Freitag, 30. Oktober 2015
Beginn: 9:30 Uhr
70 Jahre nach Kriegsende ist der Rückbau eines „pragmatischen“ Nach-kriegsstädtebaus und autogerechten Ausbaus der Stadtzentren zum zentralen Anliegen vieler Städte geworden. Dabei erfordert die allmähliche Erneuerung, verbunden mit einer vielschichtigen Qualifizierung der Innenstädte als Wohnorte aber auch hinsichtlich des gesamten Repertoires einer zeitgemäßen urbanen Mischung, äußerst komplexe und flexible Strategien. Für das Panel wurden Städte ausgewählt, die aufgrund starker Kriegszerstörungen erhebliche bauliche und strukturelle Veränderungen erlebt haben und die Stadt als Gesamtheit betrachten.
Welche Rolle spielt ein nur mehr fragmentarischer historischer Stadtgrundriss und wie bewertet man das Erbe des Nachkriegsstädtebaus?
Wie geht man mit den Fragen des Klimawandels, neuer Mobilität, neuen Anforderungen an Wohnen und öffentlichen Raum um?
Und wie gelingt es, einen derart komplexen Prozess anzuschieben und zu steuern?
Eine abschließende Betrachtung der vorgestellten Projekte von Prof. Hilde Barz-Malfatti (BUW) steht hier zum download zur Verfügung!
Daniela Riedel ist Gesellschafterin und Mitbegründerin der Zebralog GmbH & Co KG und studierte Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin. Sie verfügt über langjährige Erfahrung bei der Konzeption, Leitung, Beratung, Durchführung, Moderation und Auswertung von crossmedialen Dialogen. Bei Zebralog leitet sie den Bereich „StadtDialoge“ und steuert stadtpolitisch bedeutsame Projekte. Schwerpunkte sind die Entwicklung von schlüssigen Verfahrenskonzepten und das Zusammendenken von Partizipation und Kommunikation. Vor allem die nachhaltige und moderierte Begleitung von komplexen und politischen Planungs- und Steuerungsprozessen sind ihr wichtig.
Dr. Cordelia Polinna ist Stadtforscherin und Mitbegründerin von Polinna Hauck Landscape + Urbanism. Sie promovierte 2007 zum Thema „Towards a London Renaissance“ und gründete 2008 das Büro Polinna Hauck Landscape + Urbanism. Cordelia Polinna war von 2011 bis 2013 Gastprofessorin für Planungs- und Architektursoziologie an der TU Berlin und 2012 bis 2014 im wissenschaflichen Beirat für die Berlin Strategie „Stadtentwicklungskonzept 2030“. Seit 2014 ist sie Netzwerkpartnerin bei Urban Catalyst Studio.
Der Beitrag von Dr. Cordelia Polinna steht hier zum download zur Verfügung!
Mit dem Wiederaufbau der Stadt in der Nachkriegszeit hat Rotterdam den Weg der Moderne eingeschlagen. Rotterdam ist eine Patchworkstadt, übriggebliebene Ikonen des Neuen Bauens und charakteristische Bauten der Nachkriegsmoderne der 70er und 80er stehen den hypermodernen Hochhäusern aus der letzten Dekade gegenüber. Die 120 Hektar große Hafenkonversion »Kop van Zuid« aus den 1990er Jahren hat die Stadtstruktur nachdrücklich verändert und stadträumliche Verbindungen von Nord nach Süd über die Maas geschaffen. Dieses stadträumliche Großprojekt hat seitdem vielen Hafenstädten gestalterisch und strategisch als Vorbild gedient. Von der Finanz- und Bankenkrise getroffen, hat sich die Rotterdamer Stadtplanung nach 2001 bzw. 2008 neu orientieren müssen und sich zum einen auf kleinmaßstäbliche Initiativen – mit der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern – zur Verbesserung des Wohnumfeldes verlegt.
Im Kontrast hierzu baut die Stadt nach wie vor spektakuläre Großprojekte wie den neuen Hauptbahnhof, die neue Markthalle oder das Hochhausprojekt »de Rotterdam«, die durch ihre Größe und Anziehungskraft die Entwicklung ganzer Quartiere beeinflussen. Anders als die auf sich selbst bezogenen Objekte der Nachkriegsmoderne versuchen sich diese neuen Großprojekte in die Dynamik der Stadt einzubetten, den öffentlichen Raum durch clevere Programmierung zu bereichern und damit einen Beitrag zur Stadtentwicklung zu leisten.
