Seminar im Bachelor Architektur 3. FS, 2 SWS | 3 ECTS
Als Revision der Moderne nimmt die Postmoderne eine wichtige Position in der Architekturtheorie ein – vor allem in Deutschland. Während noch in der Zwischenkriegszeit deutsche Architekten zu den revolutionärsten und radikalsten Vordenkern der Avantgarde gezählt hatten, so ließen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges neue Impulse und Beiträge zum Diskurs lange auf sich warten: Die Auseinandersetzung mit dem Kulturbruch der nationalsozialistischen Herrschaft und die Rückbesinnung auf das Erbe des Bauhauses – als Symbol eines eigenen, heldenhaft-progressiven architektonischen Impulses, der im International Style nachgerade universelle Gültigkeit erlangt hatte – resultiert in einer weitestgehend kritiklosen Anknüpfung an den internationalen Mainstream. Jede Form von Radikalität im Denken oder Entwerfen schien die Traumata des Dritten Reiches wachzurufen.
Es sind diese Traumata, an denen der Architekturhistoriker Heinrich Klotz (1935–1999) rührt. In zahlreichen Publikationen bemüht er sich darum, den Architekturdiskurs in Deutschland an den internationalen Diskurs anzubinden; eine zentrale Wirkungsstätte bildet seit 1984 das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt, das in diesem Jahr sein 30jähriges Bestehen feiert.
Anlässlich dieses Jubiläums widmet sich das Seminar dem Wirken Heinrich Klotz’ als Theoretiker und Diskursführer. Anhand ausgewählter Publikationen sollen seine Ideen einer Revision der Moderne, von der frühen Moderne über die Postmoderne bis hin zur kritisch rezipierten Zweiten Moderne analysiert und auf ihre Bedeutung für die Architektur der Gegenwart befragt werden.
Das Seminar beginnt mit einer Exkursion nach Frankfurt am Main, wo neben der Ausstellung „Mission: Postmodern“ im Deuschen Architekturmuseum (DAM) ausgewählte Bauten der Postmoderne besucht werden. Im Verlauf des Seminars ist ein Besuch in Berlin geplant, um im Gespräch mit Nikolaus Kuhnert, dem Chefredakteur der ARCH+ und langjährigen Diskussionspartner von Heinrich Klotz, ein Expertengespräch zu dessen Leben und Werk zu führen.
Ziel ist es, einen lebendigen und möglichst unmittelbaren Eindruck von Entstehen und Verhandeln architekturtheoretischer Positionen zu gewinnen, vor allem in Hinblick auf deren praktische Auswirkungen auf das Handeln des entwerfenden Architekten.
Organisatorisches
Termin: mittwochs, 09:15 – 10:45 Uhr, HG R. 108
Veranstaltungsbeginn: 22. Oktober 2014
Bitte beachten Sie, dass der Exkursionstermin bereits in der Einführungswoche stattfindet!
Exkursionstermin Frankfurt am Main: 18. Oktober 2014
Exkursionstermin Berlin: NN.