabei konnten Fragen bezüglich der touristischen Entwicklung der Stadt, sowie die Folgen des Klimawandels des Thüringer Waldes intensiv diskutiert worden. Das Gespräch ermöglichte es den Studierenden zudem, vertiefte Einblicke in die Lebensrealität der Anwohner zu gewinnen und deren Anliegen besser zu verstehen.
Neben den vier Orten, beschäftigt sich unser Projekt auch mit der historischen und aktuellen Bedeutung des Fernwanderwegs Rennsteig. Daher führte uns eine kurze gemeinsame Wanderung auf den Großen Inselsberg. Dieser stellt der höchsten Erhebungen des Thüringer Waldes dar und war zu DDR-Zeiten eines der bedeutendsten Ausflugsziele. Zur vertiefenden Auseinandersetzung mit der Tourismusgeschichte und Architektur der DDR erhielten die Studierenden zudem einen Input von Professorin Daniela Spiegel, der die Architektur des FDGB-Feriendienstes (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund), den Erholungsorten der DDR und die historische Bedeutung des Thüringer Waldes im Kontext des Tourismus näher beleuchtet.
In Oberhof folgte ein Gespräch mit dem ehemaligen Bürgermeister Thomas Schulz und zwei Mitarbeitende Annika Robel vom Stadtbauamt und Holger Orthey vom Hauptamt. Im Rahmen des Gesprächs erhielten die Studierenden Informationen zur Identität des Ortes, der während der DDR-Zeit zu einem Oberzentrum des Wintertourismus entwickelt wurde und seither für Sommer- und Wintersportaktivitäten genutzt wird. Darüber hinaus wurden aktuelle städtebauliche Entwicklungen und Neubauprojekte, wie das „Grand Green“, im Kontext ihrer Bedeutung des Klimawandels für den Tourismus und der sich verändernden touristischen Zielgruppen diskutiert.
Besonders eindrücklich veranschaulichten sich die Herausforderungen des Tourismus von kleinen Gemeinden im Thüringer Wald an dem Ort Gehlberg, da er nur über ca. 500 Einwohner:innen und kaum über soziale Infrastruktur, wie Schulen, Einkaufsmöglichkeiten oder ärztlicher Versorgung verfügt. Trotzdem profitiert er stark vom Tourismus und weist eine große Anzahl an Übernachtungsmöglichkeiten auf.
Am letzten Tag der Exkursion reisten die Studierenden und Dozent:innen nach Schmiedefeld, wo ein Gespräch mit der Projektkoordinatorin des Biosphärenreservat Thüringer Wald Doreen Blau spannende Einblicke in die Arbeit des Biosphärenreservates gab. Den passenden Abschluss bot eine geführte Rangertour mit spannendem Wissen zur Fauna und Flora des Waldes.
Unsere ersten Einblicke in die Forschungsgebiete verdeutlichten die hohe Abhängigkeit vom Tourismus, sowie die Bedeutung des derzeitigen Wandels der Tourismuskonzepte aller Orte. Zukünftig setzen die Gemeinden verstärkt auf überregionale Zusammenarbeit, um den Folgen des Klimawandels und gesellschaftlicher Transformationsprozesse gezielt zu begegnen. Dabei wurden zahlreiche Fragestellungen aufgeworfen, insbesondere im Hinblick auf die Zukunft der Region und der aktuellen Probleme, wie Klimawandel und Bevölkerungsabwanderung. Darüber hinaus konnten die Studierenden wertvolle Erkenntnisse über das kulturelle Erbe der DDR und dessen historische Bedeutung für die betrachteten Orte gewinnen.
Wir freuen uns darauf, unsere Forschung fortzusetzen und weiterhin regelmäßige Updates auf der Website zu veröffentlichen.
Bericht von: Carolina Grauke und Ella Margarethe Hemmann