Minimal invasiv - Maximal effektiv

Entwurfsbearbeitung//authors: Anna Kranitz, Luisa Fürst
Wintersemester 2022/23, Master Architektur

Jeder Bestand hat sein Potential. Das Potenzial der B7b liegt in seiner Dualität. Dualität durch seine Ausrichtung in der städtebaulichen Lage, in der das Gebäude wie eine Barriere zwischen dem Campus leben und dem Grünen des Ilmparks wirkt. Die OstWest Teilung zieht sich auch ins Innere des Gebäudes. Die Akzeptanz der Möglichkeiten und Grenzen des Bestands fordert einen neuen Blick auf die Anforderungen des Gebäudes. Der Entwurf setzt sich mit den Auswirkungen der Dualität auseinander nach dem Prinzip - minimal invasiv – maximal effektivAußenraum am Campus zum Leben erwecken. Eine Terrasse bietet den Studierenden einen neuen Treffpunkt um sich in den Pausen mit einem Kaffee oder Essen aus der Frühstücksmensa im Inneren in die Sonne zu setzen. Der städtische, laute Charakter der campuszugewandten Seite wird hier bewusst genutzt und gefördert. Im Kontrast bietet die ruhige, weniger frequentierte Nordseite in unmittelbarer Nähe zum Park einen Naturraum mit organischen Formen. Durch eine Verstärkung der Begrünung und vollständige Entsiegelung können Studierende hier im Grünen lernen oder entspannen. Voraussetzung, um das Gebäude zu Aktivieren ist eine energieeffiziente Gebäudehülle. Durch eine nachhaltige Außendämmung mit Holzfaserplatten reduziert sich der jährliche Heizwärmeverbrauch auf ein Fünftel des Bisherigen und das Gebäude bekommt eine neue Haut. Bei der Wahl der Oberflächenmaterialien gab es zwei Einflussfaktoren: es wird Bezug zu den keramischen Spuren der geschichtlichen Nutzung gemacht und gleichzeitig soll die Verbindung des Gebäudes mit dem Außenraum durch die reflektierende Erdgeschosszone betont werden. Auf der Campusseite fällt die Wahl auf eine hellgraue Fliese, die in verschiedenen Farben schimmert und mit den farbenähnlichen bodenfliesen verschmilzt. An den kurzen Seiten trifft diese auf die grün-reflektierende Fliese mit gleichem Format der gegenüberliegenden Seite und bildet ein Mosaik. Die Westseite wird außerdem mit farbigem Sonnenschutz gegen Überhitzung ausgestattet. Die Eigenschaften des Außenraums haben einen Einfluss auf die Raumatmosphäre im Inneren. Die gleichgroßen Räume werden auf der Ostseite durch Addieren von raumtrennenden Elementen in individuelle Einheiten eingeteilt während bei der Westseite durch die Wegnahme von einzelnen Trennwänden und Türen gemeinschaftliches Arbeiten ermöglicht wird. Durch die Umstrukturierung der Nutzungen gewinnen die Studierenden 25% mehr Arbeitsräume. Zu den freien Türöffnungen (auf Westseite) kommen öffenbare Fenster über den Türen (auf Ostseite) der Querlüftung zu Gute. Die Solaranlage auf der Dachfläche deckt einen Teil des erhöhten Strombedarfs durch die Studierenden untertags. Am Ende des Experiments B7b schließt sich der Kreis mit der CO2Bilanz. Der Bestand speichert 200t CO2-Äquivalent. Ein Neubau aus Kalksandstein-Mauerwerk würde 242t CO2 emittieren.Die Aufgabe des Projekts bestand darin, eine Alternative zum Neubau mit geringen CO2- Emissionen zu entwickeln. Die Zahlen zeigen, dass mit einer minimal-invasiven Herangehensweise viel erreicht werden kann mit Rücksicht auf die Umwelt.
Wir sagen UMBAU STATT ABRISS