Master Projekt

Urlaub für alle - Zur Genese und Entwicklung sozialtouristischer Architektur

Die Entprivilegisierung des Reisens, d.h. der Wandel von einer privilegierten Beschäftigung einzelner, Bildung und Anregung suchender  Wohlhabender hin zu einer Massenbewegung, ist ein Phänomen des 20. Jahrhunderts. Ab der letzten Jahrhundertwende werden in verschiedenen Ländern und unter verschiedenen politischen Systemen unterschiedliche touristische Anlagen realisiert, die sich speziell an niedriger gestellte Schichten richten. In Deutschland werden, zunächst aus der Arbeiterbewegung heraus, Ferienheime als gewerkschaftseigene Alternative zu Pensionen und Hotels gebaut – eine Idee, die anschließend von der nationalsozialistischen Organisation „Kraft durch Freude“ (KdF) vereinnahmt wurde. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Ferienheimbau in der DDR wie auch in den befreundeten „Bruderstaaten“ des sozialistischen Auslands in großem Maßstab betrieben, aber auch in westlichen Ländern (Schweiz, Österreich, Westdeutschland) wurden durch Unternehmen, Vereine und Gewerkschaften sozialtouristische Erholungsheime betrieben. Die ebenfalls in der DDR überaus beliebten Urlaubersiedlungen hingegen finden ihre Vorbilder und Parallelen in den holiday camps, die an den Küsten Englands, dem „Mutterland des Tourismus“, ab Beginn des 20. Jh. entstehen. Ebenfalls in die Sparte der sozialtouristischen Architektur gehören die Ferienkolonien, die  im faschistischen Italien, in der  Sowjetunion, aber beispielsweise auch in Frankreich primär für Arbeiterkinder geschaffen wurden und neben der Erholung und Gesundheitsprophylaxe stets auch der (politischen) Erziehung dienten.

Das Projekt beschäftigt sich sowohl mit der Genese und Entwicklung der verschiedenen Baugattungen, als auch mit den unterschiedlichen Bedingungen, Kontexten und Theorien, unter denen sie entstanden sind. Durch den länder- und systemvergleichenden Blick soll u.a. untersucht werden, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede die verschiedenen Ferieneinrichtungen auf konzeptioneller und architektonischer Ebene zeigen. Was unterscheidet z.B. die Ferieneinrichtungen der sozialistischen Staaten von sozialtouristischen Einrichtungen der westlichen Länder, d.h. inwiefern kann oder muss das Ferienheim als „sozialistischer“ Bautyp angesprochen werden?

Voraussetzungen

  • Teilnahme am Seminar "Wissenschaftliches Arbeiten und Präsentieren" (Dr. Daniela Spiegel) – 3 ECTS
  • Teilnahme am Seminar "The beaten track - Tourismus als Massenphänomen" (René Seyfarth M.A. (Professur Sozialwissenschaftliche Stadtforschung)) – 3 ECTS.
  • 1-3 Tagesexkursionen zu ausgewählten Ferienobjekten sind geplant.

Die Einschreibung erfolgt online über das Dekanat, die erste Veranstaltung findet statt am 3.4.2014

Leistungsnachweise
Textliche Beiträge und Referat während des Semesters sowie abschließende Hausarbeit.