Projektmodul - Entwurf M.Sc.A., 5.KM B.Sc. Arch/B.Sc.Urb (5./7.FS) | Prof. Dr.-Ing. Sigrun Langner, M.Sc. (ir.) Arch. Jonas Langbein, M.Eng. Elisabeth Peters, M.Sc. Jannik Petry | 12ECTS | 8SWS
Das Vogtland ist eine ländliche Region mit einem reichen industriekulturellen und landschaftlichen Erbe. Vor allem das sächsisch-thüringische Vogtland erlebte in der Gründerzeit einen wirtschaftlichen Aufschwung durch die Textilindustrie. Die Gründerzeit prägt seitdem die städtebauliche Struktur der vielen kleineren Landstädte in der Region. Auch zwischen den Städten lassen sich vor allem entlang der Flussläufe die Spuren der industriellen Entwicklungsgeschichte der Region ablesen. Landschaftliche und industrielle Strukturen greifen in einem engen Wechselverhältnis ineinander und bilden den eigenständigen Charakter einer Industriekulturlandschaft zwischen Stadt und Land. Entlang der Fließgewässer wird dieses enge und ambivalente Beziehungsgeflecht zwischen Natur und Industrie besonders deutlich.
Wie viele Industrieregionen der ehemaligen DDR, erlebte auch das Vogtland nach 1990 einen tiefgreifenden Strukturwandel. Die über lange Zeit die Region prägende Textilindustrie war auf dem Weltmarkt nicht mehr konkurrenzfähig und erlebte in weiten Teilen einen Niedergang. Einerseits konnten sich nun die durch die Industrie stark beanspruchten und verschmutzen Fließgewässer nach und nach wieder regenerieren, andererseits verschwanden vielerorts prägende und erinnerungskulturell wertvolle Zeugnisse einer langen Industriegeschichte. Viele der historischen Fabrikgebäude stehen leer bzw. wurden bereits abgerissen. Sie werden von Pionierpflanzen überwachsen oder durch Autohäuser, Tankstellen und Supermärkte ersetzt. Es stellt sich die Fragen nach der aktuellen und zukünftigen Bedeutung der verbliebenen und versteckten industriekulturellen Strukturen sowie nach räumlich-gestalterischen Möglichkeiten der Re-Strukturierung und Integration dieser Bauten und Brachen in eine zukunftsfähigen, vernetzten und lebendigen Industriekulturlandschaft Vogtland.
Aus einer landschaftlichen Perspektive sucht flusswärts nach Antworten, wie die durch die Industrie geprägten Talräume von Raumbach und Göltzsch als impulsgebende und vernetzende Zukunftsräume (wieder)entdeckt und entwickelt werden können, wie durch eine landschaftliche Betrachtungsweise, die Natur und Kultur integriert, neue Visionen eines zukunftsfähigen und lebenswerten, flusswärtigen StadtLand generiert werden können.
In dem städtebaulich-freiraumplanerischen Entwurf flusswärts StadtLand, wollen wir uns daher diesem komplexen Transformationsräumen durch ein vertieftes Lesen der Landschaft, ihrer Bedeutungsebenen und räumlichen Qualitäten nähern, um schließlich Ansätze für mögliche Entwicklungsimpulse zu finden und diese anhand eines selbstgewählten Ortes im Talraum in einem freiraumplanerisch- städtebaulichen oder (landschafts)architektonischen Entwurf räumliche-gestalterisch durchzuarbeiten. Die städtebaulich-freiraumplanerische Entwurf für ein Industrieensembles kann genauso, wie der Entwurf eines temporären und performativen Projektes oder Intervention zum „Aufschließen“ eines vergessenen Ortes ein Ansatz sein. Eingebettet sind diese ortsspezifischen Ansätze in eine großräumige Betrachtung des Flussraums.
Mit dem Fokus auf die verbindende Flusslandschaft zwischen Reichenbach und Greiz fragen wir:
Wie kann das reiche landschaftliche und baukulturelle Erbe entlang der Flüsse verknüpft werden, um neue Entwicklungsimpulse für das StadtLand geben? Wie können alte Industriebauten durch neue Nutzungen, bauliche Anpassungen oder Ergänzungen die fragmentierte Flusslandschaft des Vogtlands um qualitätvolle Stadt-Landschaftsbausteine ergänzen? Wie artikuliert sich das Verhältnis zwischen Industriearchitektur und Industrielandschaft? Welche Rolle könnten die Flussläufe als verbindende Struktur dieser Landschaft spielen?
Wie suchen nach neuen, charaktervollen Bildern und nachhaltigen Strategien für diese Flussräume, mit denen Antworten auf drängende Herausforderungen der Gegenwart gegeben werden können. Das betrifft gleichermaßen Fragen des Umgangs mit gebauten Ressourcen, die stärkere Berücksichtig von Umbau- und Pflegestrategien in der Architektur, die erinnerungskulturelle Dimension für ein zukunftsorientiertes Selbstverständnis einer Region aber auch ökologische Fragen im Umgang mit sensiblen Flussräumen, das Verhältnis von Bebauung und Landschaftsraum, zwischen Mensch und Natur.
Studierende im Master Architektur belegen verpflichtend das Begleitseminar ‚Der ländliche Raum. Historische und aktuelle Imaginationen‘, an der Professur Kunst- und Kulturgeschichte (Prof. Dr. Jan von Brevern). Dieses ergänzt das Entwurfsmodul um theoretische und methodische Auseinandersetzungen.
ZEIT: donnerstags, ganztags
START: 12.10.23
RAUM: Hauptgebäude 109
Bericht über das Projekt auf baunetzCAMPUS....
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