In diesem Semester beschäftigen wir uns mit einem außergewöhnlichen Quartier in Weimar. Es geht ausnahmsweise nicht um Klassik-Bauhaus-Denkmalschutz, sondern um ein ganz gewöhnliches Gewerbegebiet - aber mit großartigen Aussichten! Es liegt im Weimarer Westen zwischen Schwanseestraße und Asbach, hinter der Brücke nach Weimar-West, ein Ort, den kaum jemand kennt. Die Stadt Weimar hat das Gebiet schon länger im Auge und jetzt der Professor Städtebau als Testfeld für studentische Entwürfe angeboten.
Die Qualitäten sind so vielfältig, dass sie nummeriert werden müssen:
1. Viele Grundstücke liegen brach, sind unbebaut oder nicht benutzt. Gras wächst zwischen den Fugen im Beton: ein Gebiet im Dornröschenschlaf, das nur auf gute Ideen wartet!
2. Vorne die Schwanseestraße, hinten der Asbach, hier aber verrohrt und nicht zu sehen. Der schmale Fluss soll renaturiert werden, und es kann ein grünes Band entstehen, das von der Weimarhalle übers Freibad und das Stadion bis zum Stadtrand reicht - vielleicht auch als Radschnellweg bis nach Erfurt.
3. In der Mitte liegt ein Ort, der einigen Studierenden vielleicht bekannt ist: das Gaswerk Weimar, ein Kulturzentrum in alten Industriehallen, das durch Konzerte, Ausstellungen und Partys seit über 20 Jahren in der Stadt bekannt ist.
4. Nach den ersten Ideen der Stadt soll sich um das Gaswerk ein gemischtes Quartier aus Wohnen und Gewerbe entwickeln. Dieser Mix entspricht einem Modell im Städtebau, das seit einiger Zeit die Runde macht: das der ”Produktiven Stadt” - Arbeiten und Wohnen zusammenbringen, Verkehr vermeiden, Vielfalt und Lebendigkeit statt Schlafstadt und Ödnis.
5. Ein unscheinbarer Weg führt mitten durchs Quartier und über den Asbach zwischen alten Garagenhöfen nach Weimar-West, das Plattenbauviertel, das nie richtig mit der Stadt verbunden war. Vielleicht ist hier die Chance, mit dem neuen Quartier und dem kleinen Weg die Trennung zu überwinden.
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