Architekturen der Moderne in dialogischen Bildern
Die Städte Berlin und Breslau (heute Wrocław) waren bis zum Ende des zweiten Weltkriegs eng kulturell und wirtschaftlich verbunden. Beide Städte waren betriebsame Zentren der Moderne. In Breslau galt die von Hans Pölzig geleitete Königliche Akademie für Bau- und Kunstgewerbe als eine der fortschrittlichsten Schulen, die in ihrem Geist von Aufbruch und Modernität Architekten und Künstler anzog. Die unter seiner Leitung eingeführten handwerklich-künstlerischen Werkstätten lassen sich als Vorläufer für das Bauhaus und für die Architekturschulen der Neuen Sachlichkeit bezeichnen. Sowohl in Breslau und Berlin sollte die Architektur der Moderne die neuen großstädtischen Ansprüche erfüllen. Architekten wie Hans Pölzig, Max Berg, Arthur Korn, August Endell, Theodor Effenberger, Erich Mendelsohn, Heinrich Lauterbach, Ludwig Moshammer, Helmut Hofmann, Georg Muche, Moritz Hadda und Hans Scharoun wirkten sowohl in Breslau als auch in Berlin.
Idee dieses Forschungs- und Filmprojektes ist es, Wege von Architekten zwischen diesen beiden Städten nachzuzeichnen und zwei miteinander korrespondierende Gebäude näher zu untersuchen. In dokumentarischen Filmen wird erfragt, inwiefern der kulturelle Transfer der Ideen im Werk der Architekten verarbeitet wurde, aber auch wie unterschiedliche politische und kulturelle Umstände der Nachkriegszeit, und neue Ansprüche der Bewohner und Nutzer diese Gebäude veränderten. In Archivrecherchen, Interviews und Ortsbegehungen werden Teilnehmer des Projektes den architektonischen Spuren und Dokumenten dieser gemeinsamen und heute noch verborgenen Geschichte nachgehen. Sie werden sich filmisch Bauwerken von Max Berg (1870-1947), Hans Pölzig (1869-1936), Adolf Rading (1888-1957), Hans Scharoun (1893-1972) und Erich Mendelsohn (1887-1953) nähern, um exemplarisch das Nachleben der Gebäude zu erkunden. Die daraus entstehenden Filme sollen jeweils ein Gebäude eines Architekten in Berlin einem Gebäude dieses Architekten im heutigen Wrocław gegenüberstellen.
Die Möglichkeit, diese Filme in einer Mehrkanalpräsentation, die im Juni 2016 im Luneta-Pavillon, Bahnhof Friedrichstraße in Berlin und im Luneta-Pavillon auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs in Wrocław gezeigt werden wird, zu zeigen, wird uns ein besonderes Experiment erlauben, um geschichtliche und räumliche Gleichzeitigkeit darzustellen. In korrespondierenden Bildern werden wir Momente der gemeinsamen Geschichte, der späteren Trennung und der wiedergewonnenen Gemeinsamkeiten zwischen beiden Städten erlebbar zu machen.
Die Mehrkanal-Videoinstallationen im Medienpavillon des Projektes „Luneta 2016“ wurde durch den Künstler und Filmemacher Volkmar Umlauft anlässlich des Kulturstadtjahres in Wrocław entwickelt. In den sogenannten ‚Luneta-Pavillons’ werden die Städte Wrocław und Berlin durch eine Medieninstallation verbunden, durch die sich Bilder und Tonaufnahmen in Echtzeit zwischen beiden Orten übertragen lassen.
Lehrende des Centre for Documentary Architecture:
Wolfram Höhne, Filmwissenschaften/ Medien
Volkmar Umlauft, Filmwissenschaften/ Medien
Prof. Dr. Ines Weizman, Architekturtheorie