Heimatschutzarchitektur
Hinweis zum Ablauf im Corona-SoSe 2020:
Die Veranstaltung findet als Online-Seminar statt und beginnt am Montag, den 11. Mai um 13.30 Uhr über die Plattformen „Moodle“ und von dort aus über „BigBlueButton“.
Nach der Einführung sollen die Inhalte von Studierenden und Dozenten gemeinsam gestaltet werden und so die Pandemie als eine Herausforderung und Chance begriffen werden, miteinander neue Formate und Diskursformen kennenzulernen und zu erproben. Aufgrund der Situation wird sich das Online-Seminar stärker auf eine intensive Textlektüre sowie Gruppenarbeit in virtuellen Arbeitsräumen konzentrieren, wobei die Möglichkeit für Rückfragen jederzeit gegeben ist. Das Ziel ist es, dass jeder Teilnehmer am Ende des Semesters einen Korpus an bearbeiteten Aufgaben und Texten (samt Korrekturen) vorliegen hat.
Bei Fragen schreiben Sie bitte an: oliver.trepte@uni-weimar.de
Das Ziel des Seminars ist es, die in der Forschung lange vernachlässigte „Heimatschutzarchitektur“ als architektonische Strömung sowie als kulturhistorisches Phänomen gemeinsam zu diskutieren und verstehen zu lernen. Den Schwerpunkt bildet der deutsche Raum in der Zeit 1900-1950.
Dabei gilt es, Heimatschutzarchitektur von anderen, ihr verwandten Strömungen der Zeit (Reformarchitektur, Heimatstil, Neo-Stile) zu unterscheiden und sie in ihrer oftmals widersprüchlich und komplex erscheinenden Vielfältigkeit zu untersuchen. Das Seminar möchte anregen, sie forthin nicht nur zu einer konservativen Antipode der „Klassischen Moderne“ zu verklären, sondern sie als einen immanenten und ebenso innovativen Teil der Moderne zu begreifen.
Mit der Entdeckung des Ensembles und der Begründung der Kulturlandschaft als Themen- und Problemfelder der Architektur und des Städtebaus um 1900 ist die Heimatschutzarchitektur nicht nur eng mit der Entstehungsgeschichte der Denkmalpflege verwoben, sondern setzt sich auch theoretisch intensiv mit historisierenden Ansätzen, einer angepassten Architektur und Bauen im Bestand auseinander. Neben der Beschäftigung mit den Zentren der Bewegung (Stuttgarter Schule) wird es außerdem bedeutsam sein, einen Überblick über die verschiedenen, regionalen Ausprägungen und deren Bezugnahme auf lokale Bautraditionen zu bekommen. Die Ideologisierung von „Heimat“ und die Suche nach einem „deutschen Stil“ führen zu einer raschen Vereinnahmung und Instrumentalisierung durch das NS-Regime, was sich auch in einer Radikalisierung zahlreicher ihrer Vertreter zeigt. Ungeachtet ihrer komplexen architekturhistorischen Entwicklungsgeschichte sind die hautsächlichen Topoi der Heimatschutzarchitektur noch immer von kulturpolitischer Bedeutung, wie hochaktuelle Diskurse „um „Rechte Räume“ oder „historisierende Altstädte“ belegen.
Im Seminar werden grundlegende Texte (Ernst Rudorff, Paul Schultze-Naumburg, Bartels) gelesen werden. Nach Absprache im Seminar bieten sich ergänzend kleinere Formate in der näheren Umgebung an (Erkundung der Saalecker Werkstätten, Archivbesuch, Besichtigung Schillerschule bzw. Bauhausstraße 11).
Zielgruppe: B.Sc. Architektur, B.Sc. Urbanistik, M.Sc. Architektur, M.Sc. Urbanistik, Interessierte anderer Studiengänge und Fakultäten
Verantwortlich: Prof. Hans-Rudolf Meier, M.A. Oliver Trepte
Umfang: 4 SWS, 6 ETCS
Leistungsnachweis: Regelmäßige Teilnahme, Referat/Expertenrolle, schriftliche Ausarbeitung/Beitrag für Summaery
Erste Veranstaltung: Mo, 11.05.2020, 13:30 Uhr, Raum 105.
Literatur:
- ACHLEITNER, Friedrich: Gibt es einen mitteleuropäischen Heimatstil? (oder: Entwurf einer peripheren Architekturlandschaft), in: Csáky, Moritz/Zeyringer, Klaus [Hrsg.]: Inszenierung des kollektiven Gedächtnisses. Eigenbilder. Fremdbilder, Innsbruck 2002, S. 98-109
- HASSLER, Uta [Hrsg.]: Heimat, Handwerk und die Utopie des Alltäglichen, München 2016.
- HOFER, Sigrid: Reformarchitektur 1900-1918. Deutsche Baukünstler auf der Suche nach dem nationalen Stil, Stuttgart/London 2005.
- MEIER, Hans-Rudolf/SPIEGEL, Daniela [Hrsg.]: Kulturreformer. Rassenideologe. Hochschuldirektor. Der lange Schatten des Paul Schultze-Naumburg, Heidelberg 2018.
… Weiter Literatur wird im Seminar bekannt gegeben.