Bericht über die Sizilien-Exkursion
Die Studierenden Franziska Heldmann und Peer Schamuhn lassen in ihrem Bericht die vergangene Exkursion der Professur Denkmalpflege und Baugeschichte Revue passieren, die im Sommer 2022 durchgeführt wurde.
Unter dem Motto „Noch einmal Sizilien“ führte die diesjährige Exkursion des Lehrstuhls für Denkmalpflege und Baugeschichte unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Rudolf Meier, Dipl.-Ing. Kirsten Angermann und Christine Dörner (M.Sc.) mit 20 Studierenden aus Bachelor und Master der Fakultät Architektur und Urbanistik vom 25. Juni bis 1. Juli nach Sizilien. Bereits im Wintersemester 2019/2020 fand hierzu im Rahmen des Seminars „Sizilien – Drei Jahrtausende Baukultur transkulturell“ die Vorbereitungen für die Exkursion statt mit dem Ergebnis eines Readers. Die ursprüngliche Exkursion musste jedoch aufgrund des ersten Corona-Lockdowns abgesagt werden. Der Titel der Exkursion spielt also sowohl auf den zweiten Anlauf der Exkursion als auch auch auf den Umgang mit den baulichen Überlieferungen auf Sizilien an.
Um die vielfältigen Zeitschichten, Überlagerungen und Um- und Weiternutzungen auf der Insel kennenzulernen führte die Reise in verschiedene Städte. Die besichtigten Orte und Bauwerke wurden jeweils in Form von Kurzvorträgen durch die Studierenden vorgestellt.
In Palermo prägte eine bunte Mischung unterschiedlicher Kulturen die Architektur. Verschiedene Zeit- und Kulturschichten drücken sich im Erscheinungsbild der Stadt aus und machen Palermo als Ort für eine kunstgeschichtliche und denkmalpflegerische Betrachtung sehr interessant. Besonders die Byzantiner, Sarazenen und Normannen hinterließen nach jahrhundertelanger Herrschaft bedeutende Bauwerke. Die Teilnehmenden hörten Vorträge zum normannischen Palermo am Beispiel des Palazzo dei Normanni mit der Cappella Palatina, der Kirche San Giovanni degli Eremiti, dem Castello della Zisa, der Kirche San Giuseppe dei Teatini und der Kathedrale Maria Santissima Assunta. Das barocke Palermo wurde anhand der Kathedrale Maria Santissima Assunta, welche aus einem barocken und einem normannischem Teil besteht, der Platzanlage Quattro Canti, und der Kathedrale San Giuseppe dei Teatini betrachtet.
Darüber hinaus wurde die Kathedrale Santa Maria Nuova in Monreale, 7 km südwestlich von Palermo am Hang des Monte Caputo, besichtigt. Diese zeigt in eindrücklicher Weise den normannisch-arabisch-byzantinischen Baustil, welcher zu dieser Zeit in Sizilien verbreitet war und eine Symbiose dreier verschiedener Kulturen darstellte.
Darüber hinaus besuchte die Exkursionsgruppe zwei weitere Orte von baukultureller Bedeutung, die das Spektrum der Exkursion erweiterten. Zum einen wurde die Stadt Agrigent bereist, an dessen Fuße die archäologische Stätte Tal der Tempel liegt. Diese zeugt von den Überresten der alten griechischen Stadt Akragas, welche griechische Siedler ab 581 v. Chr. erbauten. Die Erkundung des weitläufigen Parks ermöglichte der Gruppe die Betrachtung griechischer Tempelanlagen sowie seiner typisch sizilianischen Überlagerung. Zum anderen wurde die Kleinstadt Gibellina besucht. Hierbei handelt es sich einerseits um das 1968 von einem Erdbeben zerstörte Gibellina vecchia, welches 1989 mit dem Cretto di Burri unter einem Mantel aus Beton begraben und zu einem Denkmal umgewandelt wurde. Andererseits begann ab 1971 in einiger Entfernung der Wiederaufbau von Gibellina nuova. Dieses wurde durch die experimentelle Gestaltung öffentlicher Plätze (Cinque Piazze), Gebäude (Museo di Gibellina und Municipio) und Skulpturen (Torre Civica) zu einer, heute wenig bewohnten, Kleinstadt im postmodernen Stil. Die Exkursionsgruppe diskutierte hierzu im Nachhinein vor allem über Fragen der Sinnhaftigkeit Gibellina Nuovas sowie des Denkmals.
Im Rückblick ermöglichte die vielfältige Architektur verschiedenster Epochen eine facettenreiche Exkursion mit anregenden Diskussionen. Dies ist sicher auch ein Grund für die Fortführung des Formats in Form einer Exkursion nach Apulien in diesem Wintersemester.