Donnerstag, 29. Oktober 2015
Beginn: 16:30 Uhr
Der öffentliche Raum als das Grundgerüst der Stadt ist besonders prägend für die Stadtgestalt und das alltägliche städtische Zusammenleben und somit auch für die zukunftsfähige Entwicklung der Innenstädte. Ausgangspunkt ist die Frage, in welcher Weise das Netz urbaner öffentlicher Räume als Herzstück und „Nervensystem“ der Innenstädte beispielhaft gestaltet und entwickelt werden kann. Die in der Konferenz vorgestellten Beispiele verfolgen gesamtstädtische Strategien, die die öffentlichen Räume in ihrem Zusammenhang denken und zur Grundlage für die Erarbeitung differenzierter und ortsspezifischer Einzelprojekte werden.
Wie können Erschließungsflächen, Verkehrsräume und Brachen als Bestandteile des Netzes urbaner öffentlicher Räume eingebunden und qualifiziert werden?
Im öffentlichen Raum spielt sich das alltägliche städtische Leben ab. Verschiedene Nutzungsinteressen lassen auch Konflikte entstehen. Wie können verschiedene Akteure und Interessensgruppen vernetzt werden und wie kann eine dialogorientierte Planungskultur aussehen?
Wie wird öffentlicher Raum verhandelt?
Thies Schröder studierte Landschaftsplanung an der TU Berlin und ist seit 1986 als Fachjournalist und Redakteur sowie Autor und Moderator selbstständig tätig. Seit 1999 ist er Inhaber der Agentur für Planung & Kommunikation ts|pk und seit 2006 des L&H Verlags Berlin. Schröder ist zudem Geschäftsführer der Energieavantgarde Anhalt e.V. und der Ferropolis GmbH und betreibt in diesem Projekt eine Standortentwicklung durch Kulturevents.
Dr. Juliane von Hagen (geb. Pegels) ist Stadtplanerin und gründete 2011 das Büro stadforschen.de – Büro für Stadtplanung. Entwicklung. Kommunikation in Essen. Sie absolvierte Architekturstudium und Promotion an der RWTH Aachen sowie ein Masterstudium in Urban Planning an der Columbia University in New York, USA. Sie hatte zahlreiche Lehrtätigkeiten (Bergische Universität Wuppertal, FH Dortmund, Uni Kassel) und verschiedene Forschungstätigkeiten (RWTH Aachen, RMIT Melbourne) inne.
Den Beitrag von Dr. Juliane von Hagen steht hier zum download zur Verfügung!
Der Antwerpener Ring ist räumlicher Ausdruck einer verkehrsdominierten Stadtentwicklungspolitik. Hier entstand auf den Flächen des ehemaligen Befestigungsrings seit Ende der 1960er Jahre eine technische Infrastrukturlandschaft aus Ringautobahn, Stadtautobahn, Eisenbahntrassen, Abwasserleitungen und Klärwerken mit enormer Barrierewirkung im städtebaulichen Gefüge. Heute steht das Projekt »De Groene Single« für die Wiederentdeckung dieser 625 Hektar großen »Lücke« zwischen der inneren und äußeren Stadt als eine neue zentrale und grüne Verbindung zwischen den Parks und Erholungsgebieten der Stadt.
Der »Groene Singel« grenzt an die dichten Innenstadtquartiere, mit einem eklatanten Mangel an nutzbaren öffentlichen Freiräumen. Die Stadt Antwerpen möchte hier durch verbindungsorientierte Interventionen, Aufwertung von Radwegverbindungen, Lärmschutzmaßnahmen und Maßnahmen zur Verbesserung der ökologischen Gesamtstruktur eine gewaltige Infrastrukturlandschaft als vernetzten, lebenswerten, zugänglichen, ökologischen urbanen Raum entwickeln.
Die langfristige Transformation dieses komplexen Raumes zu einem grünen Landschaftsband mit zugänglichen und gestalteten öffentlichen Räumen kann jedoch nur schrittweise und unter Einbeziehung verschiedener privater und öffentlicher Partner sowie Zivilgesellschaft erfolgen. Die Stadt Antwerpen verfolgt vor dem Hintergrund eines nur begrenzten Projektbudgets die Strategie von »catch and steer«. Geplante und notwendige Projekte innerhalb des Rings, die das Potenzial besitzen als »Groene Singel Projekte« die Entwicklung zum grünen Landschaftsband zu unterstützen, werden durch die Stadtverwaltung aufgespürt und qualitativ weiterentwickelt.
