Seminar Master A+U ab 1. FS 2 SWS | 3 ECTS
Lehrender: Prof. Dr.-Ing. habil. Jasper Cepl
“Every designer must hold a position, even those who incorrectly claim that they have no theory, for no theory is itself a strong theoretical position.” — Royston Landau, 1984
Wer entwirft, hat — ob bewusst formuliert oder nicht — eine Haltung, eine Position, eine Architekturauffassung. Sie entwickelt sich mit wachsender Erfahrung und hilft dann beim Entwerfen, da sie vorherbestimmt und zugleich einschränkt, welche Lösungen in Frage kommen; sie sorgt dafür, dass man weiß, was man will — und, was man nicht will. Kurz: die Haltung gibt dem Entwerfen Richtung.
Nur ein Beispiel: ein Entwurf von Mies van der Rohe wird sich grundsätzlich von einem Le Corbusiers unterscheiden, auch wenn beides Architekten der Moderne sind. Warum ist da so? Weil ihre Auffassungen von dem, um was es in der Architektur geht und wie sie gemacht werden sollte, letztlich doch verschieden sind. Aber wie können wir das beschreiben? In Anlehnung an Roy Landau, der Anregungen aus der Wissenschaftstheorie verarbeitet, und sich dabei insbesondere auf die Ideen von Imre Lakatos zurückgreift, wollen wir versuchen zu verstehen, wie eine Haltung strukturiert ist — gibt es einen »harten Kern«, also Grundüberzeugungen, die niemals in Frage gestellt werden? Die dem Entwerfer vielleicht selbst gar nicht bewusst sind? Gibt es Regeln, wie etwas zu machen ist? Oder was gar nicht geht? Welche Theorien, Werte, Maßstäbe kommen zum Ausdruck? Lassen sich aus der Praxis übergeordnete Handlungsgrundsätze ableiten.
Um diesen Fragen beantworten zu können, werden wir gemeinsam eine Reihe grundlegender Texte lesen und dann selbst »Haltungsanalysen« — Landau spricht von »positional analysis« — durchführen, und zwar anhand der Werke von Architekten, die selbst gewählt werden können. Wir wollen so versuchen, die grundsätzliche Auffassung, die aus dem Schaffen unserer ›Vorbilder‹ spricht, zu entschlüsseln und uns so vor Augen führen, was hinter dem Werk steht.
Organisatorisches
Beginn: 18. Oktober 2019
Zeit: freitags, 11:00 - 12:30 Uhr
Ort: HG, R. 105