Für einen Workshop mit anschließenden Bauwerksuntersuchungen reisten vier Wissenschaftler und Studierende der Fakultät Bauingenieurwesen nach Bhutan.
Dieser zweite Workshop im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Anbahnungsprojektes fand vom 29. September bis 06.Oktober 2015 in Thimphu, Bhutan statt. Im Anschluss wurde bis zum 04. November 2015 ein vierwöchiges Gebäudemonitoring durchgeführt. Dafür haben zwei Studierende des Masterstudiengangs Bauingenieurwesen gemeinsam mit Mitarbeitern des „Department of Engineering Services“ des „Ministry of Works and Human Settlement“ Gebäude in Bhutan hinsichtlich ihrer thermischen Eigenschaften, ihrer Luftdichtheit, ihrem Raumklima und der kapillaren Wasseraufnahme der verwendeten Wandbaustoffe untersucht.
Nach mehreren Wochen intensiver Vorbereitung reisten Prof. Dr. Mark Jentsch von der Juniorprofessur Urban Energy Systems, Dipl.-Ing. Christoph Kulle von der Professur Bauchemie und Polymere Werkstoffe sowie die Masterstudenten Tobias Bode und Toni Pauer Ende Oktober nach Bhutan. Die Reise fand im Rahmen eines Anbahnungsprojektes statt, das sich mit den Möglichkeiten zu einer nachhaltigen Wärmedämmung in Bhutan befasst und vom BMBF im Rahmen der Initiative zur Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern im asiatisch-pazifischen Raum gefördert wird. Der Workshop war der zweite große Meilenstein im Forschungsprojekt, das im April 2015 mit einem einwöchigen Aufenthalt der bhutanischen Kollegen in Weimar begonnen hatte.
Die Workshopwoche begann mit Vorträgen von Seiten der Bauhaus-Universität Weimar vor den Mitarbeitern des Department of Engineering Services. Themen waren das Baurecht, das Normgebungsverfahren und die Qualitätsstandards in der Bauindustrie sowie das duale Ausbildungssystem in Deutschland. Ergänzt wurde dies durch Vorträge zur Ausführung von Konstruktions- und Anschlussdetails an Wänden, Fenstern und Dächern in Deutschland sowie deren Übertragbarkeit auf Bhutan. Weiterhin diente der Aufenthalt dazu, einen Einblick in den derzeitigen Gebäudebestand sowie die Baustoffherstellungsprozesse und Konstruktionsweisen in Bhutan zu erlangen. Auch ein Erfahrungsaustausch mit ansässigen Handwerksbetrieben und lokalen Fachleuten in der Baustoffherstellung wurde angeregt. Außerdem konnte mit zahlreichen Baustellen- und Bestandsbesichtigungen ein umfassender Überblick über die reiche Architektur des Landes geschaffen werden.
Nach einer erfolgreichen Workshopwoche, die auch einen gemeinsamen Probelauf für das Gebäudemonitoring mit Prof. Dr. Mark Jentsch und Dipl.-Ing. Christoph Kulle umfasste, begann für die beiden Studierenden Tobias Bode und Toni Pauer das vierwöchige Monitoringprogramm in und um die Hauptstadt Thimphu. Die vorgenommen bauphysikalischen Tests waren vorwiegend Behaglichkeits-, Wärmdurchgangs- und Luftdichtheitsmessungen. Um einen Einblick in die vorhandenen Konstruktionsweisen zu bekommen, wurde an vier unterschiedlichen, für Bhutan charakteristischen Gebäudetypen geforscht.
Eine für das deutsche Projektteam völlig neue Bauweise stellten Gebäude aus den sogenannten „Cement Stabalized Earth Blocks“ dar. Dabei handelt es sich um Mauerwerkssteine aus Lehmerde mit Zementbeimischung, die manuell oder halbautomatisch gepresst werden und eine lokale Weiterentwicklung historischer Lehmbauweisen darstellen. Besonders spannend war es für das Team, Gebäude in traditioneller Bauweise mit mächtigen Wänden aus Stampflehm zu untersuchen. So konnten die Messungen auch an mehr als 200 Jahre alten Gebäuden vorgenommen werden, was die Arbeitsgruppe mehrfach vor große Herausforderungen stellte, da in alten Bauernhäusern traditionell keine Glasfenster verbaut wurden. Mit bester Unterstützung der Mitarbeiter des Ministeriums ließen sich jedoch geeignete Objekte finden.
Ein besonderes Anliegen des Ministry of Works and Human Settlement lag in der Untersuchung eines Gebäudes aus „Cellular Leightweight Concrete“. Diese Leichtbetonsteine stellen für Bhutan einen neuen und innovativen Baustoff dar, der derzeit noch aus Indien importiert werden muss. Es soll geprüft werden, ob eine Produktion dieser Steine in Bhutan möglich und zweckmäßig wäre. Der vierte Gebäudetyp, der Gegenstand der Untersuchungen war, sind Gebäude in Stahlbetonskelettbauweise mit Ausmauerungen aus Ziegelsteinen. Dieser Konstruktionstyp ist gegenwärtig die häufigste und verbreiteteste Bauweise in der rasant wachsenden Hauptstadt Thimphu.
Nach den zahlreichen Messreihen und Gebäudeuntersuchungen kann der Gebäudebestand in Bhutan insgesamt durch hohe Wärmeverluste durch fehlende Wärmedämmung und sehr hohe Infiltrationsraten durch schlecht abgedichtete Fenster und Türen charakterisiert werden. In den nächsten Wochen wird an der Bauhaus-Universität Weimar eine detaillierte Auswertung aller Messergebnisse stattfinden, um diese beim finalen Workshop in Weimar im kommenden Frühjahr mit den Projektpartnern aus Bhutan zu diskutieren und Ansätze für Optimierungsmaßnahmen zu entwickeln.
Kontakt:
Prof. Dr. Mark Jentsch
Tel.: +49 (0) 36 43/58 46 32
E-Mail: mark.jentsch@uni-weimar.de
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