Vorlesung
Prof. Dr. Max Welch Guerra Note - 3 LP/2 SWS
Mats Wercholad
Den Beitrag des historischen Bauhaus verstehen wir als einen qualitativen Sprung in der Art und Weise, wie seit dem frühen 20. Jahrhundert die Lebenswelt vom Salzstreuer bis zur Stadtlandschaft gestaltet wird. So verstanden wird Gestaltung der Lebenswelt zum Begriff, der die Disziplinen und Berufsfelder aller vier Fakultäten unserer Universität anspricht, die zwei- und dreidimensional oder akustisch gestalten bzw. diese Tätigkeiten reflektieren. Der Beitrag der einzelnen Disziplinen erscheint nicht mehr allein als Ergebnis der Eigenlogik des einzelnen Faches, sondern wird so auch als Element einer allgemeineren gesellschaftlichen Entwicklung erschlossen.
Im ersten Schritt wollen wir - über einen räumlichen Zugang - die in Weimar nachvollziehbare Geschichte jener Gestaltungsreform ergründen: das Ensemble der zwei Bauten van de Veldes, das neogotische Tempelherrenhaus und das Haus am Horn. Sie bezeugen drei unterschiedliche Entwicklungslinien.
In einem zweiten Schritt erkunden wir den Zusammenhang der Produktion von Lebenswelt in unseren Disziplinen mit der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung: Die Gestaltungsreform, die sich mit dem Bauhaus durchsetzte, war stark geprägt von einer industrieorientierten Rationalisierungslogik vor allem US-amerikanischen Ursprungs. Der abschließende Schritt der Vorlesung fragt nach diesem Zusammenhang in der jeweils eigenen Disziplin hundert Jahre nach der Gründung des Bauhaus. Die Orientierung an der industriellen Rationalität des Kapitalismus von vor 100 Jahren ist heute zu ersetzen. Wodurch?