4.Kernmodul- Entwurf B.Sc.Architetktur/B.Sc.Urbanisitk | Prof. Dr.-Ing. Sigrun Langner, M.Eng. Elisabeth Peters, M.Sc. Jannik Petry, PhD Mara Trübenbach, Bc.Sc.Till Pulst (Tutor) | 12ECTS | 8SWS
Der Westen Leipzigs zwischen Alt-Lindenau, Plagwitz und Grünau-Ost ist geprägt durch ein Patchwork stadtstruktureller Einheiten verschiedener Stadtentwicklungsepochen. Die Großwohnkomplexe des sozialistischen Städtebaus von Grünau Ost stoßen unvermittelt an großmaßstäbliche Industrie- und Gewerbestrukturen, diese wiederum an Stadtbautypologien des Reformwohnungsbaus und der Gründerzeit, sowie an das neue Stadtquartier am Lindenauer Hafen. In den Zwischenräumen und entlang der Nahtstellen verlaufen Infrastrukturlinien, wie die verkehrsreiche Magistrale der Lützner Straße, S-Bahnstrecken oder auch das industriegeschichtliche Relikt des Karl-Heine Kanals, der heute eine wichtige verbindende Freiraumstruktur im Leipziger Westen ist.
Im städtebauliche-freiraumplanerischen Entwurf fragen wir nach den Potenzialen dieser Nahtstellen als vernetzende blau-grüne Infrastrukturen im Stadtgewebe. Nach einer ersten stadtanalytischen, -historischen und -strukturellen Betrachtung des Patchwork Leipzig West entwickeln wir Ansätze, wie durch die Entwicklung und Qualifizierung der Nahtstellen soziale, biodiverse, wassersensible, räumlich erlebbare Netze im urbanen Gewebe geknüpft und gestärkt werden können.
Innerhalb dieses Netzes fokussieren wir uns auf die Nahtstellen Lützner Straße, Brünner Straße und S-Bahnstrecke Leipzig-Grünau, die den Wohnkomplex Grünau Ost derzeit eher räumlich isolieren als ihn mit den Nachbarschaften und Freiräumen zu verbinden. Mit Blick auf postfossile Mobilitätsformen und einer vernetzenden und klimaangepassten Qualifizierung der Freiräume steht dabei die zukünftige Entwicklung des Quartiers Grünau-Ost an der Verbindung zu den Stadtteilen Lindenau und Plagwitz im Vordergrund.
Grünau-Ost wurde in den 1980er Jahren als erster von 8 Wohnkomplexen des Großwohngebiets Grünau nach den Prinzipien der städtebaulichen Moderne als autogerechte und funktionsgetrennte Stadt errichtet. Die Nachwendejahre gingen mit einem erheblichen Bevölkerungsverlust von Grünau verbunden mit einem erheblichen Rückbau einher. Grünau-Ost war dabei von weniger starken Einwohnerverlusten geprägt und wurde durch Mieter*innen des Erstbezugs konsolidiert, die heute allerdings hochbetagt sind. Hier wird in den nächsten Jahren ein Transformationsprozess und Generationenwechsel stattfinden. Das weiterhin zu erwartenden Bevölkerungswachstums in Leipzig bietet Chancen für den Stadtteil, kann aber auch zu Risiken und Konflikten zwischen Generationen sowie alten und neuen Nachbar*inne führen und erfordert Orte der Nachbarschaft und des Austausches. Die Qualifizierung des Netzes urbaner öffentlicher Freiräume kann hier einen wesentlichen Beitrag leisten.
Mit dem Blick der doppelten Innenentwicklung wollen wir uns im städtebaulich-freiraumplanerischen Entwurf mit den Problemen und Potentialen von Grünau-Ost auseinandersetzen. Es gilt fragmentierte Strukturen und wenig genutzte Freiräume zu arrondieren, zu qualifizieren und zu verknüpfen. Im Zusammendenken freiräumlicher und hochbaulicher Quartiersstrukturen soll ein verbindendes urbanes Gewebe entstehen, welches dazu beiträgt, die monofunktionale Großwohnsiedlung in einen dynamischen, vielfältig durchmischten Stadtteil zu transformieren. Orte der Produktion und Orte des Wohnens, als auch Orte der Gemeinschaft, sowie kulturelle und soziale Knoten sollen miteinander verknüpft und in mehrdimensionalen Beziehungsgefügen zusammen gedacht werden. Wir wollen die aktuellen Herausforderungen des anstehenden Transformationsprozesses auf Quartiersebene thematisieren und uns damit auseinandersetzen, wie diese auf verschiedenen Maßstabsebenen vom Gebäude bis hin zur Gesamtstadt adressiert werden können.
ZEIT: dienstags, ganztags
START: 09.04.24
ORT: R204 [Hauptgebäude]
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