Halbes Schloss

Entwurf für B.Sc. (ab 5. FS) und M.Sc. Architektur im Sommersemester 2024

Der alle zwei Jahre stattfindende studentische Wettbewerb der Denkmalmesse Leipzig im Rahmen der „Messeakademie“ findet in diesem Jahr wieder unter dem Motto „Entwerfen im historischen Umfeld – Altbau.Umbau.Neubau“ statt. Zur Bearbeitung als Entwurf bietet die Professur die auf Initiative des Thüringischen Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie ausgegebene Aufgabe an: 

»Halbes Schloss« mit Rittergut 

Die ehemalige Vierflügelanlage wurde 1707-11 für einen in den Adelsstand erhobenen Leipziger Kaufmann errichtet. Aus baukonstruktiven und vermutlich auch wirtschaftlichen Gründen wurde bereits 1838 der Südwestflügel mit den Hauptrepräsentationsräumen abgebrochen - daher der Name »Halbes Schloss«. Noch heute wird der Innenhof des nun dreiflügeligen Gebäudes im Erdgeschoss durch die ehemalige Innenhofmauer des abgebrochenen Flügels begrenzt. In den Innenräumen der denkmalgeschützten barocken Anlage hat sich eine reiche bauzeitliche Stuckausstattung erhalten. Südlich und südöstlich des Schlosses befinden sich heute überformte Gebäude und Strukturen der vormaligen Gutsanlage mit Wirtschaftshof. 

Nach dem 2. Weltkrieg diente das Schloss als erste Berufsschule der Region und später als Schule. Mit ihrem Auszug im Jahr 1964/65 verlor das Schloss seine letzte Nutzung und verfiel zusehends. Seit 2022 setzt sich ein gemeinnütziger Verein für die Erhaltung und Revitalisierung des »Halben Schlosses« ein. Heute ist seine Substanz gesichert und der Bestand erfasst. Der ehemalige Wirtschaftshof ist durch verschiedene Einbauten (Kegelbahn und ehemalige Feuerwehr) sowie Verkehrsflächen überformt. Das angrenzende sog. Rittergut wird seit der 2018 erfolgten Neustrukturierung der Gemeinden und dem Wegfall des Verwaltungssitzes in Langenleuba-Niederhain nur noch in Teilen durch die Gemeindeverwaltung genutzt, andere Bereiche sind vermietet.

Aufgabe 

Auf Grundlage der bereits erfolgten Bestands- und Zustandserfassung von Schloss und Rittergut soll zunächst das Gesamtareal hinsichtlich seiner historischen Entwicklung, seiner Denkmalwerte und seiner zukünftigen Potentiale analysiert werden. Ziel ist es danach ein Nutzungskonzept für die Gesamtanlage von Schloss und Wirtschaftshof zu erstellen. Für das Rittergut soll dabei eine neue Nutzung gefunden werden – und mit den späteren Ergänzungen wie Kegelbahn und Feuerwehr ein angemessener Umgang. Im Schloss fehlt es aktuell noch an sanitären Anlagen, auch ist gegebenenfalls ein Funktionsbau zur Erschließung des »Halbes Schlosses« erforderlich. Je nach benötigter Fläche wird zu prüfen sein, ob das Schloss durch einen Anbau erweitert oder gar in seinen ursprünglichen Dimensionen wieder errichtet werden sollte, auch stehen Flächen fehlender Gebäude des Wirtschafshofs zur Disposition. Wie solch eine Schlosserweiterung an einem bestehenden Torso aussehen kann, wird wesentliche Fragestellung für die Entwurfsbearbeitung sein. Es stellt sich die Entwurfsaufgabe, einen zeitgemäßen Neubau im Umfeld eines Baudenkmals zu platzieren und damit eine denkmalgerechte Addition in einem sich über Jahrhunderte entwickelten historischen Ensemble vorzuschlagen. Neben der gestalterischen und langfristigen Nachhaltigkeit ist aufgrund der real anstehenden Aufgabe und unter Berücksichtigung der Anliegen der Akteur:innen und Partner:innen vor Ort auch die ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit sowie die barrierefreie Erschließung des Ensembles zu bedenken.

Eine durch die Denkmalmesse organisierte Exkursion nach Langenleuba-Niederhain findet bereits am Mittwoch, den 17. April 2024 statt. Begleitet von den zuständigen Mitarbeiter:innen der Landesämter für Denkmalpflege und der Unteren Denkmalschutzbehörden, von Eigentümer:innen und lokalen Akteur:innen wird dabei das »Halbe Schloss« mit der angrenzenden Bebauung besichtigt. 

In der Woche darauf wollen wir im Rahmen der Exkursionswoche (KW 17) gemeinsam beispielhafte Ergänzungen und Umbauten historischer Ensembles besuchen und die Bedeutung des Weiterbauens im Kontext von Denkmalen diskutieren. In der zweiten Wochenhälfte steht freie Zeit für die individuelle Bestandsaufnahme von »Halbem Schloss« und Rittergut zur Verfügung. 

Der Zeitplan des Wettbewerbs ist auf das Sommersemester abgestimmt. Die (fakultative) Einreichung der Entwürfe zum Wettbewerb endet am 2. September 2024. Die Preisträger:innen werden am 8. November 2024 im Rahmen der Messe »denkmal 2024« in Leipzig prämiert. 

Weitere Informationen: