Winter 2023 / 2024












 

 

Entwurf
4. Kernmodul
BA Architektur / Urbanistik

The Great Repair?

In der Reihe Peripherie (vs.) Zentrum setzt sich die Professur mit den heutigen Phänomenen der Raumproduktion auseinander. In diesem Semester beschäftigen wir uns mit den städtischen Zentren, die fortschreitend ihre zentrale gesellschaftliche und politische Bedeutung verlieren.

The Great Repair: Wir alle sind uns bewusst, handeln zu müssen. Unser jetziges Wirtschaftssystem mit der schonungslosen Ausbeutung aller natürlichen Ressourcen werden wir nicht endlos fortführen können. Nur wenn wir unser Handeln jetzt grundlegend ändern, können wir den Klimawandel und das Artensterben überhaupt noch stoppen. Oder wie es in der Arch+ 250 formuliert ist: Wir sind zur Reparatur verdammt.

In der öffentlichen Diskussion stehen die Machbarkeitsphantasien der Techniker den postkapitalistischen Utopien der Romantiker unversöhnlich gegenüber. Aber begehen nicht beide Seiten wieder die Fehler der Moderne auf der Suche nach dem „Neuen Menschen“? Ist Reparatur nicht gerade das Weiterbauen mit dem Bestehenden? Muss nicht gerade bei einer Reparatur das Bestehende zuerst verstanden und respektiert werden? Vielleicht ist es eher die Politik der kleinen Schritte, wie es der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick immer wieder andeutete, die uns hilft, voranzukommen; und nicht die ganz große Erzählung, der neben dem vermeintlich Radikalen immer auch etwas Spirituelles anhaftet. 

In diesem Semester setzen wir uns mit einem der geschichtsträchtigsten Orte Leipzigs auseinander: Der Kreuzungspunkt der Fernhandelsstraßen Via Imperii und Via Regia, der Standort der mittelalterlichen Burg urbs Lipzi, die Wiege der Stadt, wurde von der SED mit einem Gebäudekomplex für die Bezirksverwaltung der Staatssicherheit und der Volkspolizei überbaut. Gerade dieser Bau ist den nachwendezeitlichen Abrisswellen nicht zum Opfer gefallen und steht jetzt als ungewolltes Erbe zur Disposition. Heute beherbergt der anschließende Gebäudeteil aus dem frühen 20. Jahrhundert eine Gedenkstätte, in der sich Bürger*innen in den ehemaligen Büros der Stasi-Offiziere über Funktion, Arbeitsweisen und Geschichte des MfS informieren können. 

Im Sinne einer Stadtreparatur geht es auf der einen Seite darum, eines der letzten Grundstücke am Ring fertig zu bauen, um die Auseinandersetzung mit der heterogenen im letzten Jahrhundert entstandenen Architektur des Rings und auf der anderen Seite darum, einen sinnvollen Umgang mit den bestehenden Gebäuden und ihrer Geschichte zu finden.

Das 4. Kernmodul ist eine Einführung in das städtebauliche Entwerfen. In didaktisch aufeinander aufbauenden Phasen von der Analyse über die Konzeptfindung bis zur Ausarbeitung wird ein überschaubares städtebauliches Projekt in Teamarbeit von Architektur- und Urbanistikstudent*innen erarbeitet.

Die Vorlesung „Die Geschichte des Europäischen Städtebaus“ wird auch Architekturstudierenden empfohlen. Die Teilnahme an der Exkursion, den damit verbundenen künstlerischen Übungen und den anschließenden Workshops ist verpflichtend. Eine Zusammenarbeit in Dreierteams wird angestrebt.












 

 

 

Entwurf
Projektmodul
MA Architektur / Urbanistik

The Great Repair?

In der Reihe Peripherie (vs.) Zentrum setzt sich die Professur mit den heutigen Phänomenen der Raumproduktion auseinander. In diesem Semester beschäftigen wir uns mit den städtischen Zentren, die fortschreitend ihre zentrale gesellschaftliche und politische Bedeutung verlieren.

