Aufgeklärter Wanderer über dem Kyffhäuser

Aufgabe

Der Kyffhäuser in Nordthüringen ist ein mythenbeladenes Gebirge, ein vielschichtiges Denkmal, eine beliebte Wandergegend und Teil einer reichen historischen Kulturlandschaft. Zugleich ist der Kyffhäuser aber auch ein Ort, nach dem der rechte „Flügel“ der sog. AfD seine jährlichen Zusammenkünfte benennt und um dessen Deutung und symbolische Besetzung zwischen erstarkten Rechtsradikalen und der demokratischen Gesellschaft gerungen wird.
Im Zuge dieser Auseinandersetzungen führte der Landkreis kürzlich einen Realisierungswettbewerb „Geschichtsort Kyffhäuser. Neugestaltung der zentralen Eingangssituation am Kyffhäuser-Nationaldenkmal“ durch, um neue Impulse für andere touristische Gruppen zu geben. Dabei entstanden Entwürfe für ein Eingangsgebäude am Fuß des Berges mit Schrägaufzug zur Denkmalanlage. Dieser rein architektonischen Lösung ohne eigentliches touristisches Konzept und ohne Adressierung der aktuellen Probleme, wollten wir im Semesterprojekt eine Alternative entgegensetzen.  

In drei Schritten wurde diese Aufgabe bearbeitet. Als Annäherung an den Kyffhäuser wurden zunächst Hintergründe, Vergleichsobjekte und -debatten analysiert, darunter das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, der Bismarckmythos, das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica oder auch die Wewelsburg. Zudem wurden das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal und die touristischen Ziele in der Region, neben dem Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal ebenso die Reichsburg Kyffhausen, die Rothenburg, der Fernmeldeturm Kulpenberg, das Bauernkriegspanorama und die Königspfalz Tilleda betrachtet. 

Als Wege zum Kyffhäuser sollten in einem nächsten Schritt Konzepte einer doppelsinnigen Annäherung verstanden werden: Einerseits war die infrastrukturelle, touristische Erschließung zu konzipieren, wobei neben der im Wettbewerb offenbar präferierten Anreise per PKW weitere Möglichkeiten für Wanderer oder den öffentlichen Nahverkehr einbezogen werden sollen. Andererseits sollte darunter die ideelle Annäherung verstanden werden. Hier waren Ideen für eine narrative Erschließung von Gebirge, Berg und Denkmal gefragt, welche Ausgangspunkte für die Entwicklung eines vielschichtigen Kulturtourismus („Der aufgeklärte Wanderer“) sein können. Gemeinsam bildeten die ausgearbeiteten „Wege zum Kyffhäuser“ Grundlage für die folgenden Projekte.

Die Ausarbeitung der Projekte stand unter dem Titel Den Kyffhäuser zurückerobern. Hier spielten die in den vorangegangenen Phasen erarbeiteten Erkenntnisse zu den Bedeutungen und Deutungen des Kyffhäusers sowie die Ideen für alternative Narrative für eine „Rückeroberung“ des Orts eine Rolle. Ausgangspunkt für die Projekte war die real existierende Entwurfsaufgabe eines Besucherzentrums mit Schrägaufzug und Parkmöglichkeiten, die jedoch frei interpretiert und auch kritisch hinterfragt werden durfte. Ebenso entstanden andere Vorschläge für Interventionen am Kyffhäuser in Form von architektonischen oder konzeptionellen Eingriffen.   

Auf den folgenden Seiten werden ausgewählte Analysen der ersten beiden Phasen sowie die acht ausgearbeiteten Projekte präsentiert. 

  

Wir danken dem Landratsamt des Kyffhäuserkreises, insbesondere Herrn Dr. Räuber von der Stabsstelle Kyffhäuser, Herrn Dr. Volker Rodekamp, Herrn Prof. Dr. Winfried Speitkamp sowie allen Ansprechpartner*innen unserer Studierenden für die freundliche Begleitung und Unterstützung des Projektes.