Recycling oder Bedeutungsträger? Spolienverwendung in der Architektur
Wenn Enric Miralles und Benedetta Tagliabue bei ihrer Erweiterung des Ratshauses von Utrecht 1997-2001 einzelne Bauglieder des abgebrochenen Gebäudeteils in der Neubaufassade integrieren, wenn im Kopfbau am Wohnpark am Berlin Museum in Aussparungen einzelne alte Bauteile eingelassen sind oder wenn Francesco Venezia für das neue Museum in Gibellina Nuova auf Sizilien 1987 Teile der Fassade eines Palazzo aus der bei einem Erdbeben zerstörten alten Stadt wieder verwendete, so mögen Bedeutung, Entwurfskonzepte und Wirkung jeweils ganz unterschiedlich sein, sie zeugen aber alle für eine neue Aktualität des alten Verfahrens der Spolien-Verwendung, d.h. der Wiederverwendung von Bauteilen aus anderen Gebäuden. Dekonstruktion, manieristische Andeutungen, Bewahrung oder Evokation von Erinnerung oder auch nur Materialrecycling können Gründe für solche Verfahren sein. Im Seminar sollen anhand von Beispielen aus dem Bauen der letzten Jahre und aus der Architekturgeschichte Entwurfsverfahren, Wirkungen und Intentionen der Spolienverwendung untersucht werden.
Architekturgeschichte
Wahlpflichtmodul 2 CP (4. Fachsemester)
Verantw. Dozent: Prof. Hans-Rudolf Meier, DI Iris Engelmann
Termin: montags, 13:30 - 15:00
Ort: Geschwister-Scholl-Str. 8, Raum 002