Das Neue trifft auf das Alte – Studien zu Planung und Umbau von DDR-Städten
Planungen für sozialistische Stadtzentren
Auf Initiative der Partei- und Staatsführung wurde ab der Mitte der 1960er Jahre in der DDR ernsthafter als zuvor nach baulichen Konzepten gesucht, die das 'Bild der neuen Gesellschaft' in die Städte bringen sollten. 1966 beschloss das Ministerium für Bauwesen „geschlossene und städtebaulich wirkungsvolle Komplexe” in den Stadtzentren zu schaffen. In allen Bezirks- und vielen Kreisstädten fanden großangelegte städtebauliche Wettbewerbe statt, deren Ergebnisse in die Generalbebauungspläne einflossen. In der Honecker-Ära kamen diese Ideen in der ganzen DDR ins Stocken und die Umsetzungen erfolgten in sehr unterschiedlichem und reduziertem Umfang.
Forschung
Die Forschungen zu sozialistischen Stadtzentrumsplanungen fokussierten (wie die ganze DDR-Planungshistoriografie) bisher auf Städte, die ‚Karriere‘ machten und deshalb sehr ambitioniert im Sinne des Neuen planten und realisierten. Selbstverständlich hat man sich auch den größten Städten (Berlin, Leipzig, Dresden) gewidmet, die prosperierend waren und zudem während des Zweiten Weltkrieges meist erhebliche Stadtverluste erlitten hatten. Hier fand die stadtplanerische Moderne einen moralisch wie auch konkret abgeräumten Boden vor. Doch wie stellte sich die Umgestaltung der Zentren in jenen Städten dar, die von Flächenzerstörungen verschont geblieben und möglicherweise zusätzlich auf ein besonderes ‚altstädtisches‘ Erbe stolz waren?
Aufgabe
Aufgabe ist es im ersten Schritt die Innenstadtplanung der 1960er bis 80er Jahre an einem Beispiel zu rekonstruieren und die Planungsziele und -strategien zu analysieren. Quellen sind Archivalien und Publikationen, möglicherweise auch Interviews. Dem Thema „Sozialistische Umgestaltung versus städtebauliches Erbe“ ist in einem zweiten Schritt nachzugehen: Handelt es sich im Untersuchungsfall um typische Zielstellungen und städtebauliche Lösung? Welche Elemente sind der spezifischen baulich-räumlichen Situation des Ortes oder lokalen Leitbildern geschuldet? Welches Verhältnis der Stadtplanung zum Ort und seiner Geschichte kommt zum Ausdruck? Zur Bearbeitung bieten sich u. a. Gera und Cottbus an. Auch eigene Vorschläge sind willkommen.
Zielgruppe: Bearbeiter einer Master-Thesis Urbanistik oder Architektur
Betreuung: Dr.-Ing. Mark Escherich
Bearbeiter: 1-3 Studierende
Bewerbung: mit kurzem Motivationsschreiben und kurzem Portfolio bisheriger Arbeiten als Ausdruck bis 21. September 2015 an das Sekretariat (Cornelia Unglaub)