Nach 28 Jahren an der Bauhaus-Universität Weimar beginnt für Prof. Dr.-Ing. Jürgen Ruth der Ruhestand. in fast drei Jahrzehnten hat er die Entwicklung der Hochschule mitgeprägt.
Berufliche Stationen und der Weg nach Weimar
Nach seinem Bauingenieurstudium an der TU Darmstadt und der Promotion an der Universität Stuttgart unter Prof. Dr.-Ing. h.c. mult. Jörg Schlaich folgte 1997 der Ruf auf die Professur Massivbau II an der Fakultät Bauingenieurwesen (heute Bau- und Umweltingenieurwissenschaften) der Bauhaus-Universität Weimar. Im Jahr 2016 wurde ihm zusätzlich die Leitung der Professur Konstruktives Entwerfen und Tragwerkslehre an der Fakultät Architektur und Urbanistik übertragen. Als langjähriges Fakultätsratsmitglied, in Haushaltsausschüssen sowie im Prüfungsausschuss hat er die Entwicklung der Fakultäten Bau- und Umweltingenieurwissenschaften sowie Architektur und Urbanistik entscheidend mitgestaltet. 2013 gründete er gemeinsam mit Prof. Bernd Rudolf und Prof. Walter Stamm-Teske das bauhaus.institut für experimentelle architektur, bauhaus.ifex.
Interdisziplinäre und internationale Zusammenarbeit
Bereits in seiner Anfangszeit in Weimar erkannte Prof. Ruth ungenutzte Potenziale in der fakultätsübergreifenden Zusammenarbeit. Gemeinsam mit Prof. Rainer Gumpp (Professur Tragwerkskonstruktion an der Fakultät Architektur und Urbanistik, etablierte er eine Reihe von gemeinsam betreuten Masterprojekten, die später durch Forschungskooperationen ergänzt wurden. Dabei ist auch die enge Verzahnung mit den experimentellen Werkstätten, z.B. für die Begleitseminaren bei Masterprojekten und bei Forschungsaktivitäten eine wertvolle Entwicklung.
Seine berufliche Laufbahn war von zahlreichen internationalen Kooperationen und Austauschprojekten geprägt. Forschungs- und Lehrprojekte führten ihn unter anderem nach Addis Abeba, Kalifornien und Mexiko, wo er mit Wissenschaftler*innen innovative Ansätze im nachhaltigen Bauen entwickelte. Auch studentische Exkursionen nach London, Helsinki, Wien, Mailand, Amsterdam, Rotterdam, Barcelona und Venedig gehörten zu seinem Engagement.
Herausragende Forschungs- und Lehrprojekte
Prof. Ruth hat zahlreiche innovative Projekte initiiert, darunter der mehrfach ausgezeichnete, im Auftrag des Freistaats Thüringen entwickelte Thüringer Klima-Pavillon (2017), das Screenhaus Solar (2010), prämiert als ausgezeichnetes Projekt im Rahmen von »Deutschland – Land der Ideen« und das Aufwindkraftwerk-Projekt (2008), das mit dem Dr. Tycka Energie-Preis ausgezeichnet wurde. Zudem bahnte er Forschungsprojekte zu nachhaltigen Bauweisen mit Lehm, Stroh und Holz sowie die Forschergruppe »Green Efficient Buildings« zusammen mit dem Fraunhofer-Institut Halle und dem Institut für Angewandte Bauforschung Weimar an. Die von ihm mitentwickelte Lehrveranstaltung »Nachhaltiges Bauen« in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Seine langjährige wissenschaftliche Koordination des Bauhaus-Solar-Kongresses in Erfurt sowie die erfolgreiche Einreichung von Patentschriften für Mikrowellenstroh und die Mauerwerksmethode, die beide in dieser Woche auf der Hannover Messe präsentiert werden, sind ebenfalls hervorzuheben.
Beitrag zur Fakultätsentwicklung und Impulse für die Zukunft
Als Mentor und Forscher hat Prof. Ruth vier promovierte Mitarbeiter auf Professuren an europäischen Hochschulen vorbereitet. »Es ist für jeden jungen Wissenschaftler möglich, bei entsprechendem Engagement eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen«, betont er. Zukunftsweisend sieht er insbesondere die Verknüpfung von Nachhaltigkeit mit gestalterischem Anspruch und die Bedeutung wissenschaftlicher Methoden im kreativen Bereich. »Die Ergebnisse des Masterprojektes Beyond Horizon bei der Jahrestagung der Kanzler deutscher Universitäten vorgestellt zu sehen, war ein großartiger Moment«, so Ruth. Studierende hatten sich im Wintersemester 2023/24 der Frage gestellt, wie Architektur aussehen würde, wenn es alle Umweltbedingungen nur in ihren extremen Formen gäbe und wenn Gebäude dauerhaft großer Hitze, Kälte, Stürmen, Erdbeben, Überschwemmungen und anderen Naturereignissen ausgesetzt wären.
Zukunftspläne und Abschiedssemester
Auch nach dem offiziellen Abschied bleibt Prof. Ruth akademisch aktiv: Er ist weiterhin als wissenschaftlicher Leiter des Holzbau-Studiengangs an der Bauhaus Weiterbildungsakademie Weimar sowie in verschiedenen Jurys bei Architekturwettbewerben deutschlandweit tätig. Musikalisch wird er seiner Band Tikiwaves treu bleiben. Im Sommersemester 2025 gibt er unter anderem mit dem Entwurfsprojekt »School of Mind« sein Abschiedssemester. Studierende stehen hier vor der Aufgabe einen Ort der Entschleunigung und der inneren Einkehr zu entwerfen. Seine Verbundenheit zur Bauhaus-Universität Weimar bringt er zum Abschied auf den Punkt: »Das war meine Hochschule.«
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