The Great Repair: Wir alle sind uns bewusst, handeln zu müssen. Unser jetziges Wirtschaftssystem mit der schonungslosen Ausbeutung aller natürlichen Ressourcen werden wir nicht endlos fortführen können. Nur wenn wir unser Handeln jetzt grundlegend ändern, können wir den Klimawandel und das Artensterben überhaupt noch stoppen. Oder wie es in der Arch+ 250 formuliert ist: Wir sind zur Reparatur verdammt.

In der öffentlichen Diskussion stehen die Machbarkeitsphantasien der Techniker den postkapitalistischen Utopien der Romantiker unversöhnlich gegenüber. Aber begehen nicht beide Seiten wieder die Fehler der Moderne auf der Suche nach dem „Neuen Menschen“? Ist Reparatur nicht gerade das Weiterbauen mit dem Bestehenden? Muss nicht gerade bei einer Reparatur das Bestehende zuerst verstanden und respektiert werden? Vielleicht ist es eher die Politik der kleinen Schritte, wie es der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick immer wieder andeutete, die uns hilft, voranzukommen; und nicht die ganz große Erzählung, der neben dem vermeintlich Radikalen immer auch etwas Spirituelles anhaftet. 

In diesem Semester setzen wir uns mit einem der geschichtsträchtigsten Orte Leipzigs auseinander: Der Kreuzungspunkt der Fernhandelsstraßen Via Imperii und Via Regia, der Standort der mittelalterlichen Burg urbs Lipzi, die Wiege der Stadt, wurde von der SED mit einem Gebäudekomplex für die Bezirksverwaltung der Staatssicherheit und der Volkspolizei überbaut. Gerade dieser Bau ist den nachwendezeitlichen Abrisswellen nicht zum Opfer gefallen und steht jetzt als ungewolltes Erbe zur Disposition. Heute beherbergt der anschließende Gebäudeteil aus dem frühen 20. Jahrhundert eine Gedenkstätte, in der sich Bürger*innen in den ehemaligen Büros der Stasi-Offiziere über Funktion, Arbeitsweisen und Geschichte des MfS informieren können. 

Im Sinne einer Stadtreparatur geht es auf der einen Seite darum, eines der letzten Grundstücke am Ring fertig zu bauen, um die Auseinandersetzung mit der heterogenen im letzten Jahrhundert entstandenen Architektur des Rings und auf der anderen Seite darum, einen sinnvollen Umgang mit den bestehenden Gebäuden und ihrer Geschichte zu finden.

Wir erwarten im Masterstudio eine grundlegende Auseinandersetzung mit der Aufgabenstellung in Form eines städtebaulich und architektonisch durchgearbeiteten Entwurfs, der die wesentlichen Fragen vom Stadtraum, über die Fassade bis in den Übergang zum Innenraum beantwortet. Die Vorlesung Arch. (vs.) Stadt wird als Begleitmodul empfohlen. Die Teilnahme an der Exkursion und den anschließenden Workshops ist verpflichtend. Das Studio ist als Gruppenarbeit zu zweit konzipiert.












 

 

 

Vorlesung

Die Geschichte des europäischen Städtebaus
Unserem europäischen Selbstverständnis zufolge ist der öffentliche, allen freien Bürgern zugängliche Raum das konstituierende Element der Europäischen Stadt. In den Vorlesungen zeigen wir auf, dass die Architektur den öffentlichen nicht nur als gebauten Raum, sondern mit ihren narrativen Möglichkeiten auch als Bedeutungsraum erschließen und lesbar machen muss. Aus diesem Grund sind Architektur und Städtebau eine untrennbare Einheit. Das eine ist nicht ohne das andere denkbar. Beide bedingen einander.

Architektur und Städtebau sind in einem dialektischen Verhältnis gefangen, das seit der Aufklärung bis heute krisenhaft ist. Während die Architektur sich in der Regel immer stärker auf das Einzelobjekt beschränken ließ, hat sich die Stadtplanung auf eine reine Funktionsplanung reduzieren lassen. Trotz der kritischen Reflexion der Postmoderne und der anschließenden Rekonstruktion der Stadt hat sich die anhaltende Auflösung der Stadtstruktur nicht wirklich aufhalten lassen. Eine Erosion städtischer und architektonischer Konventionen, die am Ende der Architektur den notwendigen Bezugsrahmen entzieht.

