Für uns sind Sozialräume Orte, an denen Menschen auf die eine oder andere Weise zusammen leben. Sozialräume sind von daher keine funktional zu definierenden Räume, die sich etwa von Wohnräumen, Verkehrsflächen oder wirtschaftlich genutzten Orten abgrenzen lassen. An allen diesen Orten leben Menschen mit anderen zusammen und haben diese für sie eine Bedeutung. Aus diesem Grunde können potentiell alle Orte Teile meines Sozialraums sein, wenn diese für mein Leben mit anderen wichtig sind. Der Wohnraum kann weniger wichtig sein, weil dort keine sozialen Kontakte bestehen, als beispielsweise die Tankstelle oder der Sportverein. Sozialräume überschreiten von daher die Grenzen eines geographisch-physischen Ortes und seine Funktionalität. Der Sozialraum der meisten Menschen besteht aus einer dispersen Landschaft von verschiedenen Orten etwa der Schule oder der Arbeitsstätte, den getrennten Lebensorten von Kindern und Eltern und vielen mehr. Im Zeitalter von größter Mobilität und globaler Vernetzung spielen dabei Nähe und Ferne dabei oft nicht so eine große Rolle. Dennoch sind nicht alle Orte Teil des Sozialraums eines Menschen, da viele keine soziale Bedeutung für ihn haben. Es ist deshalb wichtig zu wissen, welche Bedeutung jede und jeder ihren Orten hinsichtlich ihres Zusammenlebens mit anderen gibt. Ausgangspunkt unseres Sozialraumverständnisses ist es, dass die Wahrnehmung und Interpretation von Räumen durch die Individuen für die Definition des Sozialraums zentral steht und der Ausgangspunkt sein muss, um beispielsweise planerisch auf die Bedürfnisse der Einzelnen eingehen zu können. Obwohl die individuelle Perspektive auf den Sozialraum hier als maßgeblich angesehen wird, verstehen wir diese allerdings auch schon als Produkt sozialer Prozesse (Sozialisation) und wird diese durch die besondere Lebenssituation etwa hinsichtlich der kulturellen Hintergründe, sozialer Situation oder Gender geprägt. Diese Lebensumstände determinieren nicht die Art und Weise, wie jemand seinen Sozialraum konstruiert, aber sie entscheiden über Möglichkeiten und Unmöglichkeiten eines selbstbestimmten Lebens.