Abenteuer Siedlung – Ein neues Quartier für Weimar Nord
Was passiert eigentlich im Weimar nördlich der Gleistrasse? Welche Rolle spielt Weimar Nord in unseren Köpfen und für die Stadt Weimar? Und welche Rolle könnte es spielen?
Die Transformation und das Weiterbauen an einem heterogenen Areal kann der Auftakt für ein verändertes, integriertes, offenes und lebendiges Stück Stadt sein und stellt sich der Herausforderung, einen innovativen Impuls zu setzen und gleichzeitig bestehende Qualitäten und Erinnerungen zu bewahren. Nord-westlich des Bahnhofs liegt, begrenzt von der Marcel-Paul-Straße im Norden, der Ettersburgerstraße im Osten, den Gleisen im Süden und einer Kleingartenanlage im Westen, ein ca. 12 Ha großes Areal. Fragmente von Wohnen, zwei Discounter, ein Gebrauchtwagenhändler, ein Erlebnisgelände, Parkplätze und diverse Garagen und Hallen verteilen sich relativ unspektakulär auf dem etwas verwilderten Gelände. Es ist jedoch ein Ort mit vielen Geschichten: Mittendirn die ehemalige Viehauktionshalle erbaut 1926, ab 1942 als Zwischenstation für den Abtransport jüdischer Bewohner Weimars ins Konzentrationslager Buchenwald genutzt und ab 1992 als Ort für Kulturveranstaltungen. 2015 wurde sie durch einen Brand vollkommen zerstört und hinterlässt eine große Lücke. Wir befinden uns hier außerdem auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Otto Hetzer Holzbau- und Holzpflege AG, berühmt durch die Erfindung eines Holz-Leim-Binders, der es auf Grund seiner immensen Spannweite 1910 bis zur Weltausstellung nach Brüssel geschafft hat. Die 1907 auf dem Areal errichtete „Große Hetzer-Halle“ ist letzten Februar unter Schneelast eingestürzt. Sowohl die große, also auch die kleine Halle wurden vollständig abgebaut. Diese und weitere Fakten bilden die Basis der Entwurfsaufgabe, die nach neuen Lösungen von städtischem Zusammenleben sucht und zu gewagten, erfinderischen Ideen für eine zukünftige Rolle des Weimars nördlich der Gleise aufruft.
Die Professur Stadt Raum Entwerfen beteiligt sich an der Einführung in das städtebauliche Entwerfen. Im 4. Kernmodul bieten wir dazu in diesem Semester eine Entwurfsaufgabe in Weimar Nord an. Der Städtebauliche Entwurf setzt auf eine lokal verortete Aufgabenstellung in Kombination mit ausgewählten aktuellen, für das Zusammenleben kritischen, Parametern (bspw. Innovation, Inklusion, Gesundheit, Sharing-Modelle im Wohnen und Arbeiten, Umgang mit der Vergangenheit).
Bachelor Studierende aus Architektur und Urbanistik werden in diesem Semester in gemischten (3er) Teams an der Aufgabe arbeiten.
Wir beschäftigen uns mit: konzeptuellem Entwickeln von nachhaltigen, kontextbezogenen stadträumlichen Visionen; Analyse, Beobachtung und Auswertung bestehender Strukturen und Benutzungsmuster; dem Weiterbauen am bestehenden Gefüge; dem Entwerfen neuer räumlicher Qualitäten auf Quartiersmaßstab; mit der für den Städtebau wichtigen Erdgeschosszone (M1:500) und dem unerlässlichen Bezug zum Kontext (M1:1000), der Stadt Weimar.
Wir arbeiten mit: Stadterkundung, Mapping, Modellbau, Übungen zu Maßen und Formaten und der Darstellung von Raumqualitäten in Abhängigkeit der Maßstabsebene. Die wöchentlichen Betreuungen werden ergänzt mit thematischen Inputs zu diesen Aspekten.
Studio immer Dienstags 9.30h – 18.30h, Raum 203
Informationen via Moodle
Dorothee Rummel, Hinnerk Utermann