Ist das Nebeneinander von Großobjekten und kleinstrukturierten Teilen ein typisches Rotterdamer Städtebauthema oder können Großbauprojekte mit Impulswirkung grundsätzlich eine nachahmenswerte Strategie der Innenstadterneuerung sein?
Welche neuen Anforderungen werden an den Zusammenhang zwischen Raum, Maßstab und öffentlichen Raum gestellt?
Martin Aarts ist Senior Advisor im Stadtplanungsamt Rotterdam. Seit 1984 ist er maßgeblich an der Umgestaltung der Rotterdammer Innenstadt beteiligt. Für die letzten zehn Jahre war er Leiter des Stadtplanungsamtes und ist unter anderem für die Entwicklung und Umsetzung der Stadtplanungsagenda zuständig. Diese behandelte eine große Themenvielfalt von Klimawandel bis hin zur Entwicklung der Metropolregion RotterdamThe Hague. Um die Notwendigkeit einer attraktiven Rotterdammer Innenstadt zu untermauern, initiierte Martin Aarts vor kurzem Untersuchungen, um dafür notwendige konkreten Maßnahmen zu identifizieren. Martin Aarts lehrt an der Academy of Architecture in Rotterdam sowie am Dutch Institute of Housing and Planning (Nirov).
David Gianotten studierte Architektur an der Eindhoven University of Technology und arbeitete anschließend bei dem Amsterdamer Büro SeARCH. Seit 2010 ist Gianotten Managing Partner-Architect bei OMA und verantwortet in dieser Funktion alle Aspekte der Geschäftsleitung weltweit. David Gianotten war zuvor leitender Gesellschafter der OMA Niederlassungen in Hong Kong und Beijing und Direktor von OMA Asia. Dabei zeichnet er sich unter anderem verantwortlich für den kürzlich fertiggestellten Hauptsitz der Shenzhen Stock Exchange, die Fertigstellung des CCTV Stammsitzes in Beijing sowie OMAs konzeptionellen Masterplan für den West Kowloon Cultural District in Hong Kong.
Der Städtebauliche Masterplan Innenstadt Köln von 2008 geht auf die Initiative eines Vereins Kölner Unternehmer (Unternehmen für die Region Köln e.V.) zurück und wurde in einem dialogischen Prozess erarbeitet. Die noch zahlreich vorhandenen historischen Spuren und Konturen der Innenstadt Köln werden von massiven strukturellen Nachkriegsveränderungen überlagert. Es mangelt an klarer Orientierung und Qualitäten im öffentlichen Raum. Der städtebauliche Masterplan definiert die großräumigen stadtbauhistorisch charakteristischen Elemente und Bereiche Kölns als Grundlage für eine umfassende innerstädtische Erneuerungsstrategie. In seinen Fortschreibungsstufen wird er als »Regiebuch der künftigen Entwicklung«, für die Umsetzung einer Vielzahl von Einzelprojekten und Aktivitäten in der Kölner Innenstadt verstanden. Mit diesem Instrument soll unkoordinierten Teilbereichsentscheidungen entgegengewirkt werden. Die Klarheit des ausschließlich auf räumlicher Bewertung basierenden Handlungsrahmens - in sieben Interventionsräume gegliedert - führte schnell zu einem Stadtverordnetenbeschluss. In der weiteren Umsetzung wird der Rahmenplan stufenweise komplexer. Mittels kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen soll die schrittweise Realisierung der Entwicklungsziele gelingen. Mit der Differenzierung der weiteren Planungsebenen entsteht ein breites Schichten- und Netzwerk welches die Themen zur Reparatur, Erhalt bzw. Erneuerung des Stadtgefüges, seiner baulichen Akzente und der öffentlichen Räume, basierend auf der charakteristischen historischen Struktur, regelt und qualifiziert.
Der Städtebauliche Masterplan setzt auch Zeichen in Bezug auf die lokale Planungsmentalität: sollen die dort formulierten Ideen und Möglichkeiten auch eine Chance auf Umsetzung finden, braucht es bei allen Interessengruppen der Stadtgemeinschaft – Verwaltung, Unternehmern, Vereinen und den Bewohnerinnen und Bewohnern – den klaren Willen zur Kooperation.
Ist dabei gerade die stufenweise sich steigernde Komplexität des Masterplans ein übertragbares Modell?
