Seminar
Prof. Dr. Max Welch Guerra
Note/Testat - 3 LP/2 SWS
Die Lehrveranstaltung untersucht zwei recht unterschiedliche Gegenstände, die in der Fachwelt wenig beachtet werden – trotz ihrer Bedeutung für die räumliche Planung.
Das erste Feld betrifft die Studien, die wie der Zukunftsatlas von Prognos AG/Handelsblatt allerlei Daten aggregieren und diagnostisch, oft auch prognostisch interpretieren, um etwa die Entwicklungsperspektiven der bundesrepublikanischen Städte einzuschätzen. Sie suggerieren Wissenschaftlichkeit und vermitteln ihre Produkte sehr professionell. Wir werden die Seriosität und die Funktion einiger dieser Studien näher untersuchen.
Das zweite Feld bildet sich gerade heraus: Rechtspopulisten gelangen in einer wachsenden Zahl von Ländern in die Regierung. Während in der Öffentlichkeit vor allem ihre rassistischen und protektionistischen Bestrebungen diskutiert werden, wird nicht systematisch registriert, dass ihre Politik auch für die räumliche Planung Folgen hat, Folgen, die erst langsam sichtbar werden. So bricht etwa die Regierung Trump mit dem planungspolitischen Gebot, die Lebensbedingungen benachteiligter Bevölkerungsgruppen denen der Mehrheitsgesellschaft anzugleichen. Die Bewahrung der natürlichen Grundlagen wird explizit als Ziel gesellschaftlicher Entwicklung aufgegeben. Der deutsche Fall liegt anders, der AFD bleibt wohl in absehbarer Zeit der Zugang zu Regierungsämtern versperrt. Das Politikverständnis, das sie dabei ist, salonfähig zu machen, entspricht bei aller Fragmentiertheit und Schlichtheit jedoch den Linien der erfolgreicheren Pendants, die auch in Europa Raum greifen.
Die Urbanistik kommt nicht drum herum, mit ihren Mitteln einen Beitrag zur Auseinandersetzung auch mit dem einheimischen Rechtsextremismus zu leisten.
Das Seminar erschöpft sich nicht in der Untersuchung beider Gegenstände, die übergeordnete Frage lautet: Welcher Methoden können wir uns bedienen, um so verschiedene gesellschaftspolitischen Phänomene planungswissenschaftlich zu erfassen? Welche Fragen können dabei die Forschung leiten?
Die Teilnahme erfordert nicht nur kontinuierliche Mitarbeit und einige Lektüre, sondern auch selbständige Forschungsarbeit.