Seminar, Hauptstudium 2 SWS / 3 ECTS
Bis heute gilt der Mythos vom Bruch der Moderne mit der klassizistischen Tradition des 19. Jahrhunderts. Dahinter steht eine formalistische Idee der Architektur als Repräsentation (Architektursemiotik). Der Klassizismus er- schien schon John Ruskin als »langweilige Schaustellung wohlerzogener Blödsinnigkeit«. Auch Friedrich Nietzsche hatte vom Klassizismus als von einer »blödsinnig« (MA II, 275) machenden Kultur gesprochen. In kritischer Absicht verlangte er dagegen nach einer »leiblichen Symbolik« in der Ar- chitektur und die Sichtbarmachung der dionysischen, triebgesteuerten Vor- aussetzung des menschlichen Daseins. Nach Martin Heidegger gelang ihm damit programmatisch für die Moderne erstmals wieder seit dem Barock die Befreiung des »«Klassische[n]« aus der Missdeutung des Klassizistischen und Humanistischen«. Ob in Adolf Loos Wettbewerbsentwurf für den Chicago Tribune Tower, in Le Corbusiers 5 Punkte einer zukünftigen Archi- tektur, in Mies van der Rohes Neuer Nationalgalerie oder Peter Eisenmans Quardiola House: Es stellt sich die Frage nach dem Verhältnis von Klassik und Moderne, Klassizismus und Expressionismus, nach dem latenten Klassi- zismus der Moderne das hätte die Moderne mit dem Barock gemein.
Das Seminar findet zusammen mit Studenten der Universität Stuttgart und Prof. Gerd De Bruyn, Leiter des IGMA (Institut Grundlagen der moder- nen Architektur) und IGMADE der Universität Stuttgart statt. Nach einer Einführung (4 Wochen) wird ein Blockseminare jeweils in Stuttgart und Weimar veranstaltet. Die Veranstaltung ist als Lektüreseminar geplant. Sie wird in erweiterter Form im Sommersemester 2007 fortgesetzt. Maximale Teilnehmerzahl: 10 Leistungsnachweis: Testat Voraussetzung: Vordiplom, regelmäßige Teilnahme Bemerkung: Seminartermine: 11. Oktober 2006; 18. Oktober 2006; 25. Okto- ber 2006; 1. November 2006; 8. November 2006 und 1 Blockseminar jeweils im Dezember und Januar
Richtet sich an: Fächergruppe A: Grundlagen, Masterstudiengang Architek- tur, Hauptstudium/Master Mittwoch, 9.1510.45 Uhr, Raum 110, Hauptgebäude, Geschwister-Scholl- Straße 8
Einschreibung: am 9. Oktober 2006 im Sekretariat der Professur Entwerfen und Architekturtheorie
Vertr.-Prof. Dr. Jörg H. Gleiter
Vertretungsprofessor 2005-2007
Professor für Ästhetik an der Universität Bozen