WiSe 2019-2020, MA - Dignity | BA - Desire

Dignity

Constantin Baraschi, Aleea Cariatidelor, Bukarest  (Bild: Clemens Helmke, 2014)
Constantin Baraschi, Aleea Cariatidelor, Bukarest (Bild: Clemens Helmke, 2014)

 

«Vorgebildet ist sie in den Gartenräumen des Barock und im Distanzraum der Landschaftsgärtnerei. A.G. Meyer findet für sie die sachhaltige Bezeichnung im Begriff des Binnenraumes.(1) Der Terminus ist vielleicht abgeleitet von dem des Binnenhofes, des «von Gebäuden umschlossenen Hof(es) im Innern einer Gebäudegruppe».(2) Aber anders als im älteren Binnenhof geht die Bewegung im Binnenraum von der nicht überdeckten Ausschnittsfläche des Firmaments aus. (...) Richard Lucae hat das Wesen des Binnenraumes beschrieben; Meyer gibt es wieder: «Wenn wir uns denken (...), dass man die Luft gießen könnte wie eine Flüssigkeit, dann haben wir eine Empfindung, als hätte die freie Luft eine feste Gestalt behalten, nachdem die Form, in die sie gegossen war, ihr wieder abgenommen wurde. (...) Sein Besonderes hat der Binnenraum darin, dass das, was den Raum in der Sache erzeug, nichtgegenständlicher Art ist. Die (...) Lustwandelnden erzeugen ihn mit sich selbst innerhalb eines dafür vorbereiteten gegenständlichen Umfelds. Die stoffliche Besonderung hat zurückzutreten in der Weise, daß mit ihr selbst entweder keine Begrenzung, wie im Landschaftsgarten, oder sie als ein Begrenzendes dergestalt formuliert ist, daß zu ihren Oberflächen hin der von Lucae beschriebene Luftkörper sich verspannen kann. (...) Die binnenräumliche Konzeption duldet kein kontinuierliches Verfahren mehr; wo die Gegenstände wie von alters her zusammenrücken wollen, müssen sie aus ihren historischen Verklammerungen herausgelöst werden und sich gefallen lassen, dass sie auf ihre überkommene Formbestimmtheit hin befragt werden.»(3)

Zitate:

(1)Wasmuths Lexikon der Baukunst; 1. Bd. Stichwort Binnenhof

(2) Richard Lucae: Über die Macht des Raumes in der Baukunst. Vortrag in der Singakademie in Berlin13.02.1869, zitiert        nach Alfred Gotthold Meyer: Eisenbauten

(3) Tillman Johannes Heinisch: Tactio, Ein Nachwort, Autoren+Hrg.: Geisert+Seipel, Berlin 2007

Bemerkungen:

1.-3. Fachsemester PM MA | M.Sc.A  & M.Sc.U

Desire

Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin (Bild: Clemens Helmke, 2015)
Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin (Bild: Clemens Helmke, 2015)

 

«Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt»(1) und «Aristoteles verwirft die übliche psychologische Unterscheidung zwischen begrenzten festen Körpern und dem unbegrenzten Raum; er stellt sich die gegenständliche Welt als ein prall gefülltes Kontinuum vor, in dem nach Art eines Puzzelspiels ein Objekt an das andere grenzt. Mit dieser Vorstellung nähert er sich der Welt des Malers und auch des Architekten, der ein Gespür dafür entwickeln muß, wann der Raum leer ist und wann nicht.»(1) Zum Beispiel die Tür: «Brauchen wir ein neues Spezialgebiet der Philosophie, eine Philosophie der Architektur? Ich nehme sie als bloßes Türschild. Und wenn ich durch die Tür mit diesem Schild in die Philosophie und damit zur Tätigkeit des Philosophierens komme, soll mir das recht sein. Georg Simmel zum Beispiel öffnet in seinem kurzen Essay über «Brücke und Tür» die Phänomenologie der alltäglichen Gegenstände und Handlungen hin zur Anthropologie und Metaphysik: der Mensch an der Türschwelle zwischen Begrenztheit und Unbegrenztem (Anaximander). Die Tür öffnet und schließt. Was ich im Raum nur nacheinander vollziehen kann, geschieht im philosophischen Denken zugleich. Wenn ein Raum richtig und genau eingegrenzt («definiert») wird, öffnet er sich. Weiteres, wenn es so weit ist.» (3)

Zitate:

(1) Peter Handke: Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt, Frankfurt a.M. 1969

(2) Rudolf Arnheim: Die Dynamik der architektonischen Form, DuMont-Dokumente, Köln, 1980

(3) Hannes Böhringer: Abstract, Internationales Symposium, Theorie und Philosophie der Architektur,
05-2015 TU Berlin-Architekturtheorie

Bemerkungen:

5. KM Bachelor Architektur & M. Sc.U