Nur mit einem Verständnis für die Geschichte des Europäischen Städtebaus und der Architektur können wir wieder an die Erzählung der Europäischen Stadt anknüpfen und jene narrativen Qualitäten schaffen, die notwendig sind, um den öffentlichen Stadtraum zu konstituieren, den wir bis heute so sehr an der Europäischen Stadt schätzen.

Die Vorlesungsreihe ist eine Einführung in die Geschichte des Europäischen Städtebaus. Sie setzt sich mit dem architektonischen und städtebaulichen Denken von den Anfängen des bürgerlichen Bauens im 18. Jh. bis heute auseinander. Die Vorlesungen geben anhand unterschiedlicher Architekturpositionen einen Einblick in die Typologien, Raumkonzeptionen und Diskurse der jeweiligen Zeit, um damit den Studierenden einen ersten Überblick über das Handwerkzeug des städtebaulichen Entwerfens zu geben.












 

 

Vorlesung
MA Architektur

Arch.( vs. )Stadt

Die Vorlesungsreihe baut auf den Grundlagen der Vorlesung „Einführung in die Geschichte des Europäischen Städtebaus“ auf.

In ihrer langen Tradition und ihrem Selbstverständnis zufolge ist der öffentliche, allen freien Bürger*innen zugängliche Raum das konstituierende Element der europäischen Stadt.

Wenn wir uns mit dem öffentlichen Raum der Stadt auseinandersetzen, müssen wir gleichzeitig immer das Private mitdenken. Nur mit einem grundlegenden Verständnis für das Private, für die Übergänge, die Schwellenräume, die Fassaden, kann die Konzeption des Öffentlichen gelingen. Aus diesem Grund setzen wir uns in dieser Vorlesungsreihe mit der Architektur des städtischen Wohnens auseinander.
Wohngebäude sind die konstituierende Gebäudetypologie jeder Stadtstruktur. Die Wohnkultur und die Kultur der Stadtarchitektur jeder Stadt sind untrennbar miteinander verbunden. 

In den Vorlesungen werden wir anhand von Referenzprojekten den Zusammenhang von öffentlichem Stadtraum, den Übergang von der Fassade zum Privaten bis zur Konzeption des Wohnungsgrundrisses thematisieren. Die Vorlesung möchte den Studierenden einen Einblick in Typologien, Raumkonzeptionen und Diskurse geben. Mit derselben Hingabe, mit der der strukturelle Zusammenhang dargelegt wird, wollen wir uns auch mit den Details, Materialien, Farb- und Lichtstimmungen der Stadt- und Wohnräume auseinandersetzen.  

Parallel zur Vorlesung werden Saalübungen herausgegeben. Die Zeichnungen sollen das in den Vorlesungen gehörte und gesehene vertiefen. Die Übungen sind die Grundlage der Benotung. Die Vorlesung wird im Vorlesungsaal gehalten.












 

 

Seminar
Wahlpflichtmodul
MA Architektur/ Urbanistik

Los Angeles

Nach Veröffentlichung des Buchs Learning from Las Vegas im Jahr 1972 mussten sich Denise Scott Brown, Steven Izenour und Robert Venturi der Kritik stellen, dass ihr Interesse an Las Vegas ausschließlich formalen Kriterien folgen würde und der sozialen Verantwortung der Planenden nicht gerecht werde. 

Denise Scott Brown reagiert vier Jahre später in einem Artikel im Magazin Opposition (s. Opposition 5, 1976) auf diese Kritik wie folgt: „Inspirational sources for a new, socially-based formalism might include the Pop artists and the city around us, particularly sprawl city and the commercial strip. If our problem is the automobile city and the need to produce humane architecture in the mass society, and literally in its parking lots, then I believe we should search for formal languages and nascent problem-solutions within the problem-ridden automobile city itself, and particularly in its newer, more clearly developed versions in the American southwest (...).“

Diesen Moment nutzen wir als Ausgangspunkt einer Selbstbefragung zu dem Klischee der Stadt Los Angeles.