Ackerbürgerscheunen
Ackerbürgerscheunen Weimar – Denkmalsanierung und Umnutzung durch die Bauhaus-Universität
Die ab 1800 südlich der Schwanseestraße errichteten Ackerbürgerscheunen dienten ursprünglich als mutmaßlich landwirtschaftliche Lagerflächen außerhalb der damaligen Stadt Weimar. Bis 1841 entstanden so entlang der heutigen Coudraystraße in insgesamt drei Reihen 56 Einzelscheunen, die sich jeweils in Gruppen von drei bis sechs Gebäuden aneinanderreihten, sowie fünf weitere Scheunen in der Schwanseestraße. Im Zuge der Ausdehnung der Kernstadt und eingeleitet durch den Bau der Handelskammer 1913 veränderte sich das Gesicht der Coudraystraße in den kommenden Jahren sukzessive, ab den 1950er Jahren auch durch die anstelle früherer Ackerbürgerscheunen errichteten Gebäude für die Bauhaus-Universität (Finger-Institut, Verwaltungsgebäude Coudraystr. 7, etc.). Mit den großmaßstäblichen Gebäuden der „Materialforschungs- und Prüfanstalt“ (MFPA) sowie des „Centrums für Intelligentes Bauen“ (CIB.Weimar) dehnte sich der Campus der Bauingenieure in den 2000er Jahren noch weiter nach Süden aus, sodass die drei aneinandergereihten Ackerbürgerscheunen am südlichen Ende bzw. Auftakt der Coudraystraße (Nr. 1,3 und 5) heute das einzig erhaltene Zeugnis der ursprünglichen Nutzung und städtebaulichen Situation darstellen.
Bereits seit längerem gibt es Gespräche zwischen der Stadt Weimar, die aktuell noch Eigentümerin der denkmalgeschützten Gebäude ist, und der Bauhaus-Universität, die weitere Flächen benötigt, über eine mögliche Übernahme der seit längerem leerstehenden Gebäude. Die Bauhaus-Universität prüft aktuell eine mögliche Nutzung der Scheunen als Seminar- oder Laborgebäude, konkret sollen hier sowohl ein größerer repräsentativer Mehrfunktionsraum für Lehre, Begegnung und Präsentationen sowie Klimakammer und Akustiklabor des Lehrstuhls für Bauphysik ihren Platz finden (im WiSe wird parallel an der Bauphysik-Professur ein Seminar zum klimaneutralen Campus angeboten, welches sich auch mit Standort beschäftigen wird).
Bei einer Tiefe von ca. 11,5 m und einer zusammengefassten Länge von ca. 39,5 m sowie den ca. 45° geneigten Satteldächern auf einem jeweils ca. 4 m hohen Natursteinsockel stellen sich die Gebäude mit Ausnahme der großen Toröffnungen zur Coudraystraße gemäß ihrer ursprünglichen Lagerfunktion relativ geschlossen dar. Die denkmalgerechte und möglichst substanzschonende Einfügung und Belichtung der neuen Nutzungen erfordert entsprechend einen sensiblen gestalterischen aber auch kreativen Umgang mit der Substanz.
Zielgruppe: Bachelor
Aufgabe:
Bauhistorische Analyse der Ackerbürgerscheunen und denkmalpflegerische Bewertung des Bestandes. Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes sowie eines Raumprogramms für die Gebäude auf Basis der Nutzungsvorstellungen der Bauhaus-Universität, denkmalgerechter Entwurf.
Ansprechpersone für weiterführende Informationen und Fragen zum Thema: Christine Dörner, christine.doerner[at]uni-weimar.de
max. 3 Bearbeiter*innen
Baden-Baden
Ein Aufzug ins Welterbe.
Barrierefreie Erschließung des Markplatzes von Baden-Baden
Die Stadt Baden-Baden verdankt ihren Namen, ihre Bekanntheit und ihren Reichtum der seit römischer Zeit genutzten Thermalquelle. Seit neustem gehört sie damit zum UNESCO-Weltkulturerbe Great Spas of Europe. Die Hanglage der Stadt begünstigte einerseits den Bau von Villen mit hervorragender Aussicht, macht aber andererseits im historischen Stadtzentrum den Zugang zum Marktplatz, zu Stiftskirche und Rathaus beschwerlich. Insbesondere der Marktplatz gilt als un- bzw. untergenutzter Stadtraum, dessen Erreichbarkeit eingeschränkt und für gehbehinderte Menschen nur überaus schwierig zu bewältigen ist.
Die Stadt prüft daher, ob eine Aufzugsanlage errichtet werden könnte, wobei dabei nur zwei Stellen beidseits des historischen Friedrichbads in Frage kommen. Zu prüfen ist, welche Aufzugsart an diesem Ort möglich wäre (Fahrstuhl oder Schrägaufzug) und wie das oder die dafür zu errichten Architekturen zu gestalten wären. Man befindet sich im rundum denkmalgeschützten Bereich mit architektonisch prägnanten Nachbarbauten und im Kernbereich der Welterbezone. Ein Aufzug an dieser Stelle wäre eine sowohl technisch wie auch gestalterisch architektonisch herausfordernde Aufgabe. Die Stadtverwaltung Baden-Baden (Baubürgermeister und Stadtplanungsamt) sind daher sehr an der Prüfung einer solchen Aufzugsoption interessiert; sie haben die Aufgabenstellung angeregt und jegliche Unterstützung zugesichert.