Innerhalb dieses intensiven Aushandlungsprozesses spielt die Entwicklung von räumlichen Bildern und Gestaltungskriterien eine wesentliche Rolle, um in diesem Entwicklungsprozess Orientierung für die Umsetzung einer großräumigen Vision in vielen kleinen Einzelschritten zu bieten und Überzeugungskraft für ein langfristiges Ziel zu entfalten.
Wie funktioniert der Spagat zwischen großräumigem Bild und ortsbezogenen Interventionen?
Welche Rolle spielen „Ankerprojekte“ und erste Umsetzungsabschnitte?
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Akteuren mit teilweise divergierenden Interessen?
Kitty Haine ist Architektin und Stadtplanerin. Sie studierte Architektur an der Vlaamse Autonome Hogeschool Antwerpen sowie Achitecture in Human Settlements und Stadt- und Raumplanung an der Katholieke Universiteit Leuven. Seit 2006 arbeitet sie als Programm-Managerin für "Groene Singel". Für die Projekte Schipperskwartier und Groene Singel erhielt sie die flämische Raumplanungs-Auszeichnung 2006/2008. Schipperskwartier erhielt 2006 ebenfalls den Special DIFA Award 2006 und den “Thuis in de stad Prijs”. Neben ihrer Haupttätigkeit als Stadtplanerin unterstützt Kitty Haine andere Unternehmen als Beraterin bei Stadtentwicklungsprojekten, war Gastdozentin an mehreren Hochschulen und publizierte eine Reihe an Artikeln in Magazinen und Büchern zu Stadtentwicklung in Flandern.
Silvia Karres ist Landschaftsarchitektin und Geschäftsführerin von karres+brands. Sie studierte Landschaftsarchitektur an der staatlichen Fachhochschule für Garten- und Landschaftsbau in Boskoop (Niederlande) und an der Academie van Bouwkunst in Amsterdam. 1997 gründete sie zusammen mit Bart Brands das Büro karres+brands. Sylvia Karres ist Gastdozentin an der Akademie für Architektur (Amsterdam / Rotterdam), der Technischen Universität Delft und der Wageningen Agricultural University. Sie ist außerdem Mitglied verschiedener Stadtbildqualitätsteams sowie Supervisorin für mehrere Stadtentwicklungsprojekte. Für das Projekt „De Groene Singel“ erarbeitete Silvia Karres mit karres+brands den Bildqualiätsplan für die zukünftige Gestaltung des Gebiets an der Stadtautobahn.
Die Stadt Kopenhagen arbeitet seit den 1960er Jahren daran, die Überlast des Autoverkehrs zu vermindern und eine fußgängergerechte Gestaltung des öffentlichen Raumes konsequent umzusetzen. Seit 1996 hat Kopenhagen den Ausbau der nachhaltigen Mobilität und der Fahrradinfrastruktur zum Kernthema entwickelt. Dabei geht es auf den ersten Blick zunächst einmal um eine fahrradfreundliche Stadt. Damit verbunden sind jedoch auch andere Themen einer »livable inner city«. Stadtpolitische Ziele, formuliert in einem Radverkehrsplan, Klimaplan und einem Plan für das öffentliche Leben, greifen ineinander und tragen auf verschiedenen Ebenen zur Entwicklung einer nachhaltigen, attraktiven und lebenswerten Stadt bei.
Es sind vor allem die öffentliche Räume, deren Umgestaltung und Vernetzung wesentlich zur Umsetzung dieser Zielsetzung beitragen. Kopenhagen bietet seinen Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Gästen mit einer Vielfalt an gut gestalteten Straßenräumen und öffentlichen Plätzen viel Raum und Entfaltungsmöglichkeiten in der Stadt. Die Stadt fördert nachhaltig die langsame Fortbewegung als Fußgänger oder Radfahrer und der deutlich geringere Autoverkehr wirkt sich positiv auf Luftqualität, Stadtklima und Stadtraum aus.
In dieser Entwicklung kann der Israels Plads, einer der größten Kopenhagener Quartiers- und Stadtplätze, beispielhaft hervorgehoben werden. Bis 1958 war der Platz der zentrale Gemüsemarkt. Nach seiner Schließung degradierte die Fläche zum riesigen Autoparkplatz. In den letzten Jahren wurde der Platz tiefgreifend umgestaltet und bietet nun hochwertigen Spiel- und Aufenthaltsraum für unterschiedlichste Nutzungen. Die Leichtigkeit mit der die Stadt Kopenhagen ihren öffentlichen Raum neu nutzbar macht, umgestaltet und oder auch nur nachbessert ist frappierend.
