Entdeckung der Altstadt

"Die Entdeckung der Altstadt" seit den 1970er Jahren

Stadtplanung und Stadtsanierung in Erfurt.

 

Erfurt nahm unter DDR-Städten in städtebaulicher Hinsicht eine besondere Rolle ein. Während in anderen Städten flächenhafte Kriegszerstörungen oder neue administrative Aufgaben (Neubrandenburg, Suhl) den Umgang mit der bestehenden Stadt prägten, waren hier die Rahmenbedingungen andere. Die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges boten keinen Freibrief für den Einzug einer modernen Stadt. Ähnlich der Stadt Halle war man von flächenhaften Zerstörungen verschont geblieben. Die modernen Planungsideen der Nachkriegszeit fanden somit keinen fruchtbaren, sprich geräumten Boden vor. Die Wertschätzung des weitgehend mittelalterlich strukturierten Stadtkerns, der durch besondere Umstände der Stadtgeschichte weder im Barock, noch während der Zeit der Industrialisierung größeren Wandlungen unterworfen war, steigerte sich sogar noch im Bewusstsein um die anderenorts zu beklagenden Stadtverluste.

In den 1970er Jahren kam es europaweit zu einer regelrechten Wiederentdeckung der Altstädte. Unübersehbare Anzeichen waren die seit 1970 entstehenden Fußgängerzonen in den Stadtzentren. Es scheint, als hätte ein allgemeines "Drängen nach mehr Geschichtsbezogenheit" das städtische Leben wieder in die Altstädte zurückgeholt. In Erfurt wurde 1975-78 die Anlage einer Fußgängerzone mit einer beeindruckend anspruchsvollen Sanierung der nun denkmalgeschützten Bebauung verbunden. Etwa gleichzeitig begann man die erste umfassende, aber behutsame Sanierung eines Altstadtquartiers (östl.  Domplatz). Wohlwissend um die ökonomische Unmöglichkeit die gesamte Erfurter Altstadt im Bestand erhalten zu können, versuchte man seit den 1980er Jahren mit großen Anstrengungen die

 

Wohnungsbauseriensysteme der Stadterweiterungssiedlungen "altstadttauglich" zu gestalten. Eine Mustergebäudezeile in der Johannesstraße reizte 1984 die Möglichkeiten die Platte postmodern zu dekorieren in einer Weise aus, die für weitere Realisierungen schlicht zu aufwändig und zu teuer war.

Die BA-Thesis wird sich aus Recherchearbeiten sowie dem Verfassen und Illustrieren eines Aufsatzes zusammensetzen. Die thematische und die methodische Ausrichtung werden im Gespräch mit dem Betreuer konkretisiert. So sind planungs- und baugeschichtliche Studien zu einzelnen architektonischen Werken, wie z. B. "Altstadt-Platten", aber auch Betrachtungen zum Wandel städtebaulicher Konzepte für die Innenstadt bzw. einzelne ihrer Teile, wie z. B. das Andreasviertel und der Bereich nördlich der Krämerbrücke, denkbar.