Jannik Petry: Ressource Boden, Masterthesis Architektur, WiSe 22/23
Hochschulpreis für Studierende der Bauhaus-Universität Weimar 2023
Im Zeitalter des Anthropozäns steht die begrenzte Ressource Boden unter Druck. Die monokulturelle Land- und Forstwirtschaft prägt unsere Landschaften. Dabei schreitet die Zersiedelung und die damit einhergehende Versiegelung immer weiter voran. Die steigende Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen erhöht den Druck auf die vorhandenen Flächen. Dabei befindet sich schon ein erheblicher Teil der beanspruchten Agrarflächen im Ausland. Der Boden, als Lebensgrundlage und größter terrestrischer Speicher von Kohlenstoff, ist ein nicht reproduzierbares Gut, welches über viele Jahrhunderte entstanden ist. Ein falscher Umgang mit dem Boden kann dessen Funktion unwiederbringlich zerstören.
„Ressource Boden“ zeigt vielfältige Funktionen und Beziehungsgefüge auf, die die Bedeutung und Komplexität der Ressource Bodens hervorheben. Eine theoretische Aufarbeitung schafft einen Überblick über die Abhängigkeit von Menschen und anderen Lebewesen von einem funktionierenden Boden und den Einfluss, den der Mensch auf diesen ausübt. In 6 Bodenthesen werden räumlich-gestalterische Strategien aufgezeigt. Diese versuchen als ganzheitliche gestalterische Ansätze den Herausforderungen, vor denen rurale Räume in Thüringen stehen, zu begegnen.
Der darauf basierende Entwurf „Rural Metabolism“ ist eine Vision zur Schaffung einer resilienten und produktiven Landschaft am Beispiel des thüringer Dorfes Rohrbach. Die nachhaltige Nutzung des Bodens fördert die Erhaltung intakter Ökosysteme, die wichtige Dienstleistungen wie die Bindung von CO2, den Schutz der Biodiversität und die Resilienz gegenüber Extremwetterereignissen erbringen. Gleichzeitig werden strategisch lokale Wertschöpfungsketten, Beziehungsgefüge und Stoffkreisläufe gestärkt, was die regionale Wirtschaft unterstützt und die Abhängigkeit von importierten Gütern verringert. Durch eine sinnstiftende Verknüpfung der Bewohnenden und Akteure untereinander und mit den lokalen Stoffkreisläufen, entsteht ein neues Bewusstsein für die Ressource Boden. Über multicodierte produktive Landschaften werden multiple Mehrwerte für bewohnende Menschen und Lebewesen geschaffen, die auf den vorhandenen Qualitäten, Potentialen und Netzwerken aufbauen.