Bachelor Entwurf

Buchenwald in Weimar – Spurensuche im Stadtraum

Das ehem. Konzentrationslager Buchenwald hat zwar seinen festen Platz in der Weimarer Erinnerungskultur und Erinnerungslandschaft. Auch sind die Bezüge zur Stadt durch das ehem. Gauforum, den Buchenwaldplatz und Rebecca Horns „Konzert für Buchenwald” durchaus sichtbar. Dennoch ist Buchenwald ein Ort außerhalb der Stadt und es ist kaum bekannt, wie sehr das KZ und die Stadt funktional aber eben auch räumlich und architektonisch miteinander verwoben waren.

Seit der Planung des Lagers 1936 bis zur Befreiung im April 1945 bestanden vielfältige Beziehungen zwischen dem Konzentrationslager Buchenwald und Institutionen, Firmen und Privatpersonen im circa 7 km entfernten Weimar. So wurden etwa ab 1941 Gefangene des Lagers an Weimarer Behörden und Firmen „vermietet”. In diesem Rahmen arbeiteten sie beim Aufbau von Straßen, errichteten Gebäude für die Polizei, Militär und Staat und waren an der Entstehung ganzer Siedlungen und Komplexe, z.B. der Siedlung Weimar Schöndorf und dem Gauforum beteiligt. Auch der Aufbau der „Buchenwaldbahn”, deren Trasse vom Weimarer Norden über einige Dörfer bis nach Buchenwald verlief, musste maßgeblich von KZ-Gefangenen geleistet werden. Sie waren zudem im Weimarer Rüstungsunternehmen „Wilhelm-Gustloffwerk” eingesetzt. Zur Unterbringung der Gefangenen entstand vor Ort eigens ein Außenlager.

Ein weiterer Aspekt der baulichen Prägung Weimars durch Buchenwald ist die Versetzung von Gebäuden, Gebäudeteilen und Baumaterial nach Weimar. Erste Ansprüche wurden seitens der Stadt Weimar bereits direkt nach Befreiung des Konzentrationslagers im Frühjahr 1945 geäußert. Ab den 1950er Jahren wurden demontierte Gebäude und Gebäudeteile aus Buchenwald tatsächlich in Weimar wieder aufgebaut.

Die bauliche Prägung Weimars durch Buchenwald wurde bislang noch nicht systematisch erforscht und ist folglich im Stadtraum nicht nachvollziehbar. Im Rahmen des Projekts sollen daher zunächst Stadtbereiche, Gebäude und Bauteile, die im Zusammenhang mit dem Konzentrationslager Buchenwald standen, ermittelt werden. Darauf aufbauend geht es um die Entwicklung konzeptionelle Überlegungen zu potentiellen Denkmaleigenschaften und zur Bedeutung dieser Befunde im Kontext der Topographie der Moderne. Dabei soll es auch um die Frage gehen, wie eine adäquate Denkmalpflege für die ermittelten Objekte und Stadtbereiche aussehen könnte und in welcher Weise sie in Stadtentwicklungsprozesse einzubeziehen wären. Möglich ist auch, die Untersuchung über Weimar hinaus ins Weimarer Land auszudehnen.

Das Projekt erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und der Stiftung Gedenkstätte Buchenwald-Mittelbau Dora.

 

Zielgruppe: BA Architektur 5. Fachsemester | BA Urbanistik 3. Fachsemester

Lehrende:
Prof. Dr. phil. Hans-Rudolf Meier | Anke Binnewerg M. Sc.
Dr.-Ing. Iris Engelmann | Dr.-Ing. Mark Escherich

max. Teilnehmerzahl: 30 Studierende

Leistungspunkte: 12 ECTS

Termin: donnerstags, 9:15 – 16:45 Uhr

Projektvorstellung: 4. Oktober 2016

Beginn: 13. Oktober 2016, 9:15 Uhr, Bauhausstraße 9c, Raum 101 und 103 (greenhouse)

Zwischenkritiken: 24. November 2016 | 15. Dezember 2016

Endpräsentation: 26. Januar 2017