Die gute Nachricht vorweg: »Nahezu alle Lehrinhalte der Fakultät Bauingenieurwesen können in digitale Angebote umgewandelt werden«, berichtet Studiendekan Prof. Conrad Völker. In Rekordzeit erarbeiten die Lehrenden derzeit vielfältige Formate im Bereich »eLearning«, um das Sommersemester 2020 so attraktiv wie möglich zu gestalten. Erprobt wurden diese bereits im Rahmen der weiterbildenden Studiengänge »elBau« und »nuBau«.
Die Hörsäle, Seminarräume und PC-Pools in der Marienstraße sind verwaist. Auch in der Coudraystraße sind die Gänge leer. Und dies wird voraussichtlich auch zum Semesterstart am 4. Mai so bleiben. Die Corona-Pandemie hat ihre Spuren auf dem Campus der Bauhaus-Universität Weimar hinterlassen. Präsenzveranstaltungen, Exkursionen oder Laborpraktika müssen entfallen oder werden auf unbestimmte Zeit verschoben. Doch wie wird Goethe so oft zitiert: »Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen.« Und so betrachtet Fachstudienberaterin Karin Gorges die Krise zugleich als Chance: »Ich hoffe, dass die Lehrenden neue Tools entdecken, die sie auch in künftige Lehrveranstaltungen einbeziehen können«, erklärt die Dozentin der Professur Bauphysik.
In diesem Zusammenhang befürwortet Karin Gorges vor allem die intensivere Nutzung der Lernplattform Moodle in den grundständigen Studiengängen: »Studierende haben schon öfter rückgemeldet, dass es schön wäre, eine einheitliche Anlaufstelle für Lehrinhalte zu haben. Moodle kann das bieten«, weiß die Dozentin aus eigener Erfahrung. Als Fachstudienberaterin für die weiterbildenden Studiengänge »Bauphysik und energetische Gebäudeoptimierung« (elBau) sowie »Methoden & Materialien zur nutzerorientierten Bausanierung« (nuBau) ist Karin Gorges mit dem Konzept des ›Integrierten Lernens‹ (engl. Blended Learning) bereits vertraut: »Es verbindet die Vorteile klassischer Präsenzveranstaltungen mit denen des eLearnings.«
Digitale Tools wie Videoaufzeichnungen, Online-Skripte, Selbsttests, Online-Konferenzen oder Chats bieten Flexibilität, Ortsunabhängigkeit und Effektivität beim Lernen. Allerdings können analoge Vorlesungs- und Seminarinhalte nicht 1:1 ins Netz übertragen werden: »Die Vorlesung sollte nicht länger als 45 Minuten sein, besser kürzer«, rät Karin Gorges. Da die Aufmerksamkeitsspanne geringer ist als bei Präsenzvorlesungen, sollten Online-Vorlesungen in kleinere Einheiten unterteilt werden. Ergänzend sollten den Studierenden Foliensätze als Grundlage für Mitschriften zur Verfügung gestellt werden. Auch Live-Vorlesungen oder Online-Seminare können eingesetzt werden, um den persönlichen Kontakt mit den Studierenden zu halten. Allerdings benötigen Live-Formate viel Serverkapazität, gibt Karin Gorges zu bedenken: »Bei den momentan immens gestiegenen Zugriffszahlen, kann es daher besonders in den Hauptnutzungszeiten zu Engpässen kommen.«
Welche Formate am besten geeignet sind, wird derzeit an den verschiedenen Lehrstühlen der Fakultät Bauingenieurwesen getestet. »Vermutlich wird die eine oder andere Kinderkrankheit zum Semesterstart auftauchen, aber die Dozentinnen und Dozenten sind bemüht, das Online-Angebot stetig zu verbessern«, weiß Studiendekan Prof. Völker.
Da momentan nicht absehbar ist, ob und wann Präsenzveranstaltungen im Sommersemester möglich sein werden, denken die Lehrenden der Fakultät Bauingenieurwesen auch bereits über »Digitale Prüfungsformate« nach. »Das Problem sind Schwierigkeiten bei der Rechtssicherheit von fernschriftlichen Prüfungen. Ausgenommen die Systeme, wo die Studierenden im Computerpool Klausuren schreiben. Aber das bringt uns ja momentan nicht weiter«, erläutert Karin Gorges.
»Mündliche Prüfungen wie beispielsweise Projektpräsentationen, die am Wochenende oder in den Abendstunden abgehalten werden, laufen jedoch erfahrungsgemäß ganz gut über Adobe Connect, ein Konferenzdienst des Deutschen Forschungsnetz (DFNconf)«, fährt die Dozentin fort.
Eine weitere Variante bietet die Software BigBlueButton (BBB) in Moodle. »In beiden Systemen gibt es Break Out-Räume, wo sich die Prüfungskommission zurückziehen, über die Note beraten und dann wieder in den virtuellen Hauptraum zurückkehren kann, um das Prüfungsergebnis zu verkünden«, erläutert Karin Gorges. An der Professur Intelligentes Technisches Design wurde das BBB-System bereits erfolgreich getestet, wie Prof. Koch bestätigt: Als erste Absolventin der Professur verteidigte Frau Liselot Ramirez am 1. April 2020 ihre Masterarbeit zum Thema »Mixed Reality Interface Prototype for Smart Home Systems« über Moodle. »Dafür wurde eigens ein Videokonferenzraum angelegt. Dies ist ein wichtiger Schritt im Bereich der Digitalisierung der Lehre«, postuliert Prof. Koch.
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