Was macht Kopenhagen anders als andere Städte?
Wie organisieren sich die Stadt und ihre Bürger, dass sie in der Lage sind, so viele aneignungsoffen gestaltete öffentliche Räumen zu entwickeln?
Birthe Bertelsen ist Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin. Sie ist derzeit Leitende Beraterin beim Stadtentwicklungsamt der Stadt Kopenhagen und zuständig für die strategische und räumliche Planung der Gesamtstadt. Sie ist seit 1993 absolvierte Landschaftsarchitektin an der Royal Veterinary and Agricultural University in Kopenhagen und arbeitet seitdem im Bereich der Regionalplanung und Stadtentwicklung. Bis 1997 arbeitete Bertelsen in Sachsen, 1998 bis 2002 in Aalborg / North Jutland sowie seit 2001 in der Finanzverwaltung der Stadt Kopenhagen in der Stadtplanung.
Dan Stubbergaard ist Gründer und Creative Director von COBE Arktiekter. Er gründete COBE im Jahr 2005 und realisiert mit COBE eine große Bandbreite von Projekten, von Einzelgebäude bis hin zu komplexen Masterplänen sowie die Realisierung anschließender Planungs- und Realisierungsmaßnahmen. Mit seinem Büro wurde Stubbergaard unter anderem 2006 mit dem Goldenen Löwen der Architekturbiennale Venedig ausgezeichnet. 2004 bis 2008 lehrte er an der School of Architecture der Royal Danish Academy of Fine Arts. COBEs Entwürfe zu Kopenhagens Israels Plads und Nordhavn, dem nörlichen Hafenquartier, haben das Bild des öffentlichen Raums in Kopenhagen bis heute nachhaltig geprägt.
Die Dichte der europäischen und die aufgelockerten Strukturen der modernen Stadt müssen nicht als Stadtmodelle verstanden werden, die sich ausschließen. Auch die Nachkriegsmoderne bildet eine wichtige Spur des historischen Gedächtnis und damit einen Teil der Identität der Stadt. Das Planungsleitbild Innenstadt 2008 der Stadt Dresden verfolgt das Konzept einer nutzungsgemischten städtischen Mitte mit gut gefassten Stadträumen. Die markanten innerstädtischen Großwohnanlagen sollen in das Konzept integriert und das historisch ausdifferenzierte Raumgefüge langfristig repariert und fortgeschrieben werden. Die Umsetzung dieses Konzepts soll in zwei Etappen erfolgen: dem kurz- bis mittelfristigen städtebaulichen Rahmenplan 2025 sowie der langfristigen Perspektive 2035+.
Mit welchen Planungsinstrumenten sichert man eine qualitativ hochwertige Nachverdichtung der Innenstadträume Dresdens?
Und wie geht man mit dem historischen Erbe der barocken Stadt um – der Silhouette, dem historischen Stadtgrundriss und der historischen Parzellierung?
Michael Heesch ist Architekt und seit 2001 Fachbereichsleiter der Abteilung Planen und Stadtentwicklung der Landeshauptstadt Hannover. Michael Heesch war von 1985 bis 1988 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Architektur und von 1989 bis 1992 war er persönlicher Referent von Hans Adrian im Baudezernat der Landeshauptstadt Hannover. 1995 bis 2001 leitete er das Stadtplanungsamt in Göttingen, bevor er 2001 die Leitung des Fachbereichs Planen und Bauen im Stadtplanungsamt der Landeshauptstadt Hannover übernahm.
Johannes Böttger ist Landschaftsarchitekt. Nach Erlangung des Diploms an der TU München 2002 arbeitete er bis 2005 in Büros für Architektur, Stadtplanung und Landschaftarchitektur. 2005 gründete er sein Büros urbane gestalt johannes böttger landschaftsarchitekten. Das Kölner Projekt „Wohnen am Buchheimer Weg“ hat urbane gestalt gemeinsam mit ASTOC entwickelt und umgesetzt. Parallel zur Berufspraxis ist Johannes Böttger seit 2005 an Universitäten tätig. Seit 2009 lehrt er an der Akademie für Internationale Bildung in Bonn. Als Adjunct Assistant Professor an den staatlichen Universitäten von Texas (A&M) und Pennsylvania (PSU) vermittelt Johannes Böttger nachhaltige, urbane Freiraumkonzepte der europäischen Stadt. Für die Umgestaltung des Teilraums Goseriede im Rahmen des Innenstadtkonzepts Hannover City 2020+ gewann er mit ASTOC 2011 den Urban Quality Award in Silber
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