Michael Heller ist Projektkoordinator im Bereich Stadtplanung und Städtebau bei AS&P-Albert Speer und Partner in Frankfurt am Main.
Er ist seit 2009 Dozent für Raumplanerisches Entwerfen im Internationalen Doktorandenkolleg „Forschungslabor Raum“ (ETZ Zürich/TU Wien) und seit 2008 Lehrbeauftargter für Raumplanerisches Entwerfen an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH), sowie am Institut für Raum- und Landschaftsentwicklung (IRL). Zuvor war von 1998 bis 2007 Lehrbeauftragter für Städtebaubezogene Gebäudelehre und Städtebauliches Entwerfen an der Universität Fridericiana Karlsruhe (heute KIT) am Institut für Städtebau- und Landesplanung (ISL). Heller war federführend bei der Entwicklung des Masterplans Innenstadt Köln und Mitglied der Lenkungsgruppe 2008, im Projekt Europaviertel zeichnet er sich mitverantwortlich für den Entwurf des Rahmenplans 1999.
Anne Luise Müller ist Städtebauarchitektin (TU Darmstadt) und seit 2001 Leiterin des Stadtplanungsamtes Köln.
Seit dem Diplom an der TU Darmstadt hat sie zwischen 1978 und 1988 vielfältige Planungen für die öffentliche Hand als Architektin und Städtebauarchitektin in Architekturbüros in Hamburg und Nürnberg durchgeführt, 1988 bis 1993 war sie im Stadtplanungsamt Erlangen bei der Geschäftsstelle für Stadtsanierung und Städtebauförderung tätig. 1993 wechselte sie nach Ingolstadt als Leiterin des Stadtplanungsamtes und war für die verbindlichen Bauleitplanung, Stadtsanierung und Städtebauförderung verantwortlich. 2001 wechselte Sie nach Köln als Leiterin des Stadtplanungsamtes und ist als Vertreterin der Stadt in den Gremien des Deutschen Städtetags, der AG Koop des GdW-BDA-DST und in Preisgerichten tätig.
Die Dichte der europäischen und die aufgelockerten Strukturen der modernen Stadt müssen nicht als Stadtmodelle verstanden werden, die sich ausschließen. Auch die Nachkriegsmoderne bildet eine wichtige Spur des historischen Gedächtnis und damit einen Teil der Identität der Stadt. Das Planungsleitbild Innenstadt 2008 der Stadt Dresden verfolgt das Konzept einer nutzungsgemischten städtischen Mitte mit gut gefassten Stadträumen. Die markanten innerstädtischen Großwohnanlagen sollen in das Konzept integriert und das historisch ausdifferenzierte Raumgefüge langfristig repariert und fortgeschrieben werden. Die Umsetzung dieses Konzepts soll in zwei Etappen erfolgen: dem kurz- bis mittelfristigen städtebaulichen Rahmenplan 2025 sowie der langfristigen Perspektive 2035+.
Mit welchen Planungsinstrumenten sichert man eine qualitativ hochwertige Nachverdichtung der Innenstadträume Dresdens?
Und wie geht man mit dem historischen Erbe der barocken Stadt um – der Silhouette, dem historischen Stadtgrundriss und der historischen Parzellierung?
Prof. Dr. Barbara Engel ist Lehrstuhlinhaberin des Fachgebiets Internationaler Städtebau und Entwerfen am Karlsruher Institut für Technologie. Diverse Lehr- und Forschungstätigkeiten führen Sie seit 1997 immer wieder nach Russland. Von 2004 bis 2008 hatte Sie die Dozentur für Städtebauliches Entwerfen an der TU Dresden inne und 2007 eine Gastprofessur an der Kent State University, Ohio. Von 2008 bis 2013 war Barbara Engel Leiterin der Abteilung Stadtplanung Innenstadt in Dresden.
Prof. Dr. Franz Pesch ist Architekt und Mitbegründer von pesch partner architekten stadtplaner BDA | SRL in Dortmund und Stuttgart. Von 1994 bis 2014 war er Professor am Städtebau-Institut der Universität Stuttgart am Lehrgebiet Stadtplanung und Entwerfen und wurde in das Kuratorium für Nationale Stadtentwicklungspolitik und in den Beirat des BBSR berufen. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Themen Stadterneuerung und Innenstadtentwicklung. Mit seinem Büro entwickelt er Stadtentwicklungskonzepte sowie Städtebauliche Rahmenpläne und realisiert Projekte im öffentlicher Raum sowie Wohnungsbau
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