Für die Entwicklung einer technologischen Innovation im Bereich der Baustoffingenieurwissenschaft sind drei Wissenschaftler der Bauhaus-Universität Weimar auf der internationalen Fachmesse »Ideen – Erfindungen – Neuheiten« iENA 2021 in Nürnberg mit einer Silbermedaille geehrt worden.
Mit ihrer Patentanmeldung haben Prof. Dr.-Ing. Horst-Michael Ludwig, PD Dr.-Ing. Frank Bellmann und Dr.-Ing. Hans-Bertram Fischer von der Professur Werkstoffe des Bauens an der Fakultät Bauingenieurwesen auf der diesjährigen Erfindermesse in Nürnberg überzeugen können. Für ihre Erfindung »Wasserbeständiger Gipsbinder bzw. Gipsmörtel« erhielt das Forscherteam eine Silbermedaille.
Die Erfindung betrifft ein Bindemittel aus Gips, das auch bei dauerhafter Feuchtigkeit keinen Verlust der Festigkeit erleidet. »An der Professur beschäftigen wir uns schon lange damit, wie Gips feuchteresistent eingesetzt werden kann, denn dass das in der Vergangenheit schon einmal möglich war, wissen wir – die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek, welche 1691 gegründet wurde, ist dafür ein Beispiel«, erläutert Prof. Dr.-Ing. Horst-Michael Ludwig, Leiter der Professur Werkstoffe des Bauens.
Der Nachteil von regulärem Gips ist seine Empfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit. Diese Empfindlichkeit kann zu Festigkeitsverlust und teilweise sogar zur Lösung des Gipses führen, weshalb die Anwendung von gipshaltigen Produkten im Außenbereich bisher kaum möglich ist. Um neue Einsatzgebiete erschließen zu können, entwickelten die Wissenschaftler eine neuartige Rezeptur für den Gipsbinder bzw. Gipsmörtel, indem sie Gips in einer bestimmten Konzentration mit feingemahlenem Hüttensand und Portlandzementklinker mischten. Der Gipsbinder wird so resistent gegenüber Feuchtigkeit und behält eine hohe Festigkeit.
»Die Erfindung ist besonders für die Putz- und Mörtelindustrie interessant, da ein vielseitig anwendbares Bindemittel auf Gipsbasis nun auch für Anwendungen im feuchten Milieu sowie im Außenbereich zur Verfügung steht. Aufgrund der geringeren Brenntemperatur können Unternehmen Kosten und Zeit im Herstellungsprozess sparen. Außerdem entlastet die Erfindung auch unsere Umwelt, da durch den verringerten Energieverbrauch und insbesondere durch die CO2-freie Umwandlung von Roh- zu Baugips auch der CO2-Ausstoß deutlich minimiert wird«, betont Ludwig die Vorteile der Erfindung. »Auf Basis dieser Patentanmeldung werden wir weiter in dieser Richtung forschen und an Lösungen für die Praxis arbeiten.«
Thüringer Innovationen 2021
Die Erfinder- und Neuheitenausstellung iENA ist die wichtigste internationalen Fachmesse für Ideen, Erfindungen und Neuheiten und findet seit 1948 in Nürnberg statt. Innovationen von Thüringer Universitäten werden vor Ort vom Landes Patentzentrum Thüringen (PATON) vertreten. In diesem Jahr war die Verwertungsagentur im Rahmen des Gemeinschaftsstandes »Thüringer Verwertungsbund« mit zwölf Erfindungen vertreten. Die vorgestellten Neuheiten der Thüringer Hochschulen und Forschungseinrichtungen werden nun weiter von der PATON-PTH betreut und die Erfinderteams auf dem Weg zu einer Verwertung unterstützt.
Aufgrund der pandemischen Lage konnte die für den 30. November geplante Preisverleihung nicht stattfinden. Die Preisträger sollen nun im Januar 2022 bei der Thüringer Auszeichnungsveranstaltung im Senatssaal der TU Ilmenau geehrt werden.
Die Bauhaus-Universität Weimar erhält folgende Auszeichnung:
Silbermedaille
»Wasserbeständiger Gipsbinder bzw. Gipsmörtel«
Deutsche Patentanmeldung: DE 10 2021 125 435.3, Fachgebiet: Bauingenieurwesen, Baustoffkunde.
Erfinder: Prof. Dr.-Ing. Horst-Michael Ludwig, PD Dr.-Ing. Frank Bellmann, Dr.-Ing. Hans-Bertram Fischer
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