Erhalten – Erneuern – Beteiligen. Partizipation als Verhandlungsgegenstand der städtebaulichen Denkmalpflege im Kontext der Stadterneuerung
Erstbetreuer
Prof. Dr. Gerhard Vinken (Otto-Friedrich-Universität Bamberg)
Programm
Interdisziplinäres Graduiertenkolleg "Identität und Erbe" (DFG-GraKo, assoziiert seit: 2016)
Kurzdarstellung
In der städtebaulichen Denkmalpflege wird das relationale Verhältnis von historischer Bebauung und Stadtstruktur unter historisch sozio-ökonomischen sowie naturräumlichen Rahmenbedingungen betrachtet. Diese Perspektive weist hinaus über den eng gefassten Kriterienkatalog, der den Denkmalstatus für Einzelobjekten oder Ensembles begründet, und schreibt jedem Siedlungskern und Quartier eine eigene historische Bedingtheit und Bedeutung zu. Stadtcharakter oder „städtische Identität“ zeige sich hier in den tradierten Zusammenhängen – denkmalpflegerisch-städtebauliche Wertigkeiten gelten als Anhaltspunkt, um Ortsgeschichte erfahrbar zu machen. An die städtebauliche Denkmalpflege werden neue Anforderungen gestellt. „Historische Stadtlandschaften“ sollen vermehrt lokale „Identitäten“ und „Gemeinschaften“ stärken, demokratisch gestaltet werden und zum Ausgangspunkt städtischer Entwicklung genommen werden. Gleichzeitig sollen in einem ganzheitlichen Ansatz verschiedenen Erhaltungs- und Entwicklungsziele partizipativ und nachhaltig ausgehandelt werden. Mit dem Vertrauensschwund an zentralisierte Planungstheorien und der Frage nach der Repräsentationsfähigkeit von überregionalen Institutionen in lokalen Prozessen, wird jedoch auch die Denkmalpflege als „angewandte Wissenschaft“ hinterfragt. Während sie zum einen eine städtebauliche Stabilisierungsfunktion aufweist, ist auch sie gefordert, die hoheitlichen Befugnisse durch die kommunikative Gestaltung von Wandlungs- und Governanceprozessen zu begleiten. Geregelte Grundsätze, Abfragekriterien und Umsetzungsmöglichkeiten für Partizipations- und Beteiligungsformate in einer historisch informierten Stadterneuerung existieren jedoch nicht und treffen zusätzlich innerhalb der gesetzlichen und institutionellen Rahmenbedingungen auf den verschiedenen räumlichen Ebene (international, national, auf Länderebene, lokal) auf unterschiedliche Voraussetzungen und Herausforderungen.
In der Qualifizierungsarbeit soll daher die theoretische Fundierung partizipatorischer Ansätze für die städtebauliche Denkmalpflege erarbeitet werden. Dies geschieht durch die Analyse der Geschichte und Argumentationsstrategien der eigenen, sich zunehmend ausdifferenzierenden Fachdisziplin, die Kontextualisierung der Thematik in verwandten Disziplinen – z. B. der Kulturlandschaftspflege, der Neuen Museologie, der Stadtplanung und der Demokratietheorie – und auf die Abfrage und Überprüfung vielversprechenden theoretischer wie praktischer Ansätzen zur Synthetisierung der Eckpunkte „städtebauliche Denkmalpflege“, „Partizipation“ und „Stadterneuerung“.
Verfasserin
Lisa Marie Selitz studierte Kunstgeschichte sowie Kultur- und Sozialanthropologie im Zweifachbachelor an der Universität Münster und den Master Denkmalpflege an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Seit 2016 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Kompetenzzentrum Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien (KDWT) der Universität Bamberg. Weitere Informationen finden Sie hier und hier.
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