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Bildrechte: Jonas Musil

Jonas Musil: Silo, Masterthesis Architektur, WiSe 22/23

Preisträger Konrad-Wachsmann Preis 2023, Anerkennung für ausgezeichnete Abschlussarbeit in der Fakultät Architektur und Urbanistik 2023

Die Entwurfsarbeit beschäftigt sich mit der Nachnutzung leerstehender Silos als übersehene Landmarken des ländlichen Raums Niederöstereichs: An Stelle von weiterer Zersiedlung im Wiener Ballungsraum, entwickelt Jonas Musil eine prototypische Struktur, welche die Türme für verdichtetes Wohnen und Urban Agriculture erschließt. Statt Abriss und Neubau, knüpft die Neuinterpretation der landwirtschaftlichen Bauten, weiter an die Geschichte der Lebensmittelversorgung an.
Agrarsilos prägen die ostösterreichische Landschaft und deren Ortschaften. Die bis zu siebzig Meter hohen Silotürme sind industrielle Kulturgüter, markante Funktionsgebäude, die mit Kirchtürmen um die visuelle Vorherrschaft im Ort ringen. Allerdings sind viele dieser Türme nicht mehr in Betrieb. Das Ziel dieser Masterthesis ist, die zumeist außer Betrieb stehenden Türme, Aufmerksamkeit zu schenken und diese auf den Gebäudetyp und seine Potentiale zu lenken. Die Thesis zeigt auf, wie ein zeitgemäßer Umgang anhand der Silotürme einen positiven Beitrag zu den Nachhaltigkeitsdebatten im Bauwesen darstellt. Die Umnutzung zu Wohnraum soll aufzeigen, wie  große Mengen grauer Energie der Gebäuden sinnvoll umgewandelt werden kann. Gleichzeitig soll das Projekt als Gegensteuerungsvorschlag zur Zersiedelung dienen - indem gezeigt wird, dass dichte Wohnformen auch auf dem Land existieren können.
Zudem geht es um die Themen der Nahrungsmittelproduktion und erneuerbare Energieerzeugung. Das Silo als Gebäude steht sinnbildlich für landwirtschaftliche Erzeugung und soll nun neue Produktionsformen erproben und beherbergen. Ein Ziel ist es, die Struktur des Silos in Raasdorf bei Wien (Baujahr 1962, Gleitschal-Betonbauweise) so weit wie möglich zu erhalten und seine besonderen Merkmale in den Entwurf einzubeziehen. Ein Leitmotiv für den Entwurf ist die Frage: Wie wollen die Menschen auf dem Land leben? Die instinktive Antwort darauf lautet: In einem Haus mit Garten, denn der Garten ist das, was die Stadt den Menschen aufgrund ihrer Dichte nicht bieten kann. Aus diesem Grund wird eine zweite, transparente Haut an der Außenfassade angebracht, die das Gebäude umhüllt. Diese Außenhaut funktioniert wie ein Gewächshaus. Die Bewohner*innen erhalten so einen großzügigen privaten „hängenden Garten“, in dem sie mit modernen Hydroponiksystemen ihr eigenes Gemüse anbauen und sich so ein Stück weit selbst versorgen können. Gleichzeitig kann dieser Außenbereich als erweiterter öffenbarer Wohnraum gesehen werden.