Zielgruppe: Bachelor
Ansprechperson für weiterführende Informationen und Fragen zum Thema: Hans-Rudolf Meier, hans-rudolf.meier[at]uni-weimar.de
max. 2 Bearbeiter*innen
Studio Eiermann
Ein Ausstellungskonzept für den Eiermannbau Apolda
Der lange leerstehende sog. Eiermannbau in Apolda wird im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Thüringen als Open Factory entwickelt. Bis Mitte der 1990er Jahre wurden hier Feuerlöschgeräte produziert, rund 700 Mitarbeiter:innen gehörten damals zum VEB Feuerlöschgerätewerk Apolda. In Zukunft soll es ein Ort für nachhaltige Produktion, regionale Wertschöpfung und dazugehörenden Kultur-, Bildungs- und Vermittlungsangeboten sein. Die architektonische Qualität des Eiermannbaus und seine architekturgeschichtliche Bedeutung spielen dabei eine besondere Rolle.
Das Ende der 1930er Jahre von Egon Eiermann für die Total KG erweiterte und umgebaute Gebäude, das unter Denkmalschutz steht, blickt auf eine lange und bewegte Bau- und Nutzungsgeschichte. So war u. a. auch die Landschaftsarchitektin Herta Hammerbacher im Zuge von Eiermanns Eingriff beteiligt. Davor, wie danach erlebte der Standort wichtige Entwicklungsschritte, architektonisch, nutzungsbezogen oder auch als zivilgesellschaftliches Engagement zur Rettung des Bauensembles. Zur Entwicklung der Zukunft als Open Factory gehört das Wissen und Verständnis für diese Vergangenheit. Dafür soll in den ehemaligen Umkleiden im 3. Obergeschoss das ›Studio Eiermann‹ realisiert werden. Als zukünftige Veranstaltungsfläche sind die ehemaligen Umkleiden besonders geeignet, um eine Ausstellung für Nutzer:- wie Besucher:innen der Open Factory aufzunehmen. Daneben ist der Bereich ein wichtiges Zeugnis seiner Entstehungsepoche sowohl im architektonischen Stil und in der Qualität als auch als Ausdruck eines sozialen, industriellen Bauens.
Gegenstand der hier ausgeschriebenen Thesis ist die inhaltliche Konzeption dieser Dauerausstellung zur Bau- und Nutzungsgeschichte des Standortes im ›Studio Eiermann‹. Das wissenschaftliche Erarbeiten der Ausstellungsaussagen, ein Kategorisieren und Priorisieren der Themen und wesentlichen Werte sind Schwerpunkt der Bearbeitung. Neben der Einordnung des Gebäudes als Zeugnis der Industriemoderne sollten u.a. eine Einordnung der hier tätigen Architekt:innen sowie die Nutzungsgeschichte als Ausstellungsaussagen geprüft werden. Auch die Reflektion der Entwicklungen seit 1994, dem Ende der industriellen Nutzung am Standort, ist von Bedeutung.
Die Professur Denkmalpflege und Baugeschichte führte bereits 2008 ein Seminar und 2009 mit dem Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz und dem Thüringer Landesamt für Denkmalpflege einen studentischen Workshop zum Gebäude durch. Die Ergebnisse des Seminars, die aus dem Workshop entstandene Publikation sowie eine umfangreiche Literaturliste, erste Zeitzeug:inneninterviews, Unterlagen des Stadt- und Kreisarchives sowie des Werkarchivs von Egon Eiermann im Südwestdeutsches Archiv für Architektur und Ingenieurbau (saai) stehen als Ausgangsmaterial zur Verfügung. Da insbesondere die DDR-Zeitschicht noch nicht näher erforscht und dokumentiert ist, plant die IBA Thüringen darüber hinaus im Herbst 2021 einen Aufruf für Privatfotos aus der Nutzungszeit als Feuerlöschgerätewerk und zur Recherche weiterer Zeitzeug:innen, die ggf. Eingang in die Ausstellung finden könnten.
Die Thesis findet in Kooperation mit der IBA Thüringen statt. Die Thesisergebnisse sind Grundlage der Ausstellungsgestaltung, die bereits parallel zur Thesisbearbeitung entstehen soll. Die Ausstellung soll bis zum Frühsommer 2022 in den ehemaligen Umkleiden des Eiermannbaus realisiert werden. Im Anschluss an die offizielle Thesisbearbeitungszeit gibt es daher von Seiten der IBA das Angebot, dass der/die Thesisbearbeiter:innen ihr Konzept als Werkstudent:innen gemeinsam mit den IBA-Szenograf:innen ausarbeiten und finalisieren könnten. Die feierliche Eröffnung der Ausstellung findet im Juni 2022 als Tag der offenen Tür zum Abschluss der Ausbauarbeiten im Gesamtgebäude Eiermannbau statt.
Zielgruppe: Bachelor
2 Bearbeiter*innen, gerne als 2er-Team (auch Einzelbewerbungen sind möglich) und bestenfalls mit Interesse und Kapazität für eine anschließende Ausarbeitung der Thesisergebnisse im Rahmen eines ca. 2-monatigen Werkstudent:innenvertrags bei der IBA Thüringen (nach individueller Absprache)
Ansprechpersonen für weiterführende Informationen und Fragen zum Thema: Kirsten Angermann, kirsten.angermann[at]uni-weimar.de und Christine Dörner, christine.doerner[at]uni-weimar.de