"Dänische Staatsarchitektur in Schleswig und Holstein – 'Clash of cultures' an der Eider" Vortrag von Eva von Engelberg
Tagung der Arbeitsgruppe „Migration und Erbe“ von ICOMOS Deutschland "Grenzen und Nachbarschaften, Wanderungen und Begegnung. Frontières et voisinages, migrations et rencontres" (in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe SAGE der Universität Strasbourg und der Fakultät Architektur und Bauwesen der Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft), Karlsruhe/Straßburg 13.-15. September 2018
Die beiden „auf ewig ungeteilten“ Herzogtümer befanden sich über Jahrhunderte hinweg in einer so eigentümlichen wie komplexen Situation: Als nördlichster Teil des Heiligen Römischen Reiches bzw. Deutschen Bundes und zugleich unter der Herrschaft des dänischen Königs stehend bildete Holstein, eng verbunden mit Schleswig, eine Schnittstelle zwischen zwei Kulturkreisen. Besondere Brisanz erhielt diese Konstellation mit der Gesamtstaatspolitik des 18. Jahrhunderts, die auf ein einheitliches, zentral von Kopenhagen aus regiertes Reich zielte. Eine wichtige Rolle kam hier dem Bauwesen zu, das nun von Absolventen der Kopenhagener Kunstakademie bestimmt wurde. Mit C. F. Hansen besetzte seit 1784 erstmals ein Däne den Posten des holsteinischen Landbaumeisters, dessen Architektur mit der lokalen spätbarocken Bauweise brach und bei der Bevölkerung auf Widerstand stieß. Diese „dänische Staatsarchitektur“ fand außerhalb des Gesamtstaats keine Verbreitung. Dabei war dieser spezifische Klassizismus zunächst ein europäischer Import und wurde erst durch seine formale Konstanz und seinen konsequenten Einsatz zum „dänischen Stil“.