Prof. Andreas Garkisch












 

„Die Offenheit des Münchner Olympiageländes wurde zum „architektonischen Symbol für die geistige Freiheit und die heitere Offenheit, die sich die Deutschen nach Diktatur und Krieg erarbeitet haben.“ (Gottfried Knapp)

Ein Ensemble, dass auf wunderbare Weise das Potential von Städtebau als Disziplin zeigt. Im Zusammenspiel zwischen Landschaftsarchitektur, Tragwerksplanung, Verkehrsplanung, Signaletik und Lichtplanung ist eine einzigartige, szenografisch entworfene Stadtlandschaft entstanden. Entworfen für die festgelegte Choreografie der Olympischen Spiele, stehen die Wettkampfstätten von den großen Stadien über das Hallenbad bis zur Ruderregattastrecke nun allen Bürger*innen offen.

In diesem Semester wollen wir uns mit dem Thema der offenen Stadtlandschaft auseinandersetzen. Nur ein kleiner Teil einer Stadt besteht aus dem urbanen Zentrum. Die meisten Städte von heute verzahnen sich durch ihre Infrastruktur direkt mit der umliegenden Landschaft. Unregelmäßig als Urban Sprawl gewachsen, ist es oft nicht mehr einfach, die Stadtgrenzen zu erkennen. Das Ergebnis ist eine hochkomplexe urbane Topografie, in die die Landschaft heute oft mit eingebettet ist. Ziel dieses Semesters ist die Auseinandersetzung mit diesem urbanen Raum, in dem Fragmente von Landschaft – zerschnitten von Autobahnen, Stromkabeln und Schienentrassen – unmittelbar auf Einfamilienhaus- und Gewerbegebiete treffen. Wenn wir den Bestand als solchen ernst nehmen, ist dies eine Stadtlandschaft, die einen ganz anderen Entwurfsansatz erfordert. Dabei geht es vermehrt darum, ein Gefühl für die Stadttopografie zu entwickeln, die einzelnen Elemente in einen räumlichen und narrativen Zusammenhang zu bringen und szenografisch eine Promenade Architecturale zu entwerfen.

Die Aufgabe besteht darin, einen Bundesleistungsstützpunkt für Schwimmen und Rudern zu entwerfen. Im Ruhrgebiet soll ein idealer Ort für die Umsetzung der eigenen Idee und das Raumprogramm gefunden werden, um am Ende ein Ensemble zu entwerfen, das eingebettet in die jeweilige Landschaft einzigartige Perspektiven und Räume eröffnet. Ein Ort der Bewegung, der Körperlichkeit, des sich Zeigens, Flanierens und Beobachtens, in dem der Sport Teil der urbanen Landschaft wird. Eine Sportanlage, in der optimale Bedingungen für den Leistungssport geboten werden und die außerhalb der Trainingszeiten dennoch allen Bürger*innen zur Nutzung offensteht.

Die Teilnahme an der Exkursion ist verpflichtend, die Teilnahme am Seminar Common Ground Olympiapark München wird empfohlen.












 

„Das Münchner Olympiagelände ist das in aller Welt wahrgenommene architektonische Symbol für die geistige Freiheit und die heitere Offenheit, die sich die Deutschen nach Diktatur und Krieg erarbeitet haben. Man könnte die Olympiabauten also als das eigentliche Wahrzeichen der Bundesrepublik bezeichnen.“

Gottfried Knapp

Der Olympiapark in München ist der wichtigste architektonische Beitrag Deutschlands zur Weltarchitektur im 20. Jahrhundert. Die Offenheit des einzigartigen Städtebaus wurde erst durch das einmalige Zusammenspiel der unterschiedlichen Disziplinen möglich. Von der Verkehrsplanung und der Landschaftsarchitektur, über die Tragwerksplanung, Signaletik und Lichtplanung bis zur Architektur wurde der Olympiapark zu einem Gesamtkunstwerk entwickelt.

Im Schatten des Parks und der Einzelarchitekturen ist der Städtebau bislang jedoch weniger beachtet worden. Der Olympiapark mit dem olympischen Dorf und der Medienstadt ist ein einzigartiges städtebauliches Experiment der Moderne. Durch die konsequente Trennung in eine Auto- und eine Fußgängerebene entsteht eine vollständig von Autos befreite Fahrrad- und Fußgängerwelt. Brücken überspannen die Stadtautobahn und verbinden ideal die unterschiedlichen Teile des Parks. Unterschiedliche Wohntypologien als Scheiben, Teppiche oder Punkthochhäuser bilden ein ungewöhnliches Ensemble. Jede Wohnung besitzt entweder einen eigenen Garten oder eine übergroße Terrasse als privaten Rückzugsbereich mitten in der Stadt. Parallel wurde der Olympiapark mit Events, Konzerten und nach wie vor durch Sportveranstaltungen zu einem der öffentlichsten und meistgenutzten Parks Münchens.

Es ist ungewöhnlich, mit welcher Selbstverständlichkeit sich diese außergewöhnliche Stadtlandschaft mit ihren Brücken in den Stadtkörper Münchens platziert hat und genauso wie die Altstadt oder die gründerzeitlichen Viertel Teil der Stadt geworden ist.

Wir wollen in diesem Semester in einem Blockseminar die Übergänge zwischen den Innen- und Außenräumen, zwischen öffentlichem und privatem Bereich mittels Zeichnungen und in Fotografien untersuchen. Ziel ist es, einen Atlas der Übergänge zum öffentlichen Raum zu erarbeiten, der aufzeigt, wie dieser öffentliche Raum konstituiert wird. Dazu findet als verpflichtender Teil des Seminars eine Exkursion nach München statt. Nach der zeichnerischen und textlichen Ausarbeitung werden die Arbeiten mit einer Ausstellung zum Semesterende präsentiert.